Maximum Warp. Der Guide durch die Star-Trek-Romanwelten: Von Nemesis zu Typhon Pact! (German Edition)
Raumkatastrophe
). Wie die
Voyager
in einem Nebel ihre Energiereserven aufzufrischen gedenkt, schon bald aber festzustellen hat, dass mehr dahinter steckt als eine harmlose Dunstschwade (vgl.
Voyager
1×06:
Der mysteriöse Nebel
). Die Liste könnte noch lange fortgesetzt werden.
Es besteht kein Zweifel: Schon längst – wenn nicht sogar von Anfang an – gehören Weltraumlebensformen zum
Star Trek
-Portfolio. Sie sind Teil des angenehm befremdenden Wunders, das man sich von den unerforschten Weiten des Kosmos erhofft. Doch waren diese Entitäten bislang immer nur Stoff für Einzelfolgen. Danach hatten sie ihren Zweck erfüllt: Am Ende des Tages wurden sie als empfindsame Wesen erkannt, sie wurden entweder befreit, konnten weiterziehen, oder angerichteter Schaden wurde von der jeweiligen Sternenflottencrew behoben. Föderation und Menschheit hatten wieder etwas dazugelernt.
DAS PUZZLE ERGIBT EIN BILD
Nur eines hatten wir nicht gelernt: Was sind eigentlich die Hintergründe dieser Kreaturen, die über meist zufällige Begegnungen entdeckt wurden? Gibt es gar eine Gemeinsamkeit zwischen der besagten Amöbe, der Seekuh und dem Nebel? Was, wenn dem so wäre; wenn jene Entitäten einen gemeinsamen Ursprung besäßen? Dies ist das Substrat, von dem
Die Hunde des Orion
zehrt und was es unter Gesichtspunkten der Erforschung zum bislang meistversprechenden Roman der
Titan
-Serie macht. Es ist auch im Sinne zeitgemäßer
Star Trek
-Literatur, einen neuen Blick auf ihr Thema zu ermöglichen.
Und tatsächlich: Da fügen sich die vielen, verstreuten Puzzleteile aus den TV-Serien plötzlich zusammen – und ergeben ein schlüssiges Bild. Wer hätte es geglaubt: Es gibt eine ganze Zivilisation von interstellaren Entitäten. Wie Giganten wandeln sie zwischen den Sternen, zahlreich und zeitlos, ohne eine schützende Hülle, einen Druckanzug oder eine Sauerstoffflasche. Bennett taufte sie allegorisch Kosmozoen. Seien es die Farpoint-Lebensformen aus dem TNG-Pilotfilm (vgl. TNG 1×02:
Mission Farpoint
) oder das rätselhafte Geschöpf namens Gomtuu, sei es der
Voyager
-Holodeckspuk Grendel (vgl.
Voyager
1×12:
Helden und Dämonen
) oder jene Geschöpfe, die plötzlich Kes’ Elogium (vgl.
Voyager
2×04:
Elogium
) auslösen – sie alle teilen eine Geschichte.
DAS ALL ALS LEBENSGEMEINSCHAFT
Bei dieser Erkenntnis bleibt das Buch indes nicht stehen. Ohne die Handlung verraten zu wollen, wird sie den Leser doch an einen Punkt führen, an dem er erkennt, dass die Existenz solcher Geschöpfe bloß der Fingerzeig auf eine viel größere Wahrheit ist: auf das Ökosystem Weltraum. Die Kosmozoen bilden quasi eine Art Enzym in diesem System, falls uns diese Anleihe beim menschlichen Körper erlaubt sei.
Das besagte System ist den Lesern der
Star Trek
-Literatur ohnehin nicht ganz fremd. Es ist die vulkanische These vom galaktischen Naturzustand, auf die Bennett hier indirekt anspielt. Was hat es damit auf sich? Es wird davon ausgegangen, dass es nicht nur einen ständigen Austausch von planetaren Bakterien und Viren im All gibt, sondern dass diese auch einen gemeinsamen Ursprung besitzen. Den Kosmozoen kommt in diesem Zusammenhang eine wichtige Funktion zu: Wie die Biene, die von Blume zu Blume fliegt und dabei bestäubt, tragen sie im Laufe ihres Lebens die Saat auf verschiedene Planeten. Und jeder Planet wiederum ist ein Glied in einer Lebenskette inmitten eines unermesslichen Gesamtorganismus, für den Geburt und Tod von Sternen nur kurze Augenblicke sind.
Gemäß des vulkanischen Ökologietheorems (vgl. Roman TOS:
Der Rächer
) kommt eine Einmischung in den galaktischen Naturzustand – etwa durch Ressourcenraubbau, Terraforming und hohe Warpgeschwindigkeiten, die LØcher in den Subraum reißen – einem Ökologischen Verbrechen gleich. Die Symmetriker, Wortführer der Ökologiethese, argumentieren, die Galaxis unterscheide sich keineswegs von einem Lebewesen. Wenn die Föderation also das Recht eines Individuums akzeptiere, müsse sie auch das allen Lebens akzeptieren, einschließlich der Galaxis selbst.
Auch, wenn im All »Fressen und gefressen werden« herrsche, dürfe von Seiten der VFP keine noch so gut meinende Ethik angewandt werden.
Eigentlich hat die Sternenflotte für diesen gedanklich-praktischen Ansatz ja bereits die Oberste Direktive ins Leben gerufen. Dieser Kodex findet bislang jedoch nur sehr stark bei Gesellschaften unterhalb der Warpschwelle seine Anwendung. Ihn auf die galaktische Ökologie anzuwenden – und die
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