Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Titel: Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Spilker
Vom Netzwerk:
erhaltene Jetlag, lässt sich keinesfalls mit einem Jetlag vergleichen, welches der Zeitpendler stehend durch einen Flug mit einer Transportmaschine aus Antananarivo bekam.
     
    Hier wird bei Tauschbörsen gerne geschummelt, doch professionelle Sammler stehen hier mit Rat und Tat zur Seite und sind wachen Auges.
     
    Wie in allen Sparten existieren auch hier Broschüren, Prospekte und Bücher, mit Hilfe derer sich Neulinge informieren können. Gesammelte Jetlags findet man dann in den Sammelalben der stolzen Besitzer. Vorher werden sie exakt und nach einem festen Reglement gebügelt und gefaltet. Bei speziell und nur dafür organisierte, ausschließlich regional stattfindenden Treffen, gibt man Tipps und Tricks weiter, schaut Lehrvideos an und bewundert die Fertigkeiten langjähriger Jetlagger.
     
    Besonderes Ansehen genießen Weltenbummler, Globetrotter und Personen, mit nachweislichen 50 Jetlags und mehr. Darunter dürfen sich gerne getauschte Jetlags befinden, hier gestaltet sich das ansonsten recht straffe Reglement großzügig. Auch befinden sich unter diesen Leuten die Träger der »Goldenen Jetlag-Nadel« von morgen.

Platzsparend ist das Sammeln von Jetlags allemal und bei den Genießer-Treffen wird immer wieder klar, wie anstrengend, nervenzerfetzend und abenteuerlich ein eher unscheinbar wirkender Rückflug in der Business Class von Juneau nach Ailertchen, mit Zwischenstopp und Umsteigen in London, Frankfurt und Köln sein kann.

Ruhe, verdammt Juch-he!
     
    Mitten in der Nacht durch die promillegeschwängerte Rücksichtslosigkeit eines Mitmenschen geweckt zu werden, ist unangenehm und man neigt in diesen Augenblicken zur Wiedereinführung der Prügelstrafe. Den scheinheiligen Gruß dieses Nachbarschaftstyrannen ignoriert man gekonnt und bindet sich die Schuhe zu, auch wenn man an diesem Tage des nassen Wetters wegen Gummistiefel trägt. Irgendwo möchte man sein.
     
    Die so oft schon zitierte einsame Insel schwebt durch den Kopf und auch das Lied „über den Wolken“ ist mit von der Partie. Sich kiloweise Watte oder sonstige Cellulose ins Ohr zu pfropfen bringt nicht die gewünschte Ruhe. Allein das unentwegte auch nächtliche Herausfallen dieser Dämmstoffe, bietet dauerhaft betrachtet keine Sicherheit, im Sinne einer Gewährleistung auf bleibende und vernehmbare Stille. Die weiteste Entfernung von der Zivilisation wäre die Rettung, zumindest eine Möglichkeit.

Die Entfernung müsste so groß sein, dass ein gerade eingeschulter Briefzusteller per Fahrrad, beim Ankommen das Abituralter erreicht hat. Dort könnte ein Plätzchen sein, an dem kein Laut vernehmbar, kein Geräusch und keine akustische Störung zwischen Trommelfell und Hörnerv wäre. Allein die Arhythmik des Stepptanzes einer ordinären Stubenfliege oder der ebenso ungeordnete Gedankenfluss eines Fremden, der durch wirres Zucken der Augen die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, stellen insgesamt Gründe dar, Reißaus zu nehmen.
     
    Kein Ausweg in Sicht und kein Weg der zurück führt.
 
    Hat man sich dort einigermaßen wohnlich eingerichtet und der Wunsch länger zu verweilen wird deutlich, planen sicher irgendwelche militaristisch Gedrillte und mit allerlei Orden behangene Stützpunktbefehlshaber, eine Tiefflugschneise und Mach-4-Jets manövrieren knapp 20 Meter über dem Gebäude. Beim Durchbrechen der Schallmauer verweigert jeder Herzschrittmacher seinen Dienst und überdies wird soeben eine Intercity-Trasse vermessen.
     
    Die schon bestehende Fluglinie wird umgeleitet, denn bei einer Notlandung erweist sich der frisch gedüngte 2 Hektar große, englische Rasen vor dem Haus als willkommen. In der sowohl fürsorglichen, als auch fälschlichen Annahme, Bewohner des alleinstehenden Hauses könnten an Nahrungsmangel leiden, schießen Supermärkte wie auch Imbissketten aus dem Boden wie Raketen.

Straßen entstehen in Windeseile, als ob man sie wie Kunstrasen ausrollt und – schwups – über Nacht leuchten sogar Lampen über und neben den Fahrstreifen. Der Zubringer zur Autobahn ist nur noch ein Klacks und die Garage bekommt Gesellschaft in Form eines direkt anschließenden Zufahrtwegs. Der debil grinsende Kutscher eines baumaschinenartigen Asphaltmonsters mit der Kippe im Mundwinkel, schwingt mit der einen Hand seinen Sicherheitshelm und mit der anderen hupt er kräftig.

So drückt man Freude aus, so bringt man den, der der Einsamkeit frönen wollte, an den Rand des Wahnsinns. Schusswaffengebrauch ist keineswegs human, doch wann

Weitere Kostenlose Bücher