MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
keiner beginnen möchte, sag ich jetzt was.“
Ich ging zu meinem Schreibtisch und holte das Blatt mit den Fragen und Antworten aus der Schublade.
„ Nach den letzten zwei Tagen habe ich mich gestern Abend noch einmal hingesetzt und deine Fragen neu beantwortet.“
Ich sah von dem Zettel auf zu Marc. Er hielt seinen Kopf leicht schief und schaute mich gespannt an.
„ Meine Antworten sehen nun ein wenig anders aus ...“
„ Wann hast du das denn gemacht?“, fiel mir Nina ins Wort.
„ Als du gestern Abend wie ein Baby geschlafen hast“, gab ich zurück.
„ Ach ja, zum Thema Schlaftablette habe ich dann auch noch was zu sagen.“
Sie kniff ihre Augen zusammen und blickte Chris an.
„ Also, zu der Frage mit dem Kugelschreiber, den mir Kevin in der Schule gegeben hat. Diese Frage hat er mir gestern Abend selbst beantwortet. Er wusste, dass es meiner war, weil er Gedanken lesen kann.“
Ich schluckte bei den letzten Worten und schaute in die Runde, um die Reaktion der anderen zu sehen. Bis auf Nina, die mich mit großen Kulleraugen ansah, reagierte keiner der Jungs darauf.
„ Das mit den Kopfschmerzen und der Übelkeit konnte mir Kevin ebenfalls erklären. Es hat wohl mit einem Schutzbann zu tun, der auf mir liegt sowie den Manipulationsversuchen der WAUs.“
Wieder keine Reaktion. Ich kam mir vor, als würde ich gerade den Wetterbericht vorlesen.
„ Dann wären da noch meine Alpträume; dafür habe ich keine richtige Erklärung. Es hat vielleicht einfach etwas mit den Geschehnissen zu tun. Das Aufwachen nachts um 3:33 Uhr? 333 ist laut Internet eine Schutzzahl, das würde, denke ich, am besten passen. Schutzbann und die Zahl 333 passen gut zusammen.“
Ich sah erneut in die Runde, aber keiner machte die Andeutung etwas sagen zu wollen. Sie schauten mich konzentriert an. Ich wusste, dass jetzt nur noch eine einzige Frage offen war. Ich faltete meinen Zettel zusammen, um ihn auf den Schreibtisch zu legen. Zum ersten Mal nahm ich eine Reaktion bei Marc wahr. Er dachte bestimmt, ich würde diese Frage einfach übergehen. Das hatte ich jedoch nicht vor. Denn, wenn ich mir auch über nichts, was ich bisher gesagt hatte, hundertprozentig sicher war, so war ich es bei der letzten Äußerung. Ich sah Marc mit leicht gesenktem Kopf an.
„ Die letzte Frage war, ob ich dir vertraue!“
Ich machte eine kurze Pause und ging einen Schritt auf ihn zu.
„ Ja, ich vertraue dir uneingeschränkt, und ich wünsche mir, dass du mir verzeihst, dass ich je an dir gezweifelt habe! Es tut mir wahnsinnig leid, wie ich mich in den letzten Tagen euch gegenüber verhalten habe“. Ich schaute auch zu Chris. „Ich hoffe, ihr nehmt meine Entschuldigung an.“
Marc bekam ein zufriedenes Grinsen und ich kam mir ein bisschen blöd vor.
„ Hör auf, so zu grinsen“, sagte ich und musste dabei selbst lächeln. „Könnte vielleicht einer der hier Anwesenden nun mal was sagen, oder seid ihr alle stumm?“
„ Also, ich nehm deine Entschuldigung an“, sagte Chris dann endlich.
„ Ich muss sagen, ich freu mich, dass du mir wieder vertraust und natürlich nehme ich deine Entschuldigung ebenfalls an. Aber ich bin auch enttäuscht, dass dir das alles erst dieser Arsch erzählen musste, damit du es glaubst.“
Marc schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„ Marc! Sei nicht unfair, welcher
Nosteme
würde dir so etwas auf Anhieb glauben?“
Chris stand auf und setzte sich zu Nina aufs Bett.
„ Nosteme
?“ Ninas Stimme klang wie abgeschnürt. Sie räusperte sich.
„ Normal sterbliche Menschen - NO STE ME!“, erklärte Chris.
„ Ihr habt einen Namen für uns? Und dann auch noch so einen bescheuerten?“
Nina war richtig entsetzt.
Während Chris mit Nina über den Namen diskutierte, sahen Marc und ich uns einfach an. Wir schauten uns in die Augen, bis er sich von der Fensterbank abstieß und auf mich zukam. Sofort wurde es still in meinem Zimmer. Ohne hinzuschauen, wusste ich, dass wir beobachtet wurden. Marc stand jetzt noch höchsten fünf Zentimeter von mir entfernt. Er nahm seinen Zeigefinger und streichelt mir sanft über die Wange, dann lächelte er und nahm mich kumpelhaft in den Arm.
„ Na, komm her. Vergessen wir die letzten Tage und sind wieder Freunde.“
Er drückte mich fest an seine Brust. Ich erwiderte es leicht widerwillig. Freunde ... klasse! Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, wir seien mehr als nur Freunde. Ich hatte kaum diesen Gedanken fertig gesponnen, da durchzuckte es mich.
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