Maximum Warp. Der Guide durch die Star-Trek-Romanwelten: Von Nemesis zu Typhon Pact! (German Edition)
zur Aufgabe machen, unterschiedliche Kulturen tiefer gehend zu beleuchten (s. Romanreihe
Die Welten von Deep Space Nine
, die auch Teil der DS9-Fortführung ist). Bücher, die das Schicksal einzelner Persönlichkeiten in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verfolgen (s. Romanreihe
Feuertaufe
). Das alles jedoch erfolgte unter dem Stern einer
Star Trek
-Romansparte, die sich Stück für Stück hartnäckig ihre kreative Freiheit erkämpfte und dem Fan heute weit mehr bieten kann als just ein weiteres, kurzweiliges Abenteuer im immergleichen Modus.
Star Trek
in Romanform, das ist heute Charakterdrama, das Widersprüche des Lebens aufgreift und selbstironisch verarbeitet. Es ist auch ein komplexes Verständnis politischer Entwicklungen im interstellaren Gefüge, wissenschaftlicher Zusammenhänge und das gekonnte Verweben von Informationsfetzen, die gemeinsam den Blick auf etwas Neues, Ungeahntes freigeben. Es ist ein eigenständiger Schrittmacher für
Star Trek
insgesamt geworden, ein Scharnier der besonderen Art zwischen Fans und Franchise.
All diese schöpferischen Leistungen wären nicht möglich gewesen – und sind nicht möglich – ohne die Mängel, die
Star Trek
eigen sind und die erst den Bedarf nach mehr, nach einer eigenen Romanwelt geweckt haben. Der von vielen Fans bedauerte Produktionsstopp, der nach der vierten Staffel der bislang letzten Fernsehserie
Star Trek – Enterprise
für einige Jahre einsetzte, bedeutete eine ungewisse Zukunft für das filmische
Star Trek
– für die
Star Trek
-Bücher war diese Zeit allerdings ein Segen: Nun konnten sich die Romanuniversen vollends eigenständig entwickeln.
2.2
HOFFEN ODER FORSCHEN?
Zur Frage nach der Vereinbarkeit von Wissenschaft
und Glauben in
Star Trek
von Julian Wangler
Star Trek
stand schon immer für die Vereinbarkeit unterschiedlicher Kulturen – ein Thema, das aktueller ist denn je. Aber wie verhält es sich mit der Vereinbarkeit von Glauben und Weltlichkeit, von Glauben und Wissenschaft?
Die Originalserie (TOS) sparte bewusst eine dialektische Stellungnahme zu diesem Spannungsverhältnis aus, weil Gene Roddenberry keine Ideologien oder Religionen in sein Bild der Zukunft integrieren wollte. Aus seiner Sicht stellte etwas wie der Glauben an einen Gott ein Relikt aus der Vergangenheit dar, einen Zustand, der schlicht überwunden werden musste. So überrascht es kaum, dass TOS-Episoden wie
Der Tempel des Apoll
oder
Die Stunde der Erkenntnis
dazu dienten, eine Speerspitze gegen die Religion auszusenden. Beide Folgen postulierten in ihrer Schlussmoral, dass Gottheiten – so es sie überhaupt geben sollte – selbst nur makelbehaftete Lebewesen sind, mit Macht, Großmütigkeit oder Versklavung im Bunde. Demgemäß braucht die Menschheit sie auch nicht anzubeten. Der fünfte Kinofilm,
Am Rande des Universums
, schlug in dieselbe Kerbe, indem ein Wesen dargestellt wurde, das sich selbst Gott nannte, aber weder allmächtig noch rechtschaffener Motive war. Die göttliche Existenz, so lässt sich in diesem Verständnis resümieren, ist eine Farce.
Das waren die späten 1960er Jahre. Seitdem ist einiges passiert. Längst vollzog auch das
Star Trek
-Franchise einen bedeutenden Richtungswechsel. Heute erkennt es an, dass der moderne Mensch in einem ideellen Vakuum existieren würde, verschriebe er sich ausschließlich den Prinzipien des materiellen Fortschritts und der wissenschaftlichen Entdeckung. Mehr noch: Technik, Logik und Rationalität können ohne einen festen normativen Bezugspunkt nicht allein die Toleranz gewährleisten, auf die eine aufgeklärte Gesellschaft wie die Föderation angewiesen ist, um Kontakte und friedliche Koexistenz mit anderen Völkern herzustellen.
Philosophen, Romanisten und andere Autoren, die sich mit der Analyse dieses Zusammenhangs in späteren
Star Trek
-Serien befasst haben, konstatieren, das Franchise sei erwachsen geworden: Gerade für die betonte Interkulturalität einer Föderation könne die pure, von aller Metaphysik gelöste Rationalität nicht genügen; es sei vielmehr eine weite Rationalität nötig, die Gott in der Einheit mit der Vernunft sehe. Welches sind die prominenten Beispiele für einen
Star Trek
-Kosmos, der den alten Widerstreit von Spiritualität und Szientismus, von Diesseits und Jenseits beendet?
HIMMLISCHE TEMPEL
Der dritte Spross der Trek-Saga,
Deep Space Nine
(DS9), war nach der Ausstrahlung der ersten Folgen nicht unumstritten im Fandom. Denn es ging nicht lediglich darum, dass nun eine
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