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Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
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hinge sein Leben davon ab.
    Und so war es schließlich auch. Manchmal wurden Kinder geboren, die nicht zu saugen vermochten, und dann konnte man nichts anderes tun, als sie zur Großen Mutter heimzusingen. Haut jedoch sah, daß sein Sohn nicht zu jenen gehörte. Seine winzigen Fäuste bewegten sich schnell hin und her, während seine Lippen saugten und sich wieder entspannten, saugten und sich wieder entspannten.
    »Er ist stark, mein Sohn«, erklärte Haut stolz. Er warf einen Blick zu Stein hinüber, der zurückgrinste.
    »Sehr stark«, stimmte ihm Stein zu.
    »Er wird ein großer Jäger werden«, sagte Speer von der anderen Seite des Feuers her.
    »Ja«, pflichtete Haut ihm bei. »Ich werde ihn lehren, zu jagen.«
    »Er wird sich trotzdem einen Namen als Jäger machen«, setzte Speer zur allgemeinen Erheiterung hinzu. Haut war ein exzellenter Fährtenleser, doch seine Geschicklichkeit bei der letztendlichen Tötung war nicht so groß, wie sie hätte sein sollen. Der Scherz machte oft die Runde, und Haut fühlte sich dadurch nicht gekränkt.
    »Vielleicht kannst du es ihm ja beibringen!« rief Haut zurück. »Aber natürlich kann er nichts erlegen, was er nicht findet!«
    Noch größeres Gelächter belohnte seine grobe Parade. Speer hatte auch seine Schwächen, und das Aufspüren und Verfolgen einer Fährte war eine davon.
    Schließlich erhob sich Blüte, die den Kleinen immer noch behutsam gegen ihre Brüste preßte. Als sie gegangen war, sah Stein zu Haut hinüber. »Du wirst eine neue Frau brauchen«, sagte er.
    Haut nickte. Er wußte, was nun kommen würde, und fühlte sich geehrt.
    Stein war sein Bruder, der ob seiner unverzichtbaren Fähigkeiten bei der Herstellung der Speerspitzen und Messer und Beile aus Stein, von denen das Überleben des Volkes abhing, hoch angesehen war beim Volke.
    »Wir werden Blüte teilen«, erklärte Stein. »Und dein Sohn wird auch der meine sein.«
    Haut blinzelte, als habe er Rauch in die Augen bekommen. Mit dem Angebot, sich die Frau mit dem Bruder zu teilen, hatte er gerechnet, doch Steins weitere Ankündigung hatte ihn durch ihre Großzügigkeit verblüfft.
    Eine Frau zu teilen war eine Sache, doch Stein hatte weitaus mehr angeboten: den kleinen Jungen tatsächlich zu einem Teil seiner eigenen Familie zu machen, was unausgesprochen bedeutete, daß er den Neugeborenen in allem unterweisen würde, was er wußte.
    Das Ansehen des Kindes unter den Stammesangehörigen würde so mit Sicherheit wesentlich höher sein, als hätte es nur ihn, den leiblichen Vater, zum Lehrer.
    Er senkte das Haupt. »Ich danke dir, Stein«, stieß er hervor.
    »Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich dem Mädchen das gleiche gewähren kann«, fuhr Stein langsam fort, und seine Miene spiegelte Besorgnis.
    Haut nickte. Auch er wußte nicht, was mit dem kleinen Mädchen werden würde. Alter Zauber hatte gesagt, daß die Kleine ein Zeichen wäre. Geist hingegen hatte gesagt, daß sie ein Dämon sei. Nun waren beide im Geisterhaus verschwunden und machten vorerst keine Anstalten, es wieder zu verlassen.
    »Ich werde einfach warten müssen«, erwiderte Haut. Beklommen starrte er auf die dünne, silbrige Rauchfahne, die aus dem Geisterhaus hochstieg.
    »Der Schamane wird uns sagen, was zu tun ist.«
    Stein hob die Hand und klopfte ihm auf die Schulter. »Wer weiß«, meinte er, »vielleicht wird der Schamane sie behalten.«
    Hauts Gesichtsausdruck erhellte sich. »Vielleicht«, entgegnete er hoffnungsvoll.
    Die Worte von Altem Zauber ließen Geist erschauern. Eine freudige Erregung bemächtigte sich seiner. Vor ein paar Minuten noch hatte er sich vor der Vorstellung einer endlos vor dem Volk liegenden Wanderung gefürchtet, die der Schamane heraufbeschworen hatte. Die Furcht jedoch war bereits wieder von ihm genommen. Die Wanderschaft sei jetzt vorüber, hatte der Schamane prophezeit.
    Alter Zauber hatte noch nicht wirklich über das gesprochen, was er im Grünen Tal entdeckt hatte. Offensichtlich war es ein Ort großer und fremdartiger Magie. Sollte es auch das neue Heim des Volkes sein?
    »Woher weiß du es?« flüsterte Geist schließlich. Seine Stimme stieg trocken und krächzend in seiner Kehle hoch. Rauch wirbelte durch das Zelt, um dann einen langen Augen^ blick reglos wie ein Schleier in der Luft zu hängen.
    »Das Zeichen«, entgegnete Alter Zauber sanft. Er hüllte den Mammutstein wieder ein, schnürte ihn jedoch noch nicht zu. Immer noch die Handschuhe tragend, nahm er behutsam das kleine,

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