Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)
unterwegs sind, desto mehr lichtet sich die Schwärze in „König Balthasars“ Antlitz und man fragt sich, ob nicht jemand, der von Haus aus schon so aussieht wie der, der erst durch Schminke so aussieht und den Job evtl. besser machen könnte.
Irgendwo muss die Migration doch auch Erfolge zeigen. Überdies wäre es maximal glaubwürdiger und käme dem Original erheblich näher.
Man sieht es ja auch bei Othello. Letzter Akt: die Schminke schaut sich langsam im Gesicht um, aber die Frisur sitzt. Und dann singen und swingen sie so vor sich hin, die Sterns(w)inger. Das Klappern der Zähne ersetzt den Beatboxer und das Jammern ob der Kälte erspart jedwede elektronische Verzerrung. Eigentlich müsste man sich nach jeder Stunde durch ein frisches Team ablösen lassen. Hase und Igel, sozusagen.
Es weiß doch niemand wer da klingelt und ob das ein frisches oder ein durchgefrorenes Gespann ist. Man ahnt nur aufgrund des Datums, dass es wieder soweit sein muss und tut so, als ob man nicht da ist. Genau wie im letzten Jahr. Genau wie dieses Jahr und genau wie im nächsten Jahr.
Senf macht dumm
Dachte ich’s mir doch gleich. Bei jeder Bestellung eines Würstchens wird man höflich gefragt, ob man Senf dazu haben möchte. Also scheint die Frage nur ein Synonym dafür zu sein, ob man bescheuert werden oder evtl. sogar bleiben will. Schuld ist daran die Portion Senf.
Noch anders formuliert hieße es demnach, dass all jene Menschen, die schon seit frühester Kindheit Senf aßen dumm sind, ihre Vorfahren vielleicht auch und vererbten diesen Schaden lückenlos weiter. Schau an.
Dabei sieht Senf so harmlos aus, es sei, er ist scharf. Die Schärfe erhält der Senf durch Senföle, auch immer wieder gerne Isothiocyanate genannt. Dann zieht diese Schärfe durch die Nase in Richtung Gehirn und da passiert’s dann. Man wird dumm. Manchmal sieht Babynahrung schon aus wie…. Gut – gut, war nur ein Gedanke.
Senf soll aber auch heilend wirken. Ich persönlich kenne niemanden, der sich – wohin-auch-immer Senf schmiert, aber das muss nichts bedeuten. Gibt man demzufolge zu allem seinen Senf, ist man ganz schön angeschmiert. Vieles wird nun klarer.
Senf wird in vielerlei Formen dargeboten. Man bekommt ihn in der Tube, im Glas, im Eimer, in Plastikflaschen und in loser Form direkt auf den Teller, wenn man sich zu Kassler hinreißen lässt. Frikadüsen werden auch gerne mit Senf gegessen, sogar Frühstückseier, wie berichtet wird. Ein Leben ohne Senf ist offensichtlich nicht vorstellbar, so allgegenwärtig wie er ist.
Die Bayern bevorzugen süßen Senf und die Franzosen neigen zu einer besonderen Art, Dijon-Senf nennt sich dann jener. Aus Düsseldorf stammt die Variante für den schmerzlosen Gaumen. Wer das Scharfe liebt, greift hier gerne zu. Dass künftige Mütter, welche während ihrer 9-monatigen Hoffnung öfter zu Senf greifen, ein Mädchen zur Welt bringen, kann wahrscheinlich dem Titel dieses Beitrags zugeschrieben werden.
Schlurche - Bilder aus der Tiefe
Ruhe herrschte, als Professor Seltsam zur Türe hereinkam. Er legte seine lederne Aktenmappe, die man ihm zu seinem 50. Dienstjubiläum überreichte und er sie seither stets unter den Arm trug, vorsichtig auf das Pult. Noch wusste keiner, dass in dieser Aktenmappe die bisher einzigen Bilder der extrem scheuen und seltenen Schlurche waren.
Weit länger als zwei Wochen dauerte seine Expedition diesmal und ohne einen Beleg für die bisher unbewiesene Existent der Schlurche, wollte Professor Seltsam nicht wiederkommen, ließ er in einem Pressebericht verlauten. Eng war es in diesem Unterseeboot namens „Helga“. Den Namen wählte Seltsam zu Ehren und zum Gedenken an seine erst jüngst verstorbene Stubenfliege aus.
Immerhin plante Professor Seltsam diese Unterwasserexpedition schon recht lange. Drei Wochenenden gingen dabei hin und obendrein finanzierte er das Abenteuer aus eigener Tasche. Wie weit in die alles verschlingende Tiefe wird er vordringen müssen? Schlurche bevorzugen die abgelegensten und schlecht zu erreichendsten Winkel der Ozeane. Dort, wohin sich noch kein menschliches Wesen zu bewegen wagte, fanden Schlurche schon seit jeher ein zuhause. Davon war Professor Seltsam überzeugt und dafür opferte er, wenn es sein musste, auch „Helga“.
In diesen Tiefen zu leben ist nach menschlichen Maßstäben undenkbar. Dunkelheit herrscht hier und es ändert sich nie. Tag und Nacht verschmelzen zu einem Zeitablauf, der
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