Maximum Warp
gerade die
Star Trek
-Autoren wissen, wie viel Herzblut die Fans mit den Stammcharakteren der unterschiedlichen Serien verbinden. Auf der anderen Seite gibt es jetzt auch endlich die Möglichkeit, eines der Serienmottos umzusetzen: Risiko ist unser Geschäft. Die Alternative bestünde darin, so weiterzumachen, wie früher, kein Risiko einzugehen, und dann heißt es
business as usual.
Ich glaube, das würde die Leser langweilen.
Star Trek
würde sich in einer SF-Umgebung, die tüchtig in Bewegung geraten ist, nicht entwickeln.
War es für Sie und Ihre Autorenkollegen eigentlich schwer, die Geschichte einer »halbierten« Mannschaft rund um Picard weiterzuerzählen, nachdem mehrere Stammcharaktere von Bord gegangen waren? Hat das die Konzeption der TNG-Fortsetzung erschwert? War es schwerer als z. B. im Fall von DS9, neue Figuren zu etablieren, mit denen sich der Leser identifiziert?
Um ehrlich zu sein, war ich nicht in die frühe Entwicklung des TNG-Neustarts involviert. Aber wenn ich die Situation einmal aus Sicht eines treuen Fans betrachte, denke ich, dass die Ausgangslage recht schwierig war – was vielleicht auch erklärt, warum TNG erst so verhältnismäßig spät vom Verlagsstapel lief. Es gab die große Herausforderung, Ersatz für Figuren zu finden, die dem Zuschauer über Jahre hinweg ans Herz gewachsen waren. Wir dürfen nicht vergessen, dass TNG uns (neben
Voyager
) im Grunde eine Art Ersatzfamilie zeigte, und die war ja bislang gegen alle Widrigkeiten des Universums über nahezu zwei Jahrzehnte zusammengeblieben.
Aber jetzt? Wer sollte Riker und Troi beerben? Und vor allem Data? Diese Fragen bergen, wie ich finde, ein weiteres Problem: Die Nachfolger durften nicht Imitationen der vorigen Figuren sein. Angesichts der Tatsache, dass es schon so vieles bei
Star Trek
gegeben hat, musste man gewissermaßen das Rad ganz neu erfinden.
Für TNG war die Einführung neuer, fester Charaktere also besonders schwer. Es war deutlich komplizierter als seinerzeit bei der Etablierung neuer Personen (z. B. Vaughn, Shar, Taran’atar) in der DS9-Fortsetzung. Das liegt daran, dass TNG – anders als die Saga um die cardassianische Raumstation – eigentlich kaum darin erprobt war, wiederkehrende Gastcharaktere einzuführen und wieder abtreten zu lassen. Es gab Q, aber sonst lässt sich das Personal für wiederholte Gastauftritte doch eher an einer Hand abzählen. Die Serie war immer relativ geschlossen. So gesehen, war es tatsächlich eine echte Herausforderung, aus der halbierten wieder eine ganze
Enterprise
-Besatzung zu machen. Es dauerte ja auch eine Weile, bis wir als Schriftsteller der Fortsetzung die richtigen Kandidaten gefunden hatten.
Kommen wir zu Ihrem persönlichen Beitrag zur TNG-Fortsetzung.
2009 haben Sie mit
Den Frieden verlieren
das (die einzelnen Werke der
Destiny
-Trilogie mitgerechnet) neunte Werk der Serienfortführung vorgelegt. Wir sind neugierig: Wie wurden Sie Autor dieses Buchs, und wie gestaltete sich der Planungs- und Schreibprozess? Wurden Sie durch Vorgaben eingeengt oder genossen Sie viele schriftstellerische Freiheiten?
Nachdem ich meine Kurzgeschichte zum
Myriad Universes
-Band geschrieben hatte, verwies mich Marco Palmieri an Lektorin Margaret Clark. Sie suchte damals Autoren, die die TNG-Erzählung nach
Destiny
fortführten. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich lediglich, dass David Mack an etwas Großem, Einschneidendem arbeitete, doch Details waren noch nicht zu mir durchgesickert Margaret ließ mich wissen, dass
Destiny
die Geschichte des ultimativen Borgangriffs sein würde – mit bleibenden Folgen für das
Star
Trek-Universum. Ihre Vorstellung war, dass die nächste Erzählung mehr die Familie in der Vordergrund rückte, sowie damals die TNG-Episode unmittelbar nach
Angriffsziel Erde.
Sie fragte mich zudem, ob ich in die Story um Jack Crushers Tod aus Beverlys Sicht einbauen könnte, eine bislang eher vernachlässigte Charakterseite.
Darüber hinaus erhielt ich sehr viele Freiheiten, um meinen Roman umzusetzen. Ich ließ mich von George C. Marshall inspirieren, dessen Zitat ich dem Roman voranstellte und als Rahmen für das Buch sah. Ebenfalls freie Hand hatte ich, um die neueren Figuren wie Jasminder Choudhury und die Gesellschaft auf Pacifica mit Leben zu füllen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, bedeutete aber auch einiges an Arbeit, weil ich dem Leser ein paar wirklich neue und zudem glaubwürdige Gesichter präsentieren wollte, mit denen er sich auf den weiteren Reisen
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