Mecklenburger Winter
ganz bestimmt erlauben.“ Leon schüttelte erstaunlich heftig den Kopf. „Nein, ich werde ihn nicht darum bitten. Das ist mein Ding und ich will nicht, dass er mir das mit seinen dummen Sprüchen auch noch kaputtmacht. Mir reichen schon die ...“ Er brach abermals ab und lächelte unsicher, bevor er die Achseln zuckte.
Kais Wut bekam neue Nahrung. Also litt Leon zuhause noch immer unter den dummen Sprüchen seines Vaters. Natürlich hatte sich nichts geändert. Außer, dass Leon nichts mehr von Burghardt erzählte und dessen Spitzen gegen ihn. Wie auch? Es würde sich erst etwas ändern, wenn Leon endlich den Arsch in der Hose hatte, sich gegen seinen Vater zu stellen.
„Ist halt etwas kompliziert“, schloss Leon und verschlang sein Essen. Kai öffnete den Mund und verschloss ihn erneut. Ganz blöde Idee, dazu jetzt eine Bemerkung zu machen. Sein loses Mundwerk würde ihm nur Schwierigkeiten machen.
„Mein Vater fand es auch Blödsinn, als ich mit dem Motorcross angefangen habe“, erklärte Dirk mit einem Mal. „Viel zu gefährlich fand er und hat es mir verboten als ich sechzehn war. Ich bin dann immer heimlich gefahren und mit achtzehn habe ich mir von meinen Ersparnissen mithilfe meines Onkel eine eigene Maschine gekauft. Da konnte er es mir ja nicht mehr verbieten.“ Er grinste und deutete auf seine Piercings. „Die habe ich auch machen lassen, als ich achtzehn wurde und jedes Jahr ein neues Tattoo. Hätte er mir auch nie erlaubt. Er findet es noch immer furchtbar, aber was soll er dagegen machen?“
Leon lächelte gequält, wollte offensichtlich aber zu dem Thema nichts mehr sagen. Basti war es, der rasch ein anderes Thema fand und bald schon beteiligte sich auch Leon wieder am lockeren Gespräch.
Wenig später brachen sie endlich nachhause auf.
Kai vermied es, das Thema während der Rückfahrt erneut zur Sprache zu bringen, auch wenn es ihn juckte. Vermutlich musste Leon nur endlich genügend Mut gemacht werden, sich gegen seinen Vater zu stellen. Irgendwann musste er es tun. Vor allem, wenn Leon zu ihrer Beziehung stehen wollte. Und zwar nicht nur, wenn sie woanders waren. Kai hatte keine Lust auf ein ewiges Versteckspiel. Noch hielt er den Mund, ständig würde er es allerdings nicht tun können. Auch seine Geduld hatte ihre Grenzen.
Stattdessen unterhielten sie sich über alles mögliche, vermieden beide instinktiv ein besonderes Thema. Je näher sie Hagenow kamen, desto schweigsamer wurde Leon. Und nervöser. Immer häufiger biss er sich in die Unterlippe, kaute darauf herum.
Ob ihm der Arsch auf Grundeis geht? Vielleicht hat ihn sein Mut doch schon verlassen und er bereut es, mir Versprechungen gemacht zu haben. Er muss ja nicht, wenn er nicht will. Leider brachte Kai es nicht fertig, dergleichen über die Lippen zu bringen. Seine eigene Sehnsucht und Erwartung war zu groß. Ach, mal schauen, was so passieren wird. Wenn Leon nicht aufs Ganze gehen will, dann eben nicht. Hauptsache, wir sind zusammen, genießen jeden Moment miteinander.
Leon parkte in der Auffahrt und stieg noch vor Kai aus. Seine Nervosität war ihm zu deutlich anzusehen, als er auf Kai wartete. Im Flur ließ dieser die Sporttasche zu Boden fallen und zog seine Schuhe aus, nur um Leon, der stumm neben ihm stand, in eine Umarmung zu ziehen. Er strich ihm die Haare aus dem Gesicht und sah ihn ernst an.
„Wir müssen gar nichts machen, wenn du nicht willst.“ Kai bestärkte seine Worte mit einem Kuss, den Leon zaghaft erwiderte. Kai konnte spüren, wie angespannt dessen Körper war. „Ich will es aber“, gab Leon ebenso leise zurück. „Ich bin nur ...“
„Nervös“, ergänze Kai schmunzelnd. „Was meinst du, wie es mir beim ersten Mal ging? Ich hätte ständig auf Klo rennen können, so speiübel war mir. Ich hatte tierisch Schiss davor.“ Leon grinste und küsste ihn forscher. Kais eine Hand schob sich in dessen Nacken, während er die andere über Leons Schulter wandern ließ. „Ist dir etwa auch übel?“ Leon schüttelte grinsend den Kopf.
„Ich habe Hunger“, erklärte er. Verblüfft starrte ihn Kai an. „Hunger? Du hast doch vorhin mehr als das halbe Sortiment an fetttriefenden Burgern verschlungen. Wie kannst du schon wieder Hunger haben?“ Leon zuckte die Achseln und drückte Kai von sich.
„Ist aber so. Geh du mal duschen. Du stinkst“, stellte er wenig schmeichelhaft fest. „Ich koche uns Nudeln.“ Damit verschwand er auch schon in der Küche, noch ehe Kais Zunge die Verblüffung
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