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Maximum Trouble

Maximum Trouble

Titel: Maximum Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hen Hermanns
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fuhr rein und trat auf die Bremse und knallte gegen einen großen Felsbrocken. Die rasende Jugendherberge donnerte mörderisch hupend an mir vorbei, und der rote Toyota-Jeep verschwand hinter einer Kurve. Ich war mir sicher, daß er zurückkommen würde. Ich schnappte mir die Magnum aus dem Handschuhfach und stieg aus. Ich sah nach unten. Das Meer sah ungemütlich aus, und die Felsen waren durch die Feuchtigkeit sicher total glatt, aber es gab auch Gebüsche, an denen man sich festhalten konnte. Ich kletterte vorsichtig nach unten. Nach zehn Metern Hangelei und Krabbelei stieß ich auf einen Felsvorsprung, hinter dem ich mich verstecken konnte. Oben hielt gerade der Jeep. Der Typ mit der Sonnenbrille und dem dunklen Jogging-Anzug sah sich kurz um und kletterte dann auch nach unten. Er hatte eine Pistole in der rechten Hand. Ich zog die Magnum aus der Lederjacke und entsicherte sie. Im gleichen Moment gab der Boden unter mir nach, und mein rechter Fuß sackte weg. Dann auch der linke. Ich verlor das Gleichgewicht und die Magnum. Mein Gleichgewicht fand ich wieder, aber die Magnum lag unten bei den Fischen. Ich spürte, wie plötzlich etwas um meine Füße herumscharwenzelte, und hörte ein Quietschen. Links und rechts von mir spritzten Erdhörnchen aus dem Boden und flüchteten in wilder Panik. Ich wäre ihnen gerne nachgerannt, aber ich stand fast bis zu den Knien mitten in ihrer gottverdammten unterirdischen Stadt. Wahrscheinlich war ich in eine Hauptversammlung des Stadtrats eingebrochen. Irgendein Großdichter, ich glaube, es war Jakob Wassermann, schrieb einmal: »Es gibt Menschen, die wandern unter einem dunklen Stern. Sie fordern das Schicksal so lange heraus, bis es sie zertritt.« Hatte ich wirklich in den letzten Jahren darauf hingearbeitet, ein tragikomisches Ende in der Gegend von Big Sur zu finden? Mit beiden Beinen fest in einer Erdhörnchensiedlung stehend, von einem Killer umgelegt zu werden? Der Jeepfahrer setzte sich gemütlich auf einen Stein und grinste mich an. Er trug weiße Laufschuhe zum dunklen Jogging-Anzug, unter einer großen Nase einen großen, blonden Schnäuzer, über der großen Nase eine große, verspiegelte Sonnenbrille, und über allem eine schwarze Baseballkappe mit der roten Aufschrift »No Fear«. Das konnte ich von mir nicht gerade behaupten. Sein Grinsen wurde noch ein bißchen breiter und schäbiger, und dann nahm er die Sonnenbrille ab und steckte sie in die Tasche. Sein Gesicht war mir fremd. Noch nie gesehen.
    »Leben Sie wohl, Herr Reinartz«, sagte er. Er sagte es auf deutsch, und sein Deutsch hatte einen sächsischen Akzent. Er zielte sorgfältig und drückte ab. Im gleichen Moment, als er den Abzug durchzog, gaben die Ruinen von Erdhörnchen-City endgültig den Geist auf, und ich brach völlig durch. Ich spürte keine Kugel in mir einschlagen, sondern Felsvorsprünge auf mich eindreschen. Zu meinem Glück dauerte es nicht lange. Plötzlich ging mein wildes Gerolle in den freien Fall über, und dann spürte ich überhaupt nichts mehr.

24.

    Ich lag in einer Badewanne, und das Wasser war mir zu kalt. Aus dem Badezimmer konnte ich ins Schlafzimmer sehen und meine Exfrau dabei beobachten, wie sie Geldscheine aus meiner Brieftasche zog und statt dessen jede Menge ungedeckter Schecks hineinsteckte. Ich beugte mich nach vorne, um warmes Wasser in die Wanne nachlaufen zu lassen, und wurde wach. Ich lag tatsächlich im Wasser, und es war lausig kalt. Ich war in eine Art Miniaturlagune gefallen, die von dicken Felsen umgeben war und mich so davor bewahrt hatte, mit den Grauwalen auf große Fahrt zu gehen. Ich bewegte mich vorsichtig und überzeugte mich, daß nichts gebrochen war. Mir tat zwar so ziemlich jeder Knochen weh, den ein Mensch nur haben kann, aber anscheinend war ich in Ordnung. Ich wuchtete mich aus dem Wasser und kletterte langsam die Felsen hoch. Aus meinen Hosenbeinen und Ärmeln plätscherten kleine Wasserfälle, und ich mußte an meine Oma denken, die immer sagte, daß die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln hätten. Ich hatte unheimliches Glück gehabt. Der Killer war weg. Aber mein Auto stand noch da. Es sah wesentlich schlimmer aus als ich. Das ganze Vorderteil war nach rechts verzogen. Aber die Räder waren nicht blockiert, und ich hoffte, daß das Ding noch fuhr. Ich kramte aus meiner Reisetasche trockene Sachen, zog mich um und klemmte mich hinters Steuer. Der Sicherheitsgurt schnurrte nicht automatisch auf mich zu, aber der Motor sprang sofort an,

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