Mea Suna: Seelensturm Band 1 (German Edition)
Wohl eher nicht!
Kurzerhand beschloss ich, ihr zu folgen. Eilig zog ich mir meine Jeans und Schuhe über und griff noch schnell nach meiner Lederjacke. Sicherheitshalber steckte ich mein Handy ein. Ich konnte ja nicht wissen, ob ich Hilfe brauchen würde.
Es kostete mich Überwindung, auf die Äste der Linde zu springen. Mutig war meine Schwester ja, das musste ich ihr lassen. Aber was sie konnte, schaffte ich schließlich auch. Ich sprang und hing im Baum, fand Halt an einem Ast, der mich trug. Ich hielt inne. Alles war gut gegangen. Lebensgefährlich würde ich mich nicht verletzen, falls ich stürzte. Es sah gefährlicher aus, als es in Wirklichkeit war. Vorsichtig kletterte ich zum dicken Stamm und hangelte langsam hinunter. Mein T-Shirt riss ein kleines Stück am Saum ein und war leicht verschmutzt.
Geschafft! Ich kam unbeschadet unten an und sah mich um. Es war still. Niemand hatte mich bemerkt. Leise und vorsichtig, um nicht entdeckt zu werden, folgte ich Amy in die Richtung, in die sie verschwunden war. Nirgends konnte ich sie entdecken. Alles lag still und friedlich da. Selbst die Schwäne hatten sich zurückgezogen und der See war ruhig und verlassen. Hatte ich meine Schwester aus den Augen verloren? Aufmerksam ging ich leise weiter und hoffte, sie durch einen Schatten, der sich bewegte, zu entdecken. Was hatte sie vor?
Da! Ganz am äußersten Rand unseres Grundstücks konnte ich einen Schatten ausmachen, der auf die Steinmauer kletterte. Das war sie, das musste sie sein. Aber warum ging unser Alarm nicht los? Ich rannte quer über die Wiese, vorbei an den Bäumen, bis ich schließlich an der Grundstücksmauer stand. Doch da war Amy schon weg. Ein Motor wurde angelassen und ich konnte hören, wie eine Autotür zugeschlagen wurde. Sie wird doch nicht …? Schnell kletterte ich auf den Baum, dessen Äste über die Mauer ragten und die es zuließen, dass ich auf die Ziegelwand klettern konnte. Im letzten Augenblick konnte ich noch Sandys roten Pontiac erkennen, der viel zu schnell aus der Straße verschwand.
So ein Mist! Ich hatte sie verpasst. Unentschlossen, was ich nun tun sollte, saß ich auf dem Mauersteg und sah den Rückleuchten des Autos hinterher, in dem meine Schwester saß. Kurz blickte ich hinter mich auf unser Grundstück. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass die Alarmanlage keinen Mucks von sich gegeben hatte. Niemandem war unser Verschwinden aufgefallen. Was war hier los? Hatte Amy die Überwachung außer Gefecht gesetzt? Was hatte sie vor? Da fiel mir das Telefongespräch im Restaurant wieder ein. Amy hatte mit ihrer Freundin Sandy telefoniert. Hatten sie dort ihren nächtlichen Ausflug geplant?
Diese kleine …, Mist! Ich hatte keine Ahnung, was sie vorhatten. Ein unangenehmes Gefühl machte sich breit. Mal wieder hatte Sandy meine Schwester dazu gebracht, sich Ärger einzuhandeln. Im Geiste ging ich das Gespräch noch einmal durch. Vielleicht wollten sie in den neuen Club? Aber der war eine ganze Ecke entfernt. Ich zog mein Handy aus meiner Gesäßtasche und wählte Toms Nummer.
»Hi, Tom! Ich bin es. Ich brauche deine Hilfe.«
»Jade! Was ist los?« Seine Stimme klang besorgt.
»Kannst du mit einem Wagen ganz an das Ende unseres Grundstücks, zur Bayville Ave kommen?«, fragte ich. Seine Stimme klang verschlafen. Ich hatte ihn geweckt.
»Was ist denn los? Seid ihr in Schwierigkeiten?«
»Nein, oder besser gesagt, ich weiß nicht genau. Kannst du kommen?«
Er schwieg für einen Moment. »Ich bin gleich da!«, sagte er und legte auf.
Kurz überlegte ich, ob ich jemanden informieren sollte, sah nochmals zu unserem Haus zurück. Soweit ich mich erinnerte, hatte Frank dieses Wochenende Schicht. Vielleicht war er mal wieder in der Überwachungszentrale vor dem Fernseher eingeschlafen und hatte deshalb nichts bemerkt. Falls ja, könnten wir Glück haben und unbemerkt wieder in unsere Zimmer gelangen. Entschlossen, Amy zu finden, kletterte ich von der Mauer auf den Gehweg, ständig in Angst, den Alarm vielleicht doch noch auszulösen. Keine Menschenseele weit und breit. Während ich auf Tom wartete, ging ich ein paar Schritte den Weg entlang. Jeden Augenblick müsste er auftauchen.
Ärger stieg in mir auf. Was dachte sie sich eigentlich dabei? Und wieso funktionierte unser Alarm nicht? Ich schüttelte den Kopf. Irgendetwas lief hier schief.
Ein paar Minuten später leuchteten Scheinwerfer auf. Der dunkle Wagen von Toms Vater hielt direkt neben mir. Ich stieg ein und sah in Toms
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