Maxie und ein Fisch mit Fernweh
Liebling steht darauf. Passt perfekt. Herr Pfeffer benimmt sich wie eine Mischung aus Windelpupser und Hundebaby. Aber das haben Jonas und ich mit unserem Sebastian-Pfeffer-Vertreibungsplan ja beabsichtigt. Ich selbst trage die Kiste.
„Bring du den Tee zu Mama hinauf, ich kümmere mich inzwischen um unsere Kleinen “, befehle ich, als wir in Rekordzeit zurück in der Villa sind.
Ich verfrachte Cäsar auf die weißen Tasten e und f. Da hat er schön viel Platz, weil ihn keine schwarzen Tasten stören.
Als Belohnung lege ich ihm noch ein Stück Vollmilchschokolade hin. Cäsar verschlingt es mit einem Happs und fängt an zu dösen.
Die anderen Springmäuse packe ich in den Resonanzkasten. Sie sind darauf trainiert, aus Kartons herauszuspringen. Bestimmt klappt das auch mit einem Klavier. Ich hoffe, dass sie nicht alle gleichzeitig loshüpfen, sondern eine nach der anderen, so wie sie das gelernt haben. Ihnen gebe ich aber keine Schokolade. Sonst sind sie zu faul für das Kunststückchen.
„Traratraratrara! Die Vorstellung kann beginnen!“, juble ich in mich hinein.
Ich schließe den Deckel gerade rechtzeitig und verziehe mich, bevor Mama mit Kassia, Jonas, der die Teekanne trägt, und Herrn Pfeffer auf dem Treppenabsatz auftaucht. Mit wackeligen Beinen und immer noch kreidebleich wankt Herr Pfeffer die Stufen herunter. Wie einen Schwerkranken führt Mama ihn ins Wohnzimmer. Dort plumpst er erleichtert in einen riesigen Sessel.
„Sie sind eine echte Heldin, Klementine!“, sagt er. Er schnappt sich Mamas Hand und lässt sie gar nicht mehr los.
Hoppla! Langsam geht der Spaß zu weit. Und beim Vornamen sind die beiden auch schon. Wird höchste Zeit, dass der Pfefferkopf wieder aus unserem Leben verschwindet. Kassia und ich tauschen einen alarmierten Blick aus.
Auch Jonas starrt verwundert auf seinen Händchen haltenden Vater.
„Soll ich dir noch mal die Deutsch-Hausaufgabe erklären, Jonas?“, unterbreche ich die idyllische Stimmung mit lauter Stimme.
„Ja, das wäre super!“, ruft Jonas erleichtert. „Vielen Dank für Ihre Hilfe, Frau Buntschuh“, sagt er höflich und hält Mama den Kamillentee hin.
Mama lässt Herrn Pfeffers Hand los und greift nach der Kanne. „Bitte, gern geschehen“, sagt sie überrascht. Vermutlich denkt sie gerade, dass Jonas gar nicht so ungezogen ist.
Hach. Sehr schlau!
„Bin gleich wieder da!“, rufe ich und verziehe mich mit Jonas hinaus in den Garten. Wir verstecken uns hinter dem Kaninchenstall, damit uns niemand aus der Villa beobachten kann. Ich erkläre ihm haargenau, wie die Mäusepfeife funktioniert. Für einen Trainingsdurchlauf haben wir ja leider keine Zeit mehr. Hoffentlich merkt Jonas sich in der Aufregung alles, was ich ihm sage.
„Wichtig ist, dass du die Mäuse sofort wieder in die Transportkiste setzt, nachdem sie aus dem Klavier rausgesprungen sind. Dafür musst du dreimal kurz dreimal lang dreimal kurz in die Pfeife hineinpusten. Wie das SOS-Zeichen beim Morsealphabet. Kapiert? Dann schleichst du raus und bringst die Kiste hierher zu den Kaninchen. Danach gehst du in dein Zimmer und gibst mir Lichtzeichen. Am besten wieder SOS. So weiß ich Bescheid und schnappe mir unsere Mäuse.“
Ich sehe ihn erwartungsvoll an. „Na? Alles klar?“
Jonas nickt. Er ist ganz bleich vor Aufregung. „Alles kapiert. Maxie, du bist echt genial.“ Seine braunen Knopfaugen strahlen mich vertrauensvoll an.
„Keine große Sache“, sage ich verlegen. „Einem Freund hilft man doch gerne aus der Patsche. Auch wenn du nur ein Junge bist.“
Ich kann immer …
Ich kann immer noch nicht fassen, dass der Mäuseangriffsplan schieflief und die Sache aufflog. Dabei war das eine der besten Ideen, die ich je hatte. Denn anstatt dass Sebastian Pfeffer bibbernd auf dem Sofa liegt und zehn Makler gleichzeitig anruft, die ihm eine schicke, garantiert mäusefreie Neubauwohnung besorgen, hockt er in unserer Küche herum und hält mit Mama Jüngstes Gericht über uns.
Dumm gelaufen. Aber echt.
Jonas kann ich keinen Vorwurf machen. Er ist der einzige richtige Held hier.
Er behauptet nämlich seit einer Stunde hartnäckig, dass das alles ganz alleine seine Idee war und dass er uns die Wüstenspringmäuse nur geklaut hat, um seinen Papa damit zu ärgern. Wegen seiner Mama und Amerika und so weiter.
Absoluter Quatsch. Das glaubt ihm nicht einmal sein wütender Vater.
Vielleicht waren die anderen Springmäuse ja verwirrt, weil Sebastian Pfeffer den Klavierdeckel mit solcher
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