Maxie und ein Fisch mit Fernweh
Platz haben und Mama eine Tierklinik eröffnen kann.“
Jonas schaut Hoppel superverliebt an. „Meine Mutter glaubt, bei meinem Vater habe ich es besser als in Amerika. Ich fände es aber mindestens genauso cool, alleine zu sein, bis meine Mutter fertig ist mit arbeiten.“
Nee, also ich würde mich total gruseln, so ohne Mama und Kassia und Jule und die ganzen Tiere. Aber das sage ich nicht, Jonas ist ohnehin durch den Wind.
„Klar!“ Mehr fällt mir nicht ein. „Könnte crazy sein, so in Amerika. Lecker Pizza, Dosenravioli.“
Jonas nickt eifrig. „Genau. Ich bin ja kein Baby mehr. Aber meine Eltern behandeln mich noch immer wie eines. Wann kapieren die das endlich mal?“
Wir schweigen eine Weile vor uns hin. Hoppel mümmelt im Schlaf an einer unsichtbaren Möhre.
„Vielleicht hätte meine Mutter nichts gegen ein Haustier, wenn ich allein bei ihr wohne, sie ist ja nicht allergisch“, sagt Jonas schließlich. „Könnte auch ein Hamster sein. Ein ganz winziger. Mit dem könnte ich tagsüber Spaß haben, bis sie nach Hause kommt.“
Ich stöhne laut auf. Die anderen in meiner Klasse sind genauso drauf. Keiner hat richtig Ahnung von Tieren. „Hamster sind nachtaktiv“, belehre ich ihn gereizt. „Die müssen am Tag schlafen, sonst werden sie krank. Vielleicht kriegst du ja einen Hund. Janas Tante hat Welpen übrig. Total niedlich.“
Jonas knuddelt Hoppel. „Nein, lieber einen Hasen. Wie den da.“
„Kaninchen“, verbessere ich. „Hasen fühlen sich in einer Wohnung nicht so super. Sie brauchen einen Garten und wollen Löcher in die Erde buddeln.“
Jonas grinst. „Du weißt ja wirklich alles besser. Typisch Mädchen. Ist mir heute in der Schule schon aufgefallen. Dann eben doch einen Fisch. Vielleicht wäre ich der Erste, der einem Fisch sprechen beibringt. Da du so superschlau bist: Hast du vielleicht eine Idee, wie ich hier so schnell wie möglich wieder wegkomme?“
Ich runzle die Stirn und tue so, als würde ich eine halbe Ewigkeit über seine Frage grübeln. „Also, ich finde es super hier“, sage ich und hätte plötzlich wieder Lust auf ein bisschen streiten.
„Ja, ist ja gut. Wenn ich mit meiner Mutter hier wäre, fände ich es auch klasse“, sagt Jonas hastig. „Kein Zoff jetzt, o.k.? Also, was ist. Hast du eine Idee?“
Ich nicke. „Aber entweder alle oder keiner. Schließlich will unsere Mutter eine Tierklinik aus der Villa machen.“
Ich warte so lange ab, bis bei Jonas der Groschen fällt. „Ach so, na klar“, ruft er. „Du willst, dass sich mein Vater und Luki woanders eine Wohnung suchen. Aber ich sage dir gleich, mein Vater hat keine Angst vor Poltergeistern oder sonstigen Ungeheuern. Ich meine, dass es spukt, kannst du ihm nicht verklickern. Das ist ihm egal.“
Ich grinse. „Schon klar, dass dein Vater nicht mehr an den Weihnachtsmann glaubt. Aber nervige Tiere, herumfliegende Katzenhaare oder Hasenkötel oder Schlimmeres findet er sicher überhaupt nicht spaßig, stimmt’s? Am besten, du kommst morgen nach der Schule zu uns, dann kannst du dir unseren ganzen Zoo mal angucken. Zuallererst brauchen wir nämlich einen richtig guten Plan, wie die Feldherrn früher, Cäsar und so. Damit auf keinen Fall was schiefgeht.“
Zum ersten Mal seit ich den Pfefferjungen kennengelernt habe, bleibt sein Mund offen stehen vor Staunen. „Hammer!“, sagt er. Mehr nicht.
Ich nicke selbstgefällig. „Genau das. Aber kein Wort zu niemandem. Merke dir: Wir zwei haben uns nie getroffen!“ Den letzten Satz habe ich mal in einem Buch gelesen und fand ihn einfach super. Ich lasse ihn mir auf der Zunge zergehen und betone jede Silbe.
Leider versteht mich Jonas nicht wirklich. „Hä?“, fragt er verwirrt. „Wieso? Wir gehen doch in eine Klasse und sitzen nebeneinander.“
Ich stehe ungeduldig auf. Meine Beine sind eiskalt und ich habe das Gefühl, dass ich vor Jahren das letzte Mal geschlafen habe. „Das sagen Agenten nur so“, antworte ich gereizt. „Ich muss jetzt wirklich ins Bett. Gute Nacht. Ach, und setz Hoppel zurück in sein Haus und mach das Gatter zu, bevor du schlafen gehst.“
Ich wandere eilig zurück und laufe direkt in Eddy hinein, so tief in Gedanken versunken bin ich. Eddy niest mich kräftig und sehr feucht an.
„Ihhh, du olles Ferkel“, quieke ich und flüchte mich in Lichtgeschwindigkeit in mein gemütliches Bett. Zum Glück habe ich niemanden geweckt.
Noch bevor die Lampe bei Jonas ausgeht, bin ich eingeschlafen.
Hätte mir jemand …
Hätte
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