Mea Suna: Seelensturm Band 1 (German Edition)
mir vor. Ein Mann mittleren Alters stand nun vor uns und hatte Tom und mich mit dem Kopf nickend begrüßt. Der Manager änderte plötzlich seinen grimmigen Ausdruck. Er lächelte sogar, was ihn gleich sympathischer wirken ließ. Er führte uns durch das große Foyer. Der Club war sehr edel und geschmackvoll eingerichtet. Große, goldene Spiegel hingen an den weißen Wänden, die mit ein paar künstlichen Fackeln beleuchtet wurden. Überall umsäumten schwarze Ledersessel kleine Beistelltische. Der Marmorfußboden zeugte vom Geschmack des Besitzers und ich hörte schon den Bass, der gedämpft zu uns drang. Tom hielt meine Hand und zog mich hinter sich her. Der Manager begleitete uns ans Ende des Eingangsbereichs und öffnete die Tür.
»Viel Spaß«, sagte er und grinste freundlich, während Tom und ich hindurchgingen. Ich konnte es nicht fassen. So schnell hatten wir freien Eintritt bekommen, während die anderen noch draußen standen. Was war Toms Geheimnis? Ich würde ihn später danach fragen müssen!
Jetzt schlug uns der Bass der Musik laut entgegen. Die Luft war warm und hitzig. Schließlich standen wir im Herzen des Collections. Bunte Scheinwerfer leuchteten in die Menschenmasse. Die Diskothek war sehr groß und proppenvoll. Rechts war die überfüllte Tanzfläche, der Boden leuchtete im Takt der Musik, unzählige junge Leute verausgabten sich beim Tanzen. Links erstreckte sich eine riesige Bar, hinter der einige Barkeeper ihre Shaker spektakulär durch die Lüfte warfen. An der Decke hingen vier Käfige, in denen sich junge Frauen sexy räkelten. In der Mitte zwischen Tanzfläche und Bar führte eine Treppe in die offene obere Etage. Von dort aus konnte man die Tanzfläche und die Bar überblicken. Bisher kannte ich solche Clubs nur aus dem Fernsehen.
Tom führte mich die Stufen hinunter, die uns von der Menge trennten. Wir drängten uns an überhitzten Körpern vorbei und ich fragte mich, ob wir Amy in diesem Getümmel finden würden. Das konnte dauern. Tom und ich blieben eng hintereinander und sahen uns suchend nach meiner Schwester um.
»Vielleicht haben wir von dort oben mehr Glück?«, schrie mir Tom zu. Die Musik war so laut, dass er dagegen anbrüllen musste. Ich nickte und Hand in Hand suchten wir uns einen Weg zur Treppe.
Nach den ersten Stufen blieb ich stehen und sah mich um. Die Musik war ganz nach Amys Geschmack. Ich suchte sie unter der tanzenden Masse. Hoffentlich war zu Hause unser Fehlen noch nicht in einen Alarm umgeschlagen. Die Zeit drängte und ich musste mich beeilen, wenn ich verhindern wollte, dass man unseren Onkel informierte.
Es dauerte eine ganze Weile, bis ich schließlich Sandy in dem Getümmel auf der Tanzfläche erkennen konnte. Genau in dem Moment, indem ich Tom meinen Fund zeigen wollte, tippte er mich an und zeigte auf zwei Personen, die am Geländer der oberen Etage standen.
Dort oben stand sie mit einem Fremden. Erleichterung durchflutete mich. Ihr ging es gut. Während sie hier flirtete und sich gedankenlos an diesen Kerl ranschmiss, hatte ich mir Sorgen gemacht. Aber das war typisch für sie. Wer war dieser Fremde? Woher kannte sie ihn? Er trug eine schwarze Lederjacke, war groß und breitschultrig. Meine Schwester hatte schon immer eine Vorliebe für coole, durchtrainierte Typen. Hin und wieder lächelte er sie an. Makellos weiße Zähne konnte ich sogar von den Treppenstufen aus erkennen. Seine blonden Haare schimmerten fast golden im Lichtkegel. Aber da war noch etwas anderes. Ich konnte es nicht richtig deuten, dennoch sagte mir mein Gefühl, dass Amy sich lieber nicht mit ihm unterhalten sollte.
»Da!«, rief mir Tom nahe meinem Ohr und zeigte auf Amy. Ich signalisierte ihm, dass ich meine abtrünnige Schwester schon entdeckt hatte, und gab ihm ein Zeichen, zu ihr zu gehen.
»Jade!«, hörte ich dumpf meinen Namen.
»Jade! Warte!«
Jemand hielt mich am Arm fest. Als ich mich umdrehte, erkannte ich Sandy. Sofort war meine Wut wieder da, und rot leuchtete es aus mir, als ich sie ansah. Sie wusste genau, wie ich über sie dachte. Erst vor ein paar Wochen hatte ich sie gewarnt und ihr versprochen, dass ich ihr Probleme machen würde, wenn sie Amy in Schwierigkeiten brachte.
»Sandy! Was glaubst du eigentlich? Bist du noch ganz bei Trost, meine Schwester hierher zu bringen?«, schrie ich gegen die Musik an.
»Jetzt krieg dich wieder ein. Es ist doch für ein Mädchen in ihrem Alter völlig normal, auf Partys zu gehen. Du solltest dich entspannen und es
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