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Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Titel: Meckerfritz - 3: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Spilker
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durch nichts unterbrochen wird. Die hier lebenden Wesen kennen kein Licht. Viele dieser Tiere sind daher blind, weil es für die Natur keinen Sinn macht, sie mit Augenlicht auszustatten. Skurril schauen sie auch nicht zuletzt darum aus. Viele von ihnen besitzen eigentümliche Formen und Farben. In der ewigen Dunkelheit der Tiefe ist es jedoch völlig egal, wie ein Wesen aussieht.

In ihrer etliche Millionen von Jahren dauernde Evolution entledigten sich die Schlurche ihrer Äußerlichkeiten gänzlich und wurden für das menschliche Auge unsichtbar. Professor Seltsam wusste es und schon deshalb war das Erbringen eines Beweises ob der Existenz der Schlurche von maximaler Wichtigkeit, eingewickelt in Problematik.
     
    Auch war bis dahin völlig unbekannt, wie sich Schlurche bei plötzlich erhellter Umgebung verhielten, denn ohne ausreichendes Licht ist fotografieren unter Wasser so gut wie unmöglich.

Das Tauchboot hatte mittlerweile eine Tiefe von ca. 7834,14 erreicht. Jetzt sollten Schlurche anzutreffen sein. Hier ist der See ruhig und es herrscht keine Strömung. Professor Seltsam hatte den Fotoapparat ständig griffbereit und musste lediglich noch den Auslöser bedienen. Er befahl dem Steuermann „Helga“ zu stoppen. Nun dümpelte das Boot in gewaltiger Tiefe auf der Stelle. Tonnenschwer war der Druck, den „Helga’s“ Außenwände nun standhalten mussten. Ruhig sollte das kleine U-Boot im Wasser liegen, damit Seltsam zum Schuss kommen konnte.

Die Gelegenheit war einmalig. Professor Seltsam hielt seinen Fotoapparat vor das Fenster und knipste drauflos. Der Film war voll und Seltsam befahl gemächlich aufzutauchen. Um das Gesamtgewicht „Helga’s“ nicht zu erhöhen, verzichtete Professor Seltsam auf die Mitnahme eines zweiten Films, was auch aus wissenschaftlicher Sicht mehr als verständlich erscheint. Seltsam entwickelte die Bilder in seinem Badezimmer selbst und war von den Ergebnissen hoch erfreut.
     
    Ein Gerät wurde in den Saal gerollt, mit Strom versorgt und eingeschaltet. Ein Assistent stand zur Bedienung parat und nahm eines der Bilder, die Professor Seltsam aus seiner ledernen Aktenmappe zog, vorsichtig entgegen. Das Bild fand auf der großen Glasfläche des Geräts Platz und wurde vergrößert an die Stirnfläche des Saals projiziert, sodass die eingeladenen Gäste dieser Veranstaltung sahen, was Seltsam fotografierte.

Professor Seltsam nahm hinter dem Pult Position ein und dokumentierte die just zu betrachtende Aufnahme mit überzeugenden Worten.

Mit einem Zeigestock in der Hand trat Professor Seltsam an die Wand, auf der sein selbst fotografiertes Bild erschien. „Hier auf diesem Bild befindet sich eine komplette Schlurch-Rotte, die gerade hinter einer Tiefsee-Agave steht oder kauert, das ist nicht exakt erkennbar.“ Zwischendurch forderte er seinen Assistenten jeweils zum Wechseln der Bilder auf. „Einige Schlurch-Junge, die im Sand eingegraben wahrscheinlich spielen oder nach Nahrung Ausschau halten... wie dem auch sei.“

Fragende Gesichter bei den Gästen, denn zu erkennen war lediglich ein schwarzes Viereck an der Wand, und das bei jedem gezeigten Bild. „Um die Beweise zu festigen, zu ergänzen und jeden Zweifel an der Existenz der Schlurche zu beseitigen“, sagte Seltsam „zeige ich Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, gerne weitere Fotos der Schlurche und ihres Lebensraumes.“ ergänzte er. Wortloses Schulterzucken vollführten die Anwesenden währenddessen.
     
    Es folgten noch etwa 15 weitere Bilder, die allesamt schwarze Vierecke an der Wand erkennen ließen. Professor Seltsam gab zu jedem Bild einen Kommentar ab. Mal waren es Schlurche in einem seehöhlenartigen Labyrinth und mal waren es Schlurche, die sich chamäleongleich einem Stein anpassten. Fragezeichen füllten die Gesichter derer, die dem Geschehen beiwohnten.

Sammler
     
    Dass der Mensch in seiner früheren Geschichte ein Jäger und Sammler war, ist unumstritten. Subtrahiert man nun den Jäger, so bleibt der Sammler übrig und das im wahrsten Sinne des Wortes. Vereinzelte Jäger trifft man noch an, Schürzen scheinen hier das bevorzugte Objekt der Begierde zu sein, satt wird man davon eher weniger. Bei den Sammlern geht’s erheblich lustiger, erlebnisreicher und traditioneller vor.

Nicht nur Briefmarken und Münzen stehen in der Gunst der Sammler weit oben, sondern auch Erfahrungen und neuerdings Jetlags. Ein durch einen Rückflug von Beijing in der Economy Class eines Touristenfliegers

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