Maximum Warp

Heimatwelt.
    Erst mit der Zeit und mit einsetzendem Erfolg der an die TV-Abenteuer anschließenden Werke erkannten Pocket Books’ Verantwortliche um Marco Palmieri, warum es ihnen während der Laufzeit der TV-Serie so schwer gefallen war, literarisches Zusatzfutter zu DS9 zu kreieren: Im Gegensatz zum eher gewohnheitsverwöhnten Vorläufer TNG änderte sich die Story bei DS9 einfach viel zu schnell, als dass man in den Büchern dynamisch darauf hätte eingehen können. Es war nicht vorherzusehen, dass Odo eigentlich ein Mitglied der Gründer ist, ebenso wenig wie Julian Bashirs dunkles Geheimnis, und von den Hintergründen von Benjamin Siskos Zeugung wollen wir erst gar nicht reden. Aber jetzt, nachdem Hollywood die Serie zu den Akten gelegt hatte, standen die Weichen endlich richtig für eine
Deep Space
Nine-Fortsetzung in Buchform.
EINE VISION MACHT SCHULE

    Als die Autorin S. D. Perry den Auftrag zugesprochen bekam, einen Auftaktzweiteiler für die literarische »achte Season« aufs Papier zu bringen, ahnte niemand, dass jene Fortschreibung wenige Jahre später bereits zahlreiche Werke umfassen würde, allesamt untereinander sowie mit den interessanten Punkten der Serie vernetzt. Noch viel weniger konnte man wissen, dass DS9 auf diesem Wege zum Vorreiter für eine ganz neue Generation von
Star Trek
-Romanen werden würde, die mehr Freiheit genießen und dem berühmtberüchtigten Kanon nicht nur unterliegen, sondern ihm sogar den eigenen Stempel aufdrücken sollte. Im DS9-Neustart kam erstmals eine Dynamik zum Tragen, die der
Star Trek
-Literatur gegenüber der TV-Ebene ein Alleinstellungsmerkmal verlieh und sie nicht mehr lediglich begleitete. Herausgeber Palmieri sieht die Fortführung der Serie deshalb als zweiten Akt einer größeren Erzählung, nachdem ja der erste Akt mit der Aufnahme Siskos in den Himmlischen Tempel und mit dem Weggang zahlreicher Stammcharaktere ein recht dramatisches Ende gefunden hatte. »Es waren ganz neue Ufer, die wir anstrebten – und nun auch endlich einmal anstreben
konnten
«, erklärt er. »DS9 war die erste Serie, die nicht im Ungefähren endete, sondern handfeste Möglichkeiten der Anknüpfung bot. Fragen konnten aufgegriffen und beantwortet, neue Figuren etabliert werden. Wir wollten eine Fortsetzung mit eigenem Antrieb, die jedoch nahtlos an das Gehabte anknüpfte. Aber von dort aus lag ein unentdecktes Land vor uns, das wir gemeinsam mit den Lesern entdecken und mit Leben füllen wollten.«

    Der erste Schritt, so der Lektor weiter, habe darin bestanden, ein loses Gerüst an narrativen Verbindungen zwischen den einzelnen Romanen zu entwickeln, die die DS9-Fortsetzung zu einem Ganzen zusammenschweißen würden. Wie bei jeder guten Langzeitgeschichte, musste sie inhaltliche Pflöcke einrammen, dabei aber den zuständigen Schriftstellern einen gewissen Spielraum an Kreativität und Flexibilität zubilligen, damit sie ihre Werke ohne zu große Hindernisse schreiben konnten. So entstand ein erzählerisches Konstrukt, das der Komplexität der TV-Serie in nichts nachstand, noch intensiver auf die Charaktere und deren Weiterentwicklung einging und über alldem nicht vergaß, spannende Einzelabenteuer zu einem großen Ganzen zu verweben, das
Star Trek
auf ein neues Level hievte.
    »Ohne die Unterstützung des Studios«, räumt Palmieri indes ein, »hätte die Idee, dass wir DS9 nun eigenständig fortspinnen, niemals erfolgreich umgesetzt werden können«. Nach den positiven Erfahrungen um
New Frontier
war es zu einem Umdenken gekommen, was eine größere Unabhängigkeit der
Star Trek
-Belletristik anging: Man legte Palmieri und seinen Autoren die weitere Zukunft von DS9 in die Hände. Wenige Jahre zuvor wäre so etwas noch kaum vorstellbar gewesen.
ANLÄUFE FÜR EINE GROSSE FORTSETZUNGSSAGA
    Die belletristische Fortsetzung führt die roten Fäden von DS9 also konsequent weiter: Neben dem Werdegang der Protagonisten, die nun teilweise durch neue, interessante Figuren gestellt werden, stehen die Frage nach Bajors Föderationsbeitritt im Vordergrund, natürlich die Propheten, aber genauso das sich aus seiner Asche erhebende Cardassia, das dank Odos Einfluss im Gamma-Quadranten umdenkende Dominion und viele andere wiederkehrende Elemente der Serie. Es bieten sich aber auch eine Reihe neuer erzählerischer Möglichkeiten für die Fortsetzung.

    DS9s neue Romane sind ein weiteres Kapitel der bekannten Serie; ein sorgsam vorbereitetes Potpourri sich befruchtender Teile einer ganzheitlich