Maximum Trouble
ich rückwärts bis zur Wohnungstür und tastete mit der linken Hand nach dem Griff. Die Tür ging nicht auf. Ich tastete weiter und fühlte einen Schlüssel. Den Sado-Ossie behielt ich dabei die ganze Zeit im Auge. Ich drehte den Schlüssel herum und öffnete.
»Scheiße«, sagte Knodt, »die verdammte Tür war abgeschlossen.«
»Ist der verdammte Fall jetzt auch«, sagte ich.
27.
Der Sachse, ein ehemaliger Stasi-Spezialist für schmutzige Aufträge, legte ziemlich schnell ein umfassendes Geständnis ab, und auch Dr. Lensing tat alles, um nicht allzu lange »In-A-Gadda-Da-Vida« gegen die Gitterstäbe trommeln zu müssen. Sie bestätigten alles, was ich vermutet hatte. Der Notar, der den Deal besiegelt hatte und später gegen einen Brückenpfeiler geknallt war, war allerdings kein Opfer des Sachsen, sondern des Alkohols geworden. Er war so blau gewesen, daß er den Brückenpfeiler einfach zu spät gesehen hatte, daher die fehlenden Bremsspuren. Bohling wurde tatsächlich zwei Wochen später zum Kommissar befördert.
Und auch Knodt hatte Glück. Renate erklärte sich bereit, wieder als Geschäftsführerin zu arbeiten, wenn auch unter gewissen Bedingungen. Knodt mußte ihr die Teilnahme an diversen Seminaren des berühmten Bühler Culinariums finanzieren. Renate belegte die Kurse »Der Entwicklungsweg von der klassischen Küche über Nouvelle Cuisine und kreative Regionalküche bis zur aktuellen Cuisine Naturelle«, »Profil gewinnen mit Wein«, »Foodmanagement« und »Sensibler Service in der gehobenen Gastronomie«. Das Ganze kostete Knodt um die Fünftausend.
Ich hatte nicht so viel Glück. Genau an dem Tag, an dem Bohling zum Kommissar ernannt wurde, fand ich drei Briefe in meinem Kasten. Der erste war von der Leihwagenfirma in San Francisco und stellte mir 9000 Dollar für die Reparatur des Schrott-Fords in Rechnung. Der zweite war von meiner Kreditkartengesellschaft, die mir mitteilte, meine Bank habe eine Lastschrift im Gegenwert von 9000 Dollar platzen lassen, und mich darum bat, das Geld doch bitte innerhalb der nächsten 8 Tage zu überweisen. Der dritte Brief war von meiner Bank, die mich darauf aufmerksam machte, daß sie eine Lastschrift über den Gegenwert von 9000 Dollar zurückgewiesen habe und darum bat, doch bitte den Rahmen des gewährten Dispositionskredites nicht dermaßen zu überschreiten.
Ich kramte in meinen Unterlagen nach dem Vertrag mit der Leihwagenfirma und las zum erstenmal das Kleingedruckte. Der erste Satz lautete: »Sie sind verantwortlich für dieses Fahrzeug. Es sei denn, Sie lassen es für 9 Dollar pro Tag versichern.« Hatte ich aber nicht.
Ich brauchte jetzt ein paar ordentliche Scheidungsfälle, um das Geld wieder reinzukriegen.
Aber das war noch nicht alles. Ein paar Tage später gab es noch mal richtig Trouble.
Ich stand ängstlich in der Ecke eines riesigen leeren Wohnzimmers einer Altbauwohnung. Es gab keine Ausweichmöglichkeit mehr. Die beiden kamen auf mich zu und lächelten mich an.
»Sie wären verrückt, wenn Sie darauf nicht eingehen würden«, sagte der Mann, »wirklich verrückt.«
»Er hat recht, Max«, sagte die Frau und strich sich eine blonde Strähne aus der Stirn.
»Ich mag die Kacheln im Bad nicht«, sagte ich.
»Dann lassen wir eben neue reinmachen«, sagte Alwine.
»Dafür habe ich kein Geld«, sagte ich.
»Meine Oma leiht uns was«, sagte Alwine. Und dann flüsterte sie mir noch was ins Ohr. Ich seufzte.
»O.k.«, sagte ich zu unserem neuen Vermieter, »wo muß ich unterschreiben?«
HEN HERMANNS, geboren am 4.2.1953 in Düsseldorf, lebt in Köln als Werbetexter. Er war für den Aspekte-Literaturpreis 1992 nominiert.
Im Haffmans Verlag erschienen: Ciao Tao (Ein Max-Reinartz-Krimi, 1992) - Max perplex (Ein Max-Reinartz-Krimi, 1992) - Maximum Trouble (Ein Max-Reinartz-Krimi, 1993).
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