Mea Suna: Seelensturm Band 1 (German Edition)
herauskommen werden. Die Gefahr, von der ich spreche, dauert schon euer ganzes Leben. Das, was euch bedroht, ist grausam und gefährlich. Es werden Soldaten durch die ganze Welt geschickt, um Mädchen wie deine Schwester Amy zu suchen und zu töten. Diese Soldaten heißen Taluris und sind eigens dafür ausgebildete Tötungsmaschinen.« Er machte eine Pause, damit ich ihm folgen konnte.
»Auf der ganzen Welt sind zwölf Killer mit dem gleichen Ziel unterwegs«, erklärte er, »Sie suchen die Illustris und töten sie, indem sie ihnen den Kopf von den Schultern schlagen und Amy ist eine von ihnen. Deshalb müssen wir sie mit allen Mitteln beschützen und darauf hoffen, dass diese Mörder sie nicht finden.«
Ungläubig starrte ich ihn an. Ich hoffte, dass alle im Raum gleich anfangen würden zu lachen, damit mir klar würde, dass das ein Witz war. Ich sah von einem Gesicht ins nächste, doch alle blickten mich mit betretenden Mienen an. Niemand lachte, nicht ein Mundwinkel zuckte. Sollte ich vielleicht den Anfang machen?
»Dein Onkel sagt die Wahrheit, Jade! Seit Jahren hält er euch hier in Bayville versteckt. Die Taluris hatten in all dieser Zeit keine Ahnung, dass Amy hier lebt. Doch jetzt sind sie ihr auf die Schliche gekommen«, meinte Mr. Chang.
Mr. Tramonti nahm seine Brille ab, hielt sie in die Luft und sah durch die Gläser. Dann nahm er ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und polierte die Gläser nachdenklich.
»Der Unfall heute Nachmittag war ein Versuch, deine Schwester zu töten. Jetzt fragen wir uns, was wir dagegen unternehmen sollen. Dein Onkel möchte mit euch fliehen. Das würde für euch bedeuten, für immer von hier zu verschwinden. Ein neues Leben, eine neue Identität.«
Völlig gefesselt von dem, was ich erfahren hatte, sah ich zu Onkel Finley, der sich müde auf seinen Schreibtischsessel gesetzt hatte und ratlos auf seine Hände blickte.
War das wirklich alles wahr? Er widersprach den Worten von Mr. Tramonti oder denen von Mr. Chang nicht. Meine Gedanken rasten alle durcheinander. War das der Grund, warum er uns auf dem Grundstück hielt und niemals alleine gehen ließ? Gegen solche Typen hätten wir uns nie verteidigen können und das wusste er. Deshalb das Sicherheitssystem, die Sicherheitsleute, die Privatschule, die Grundstücksmauer, die strengen Regeln. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf und Angst machte sich in meiner Brust breit.
»Aber das ist doch völlig unmöglich«, stammelte ich.
»Amy ist eine was ...?«
Mr. Tramonti übernahm die weiteren Erklärungen für meinen Onkel. »Eine Illustris! ... Es ist schwierig für euch, das zu verstehen, vor allem wenn man keine Zeit hat, sich langsam darauf vorzubereiten. Aber klar ist, dass Amy eine Illustris ist, eine Heilerin«, sagte er und machte eine gedankenreiche Pause.
»Illustris sind Heilerinnen, die hauptsächlich im Mittelalter bekannt waren. Man kann sie mit einer Hexe vergleichen, doch anders als diese, heilt sie durch ihre Hände. Durch ihre Fähigkeit konnte sie den Menschen durch ihre Strahlung heilen. Leider hat sich das Gen von Generation zu Generation abgeschwächt und dies konnte bis heute auch nicht gestoppt werden. Die heutigen Illustris können leider nur noch durch eine Berührung kleinere Krankheiten mildern.«
Ich kräuselte die Stirn und schüttelte den Kopf. Amy war doch keine Heilerin! Zumindest hatte sie noch nie jemanden geheilt. Das würde ich doch wissen!
»Das alles werden wir euch noch erklären. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass Amy nichts geschieht.«
Ungläubig schüttelte ich immer noch den Kopf. Waren denn jetzt alle verrückt geworden? Das gab es doch nicht!
»Ist euch klar, was ihr da erzählt? … Und dieser Vogel? Was hat diese Krähe für eine Bedeutung?«
»Diese Krähen sind Späher oder, wenn du sie so nennen willst, Auskundschafter der Taluris.«
Ein Schmunzeln lag auf meinen Lippen. Das war ja wie im Märchen. Das Bild dieses schönen Vogels erschien direkt vor meinen Augen. Diese leuchtenden blauen Flecken in seinem Gesicht. Doch dann fiel mir ein, wie oft ich den Vogel gesehen hatte und welche Gefühle er in mir ausgelöst hatte. Sofort war auch das Bild von dem jungen Mann wieder da, der mit der Krähe gesprochen hatte. Ein Schauer fuhr mir den Rücken hinunter. War er ein Taluri?
»Am Fußgelenk dieser Krähen haben die Taluris einen Minichip befestigt, der über das Nervensystem des Tieres verbunden ist. Durch ein Computerprogramm sind sie daher in der Lage,
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