Maximum Trouble
und auch die Automatic reagierte.
In Mathematik hatte ich immer eine Fünf gehabt, aber 2 und 2 konnte ich ganz gut zusammenziehen. Auf der Fahrt nach San Francisco formte sich die Lösung in einer Art von Comic-Strip vor meinen Augen. Bild für Bild und Sprechblase für Sprechblase. Einige waren noch offen, aber ich wußte, daß ich sie bald ausfüllen würde. Ich mußte so schnell wie möglich nach Hause. So schnell wie möglich nach Hause, das hieß, auf gar keinen Fall erst bei der Deutschen Botschaft um einen kleinen Vorschuß für ein Flugticket zu bitten. Das hätte jede Menge überflüssiger Fragen und Wartezeit bedeutet.
Als ich gegen 19 Uhr in San Francisco ankam, fuhr ich gleich in die Vallejo Street 1435. Ich wollte gerade klingeln, als die Tür aufging und mir Biggie geradezu in die Arme lief. Sie trug ihre Uniform, einen kleinen Koffer, und sie hatte es mordseilig.
»Was machst du denn hier, Mensch? Ich muß ganz schnell zum Airport, ich habe verschlafen.«
»Ich fahr dich hin.«
»Mit der Kiste?«
»Die fährt besser, als sie aussieht.«
Auf dem Weg zum Airport erzählte Biggie, daß sie nur einen kleinen Nachmittagsschlaf gehalten und dabei den Wecker überhört hatte. Der Flieger ging um 21.30 Uhr, und sie mußte geraume Zeit vorher dasein.
»Ich hoffe, du hast nicht von mir geträumt«, sagte ich.
»In dem Fall wäre ich sicher früher wach geworden.«
»Sauer?«
»Nein. Jedenfalls jetzt nicht mehr. Ich finde diese Nummer mit dem Zettel auf dem Nachttisch nicht so gut.«
»Ich eigentlich auch nicht.«
»Warum machst du es dann? Wir müssen da vorne rechts, sonst sind wir aufgeschmissen.«
»Aufgeschmissen ist mein Stichwort.«
»So was dachte ich mir doch schon. Deshalb bist du gekommen, nicht wahr? Ich ziehe Typen an, die aufgeschmissen sind.«
»Ich bin überfallen worden und habe keinen einzigen Dollar mehr, und auch keine Kreditkarte. Und ich muß ganz dringend nach Köln.«
»Meine Maschine fliegt aber nach Düsseldorf.«
»Ach komm, du weißt schon, was ich will. Kannst du mir nicht irgendwie helfen? Ich zahle das Ticket natürlich sofort, wenn ich wieder zu Hause bin.«
»Klar kann ich dir helfen. Ich sollte es zwar nicht tun, aber du bist der erste Mann in meinem Leben...«
»Bitte sag so was nicht, Biggie.«
»Du weißt doch gar nicht, was ich sagen will. Du bist der erste Mann in meinem Leben, der wie ein Dackel gucken kann.«
»Und du bist die erste Frau in meinem Leben, die eine goldene Kehrschaufel und einen goldenen Handfeger an der Wand hängen hat.«
»Das ist doch alles noch von meiner Vorgängerin. Ich hatte bisher nie Zeit und Lust, irgendwas zu ändern. Ich wohne ja auch noch nicht lange da.«
»Das ist ja beruhigend.«
»Ach, du hast wohl gedacht, ich finde das alles toll?«
»Was hätte ich sonst denken sollen?«
»Vielleicht hättest du versuchen sollen, nicht in Klischees zu denken. Nur weil ich vor dem Bumsen nicht über Heidegger spreche und eine Stewardess bin und Biggie heiße, heißt das nicht, daß ich dämlich bin.«
»Nein, das heißt es wohl nicht. Dämlich bin ich wohl eher manchmal.«
»Wie hast du das denn mit dem Wagen geschafft? Auch zu dämlich zum Fahren?«
»So ungefähr. Das ist eine lange Geschichte. Die kann ich dir später mal in Ruhe erzählen.«
»Ich glaube nicht, daß ein Später für mich gut wäre. Ich sorge dafür, daß du mitfliegen kannst, aber das war’s dann auch. Ich mag keine netten Männer, die schon ne Frau haben.«
»Aber es gibt doch auch so was wie Freundschaft zwischen Männern und Frauen, ohne daß gleich immer...«
»Ich weiß. Es gibt auch ein Leben nach dem Tod. Weißt du, diese Geschichte, daß Frauen über dreißig eher von einer Atombombe getroffen werden als einen anständigen Mann zu finden, ist leider wahr.«
»Vielleicht ist das ja auch umgekehrt so.«
»Kann sein. Aber ich finde wirklich immer nur einen, der neurotisch oder schon in festen Händen ist. Was macht deine Freundin denn?«
»Sie ist arbeitslose Schauspielerin und will unbedingt mit mir zusammenziehen.«
»Hoffentlich ist das die richtige Rolle für sie.«
»Ja, das hoffe ich auch.«
»Wenn du deinen Wagen zurückgeben willst, mußt du hier abbiegen. Und ich würde dir den guten Rat geben, das per Express-Rückgabe zu machen. Stell den Wagen ganz am hinteren Rand des Parkplatzes ab und wirf die Papiere in den Express-Kasten. So wie deine Karre aussieht, kommst du sonst heute nicht mehr hier weg.«
»Du bist nicht nur
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