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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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demonstrativ in Kais unmittelbare Reichweite. Dieser behielt den Blick stur auf die spärlichen Reste seines Salats gerichtet. Ich müsste nur die Finger etwas bewegen …  
    „Ich habe dir extra zwei Apfeltaschen mitgebracht.“ Lars ließ sich neben Leon auf den Stuhl nieder und packte einen großen Burger und die Pommes aus. „Falls dir eine nicht reicht.“ Verfluchter Mistkerl. Lars wusste haargenau, dass er dieses Ding aus überreichlich Zucker, Fett, diversen Farb- und Geschmacksstoffen aller Vernunft zum Trotze gerne aß. Schon jetzt ließ der betörende, künstliche Apfelzimtduft ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    „Willst du vielleicht die zweite haben?“, erkundigte sich Leon auch sofort in seiner kindlich unschuldigen Naivität. Oh Mann, hat er etwa mein gedanklich sehnsüchtiges Knurren gehört?  
    „In der Saison isst Kai so etwas doch nicht.“ Lars zwinkerte Kai zu und weidete sich an dessen gequältem Lächeln. „Da drin sind pure Kalorien und es ist definitiv nicht geeignet für jemanden, der weiterhin alle Läufer Deutschlands hinter sich lassen will.“
    „Oh.“ Leon entfernte die Apfeltasche fürsorglich aus Kais Nähe. „Aber hast du echt keinen Riesenhunger nach so einem Lauf? Ich könnte nach jedem Turnier immer alles in mich reinstopfen.“
    „Und würdest es vermutlich auch schadlos überstehen.“ Kai hoffte, dass seine Antwort nicht zu sehnsüchtig klang. Ab und an sündigen ist gar nicht so schlimm, flüsterte die Stimme der Versuchung. Das hast du ruckzuck wieder abtrainiert. Das sind viele, leckere Kohlehydrate. Jammy, lecker.  
    „Da es in diesem hochexklusiven Restaurant, in welches uns Basti unbedingt schleppen musste, keine anständigen Nudeln gibt, nehme ich eben mit meinem Salat vorlieb“, gab Kai hoffentlich nicht zu auffällig knurrend zurück. Salat ist lecker und gesund und genau richtig. „Hey, Mann, es gibt nirgends einen besseren Cappuccino“, warf Basti ein. „Außerdem lag der McDonalds für uns alle auf dem Weg. Bevor ihr zwei wieder in den fernen Osten entschwindet.“
    „Mir schmeckt es auf jeden Fall“ Lars schmatzte zufrieden und grinste höhnisch. „Ich nehme die Apfeltasche gerne, wenn Kai sie nicht essen darf.“ Susanne lenkte das Gespräch in andere Bahnen, bevor Kai Lars den Burger vollkommen in den Mund schieben konnte, wie er es nur zu gerne getan hätte.
    „Du reitest jetzt öfter bei Christel, hat sie mir erzählt?“, wandte sie sich an Leon. Dieser nickte und schluckte rasch den Bissen hinab. „Wir trainieren zusammen. Leider kann ich nicht so oft hin und ich weiß nicht, ob ich Ben wirklich fit genug bekomme für einen Wettkampf. Kai hat mir mal einen Menschentrainingsplan gegeben. So viel kann ich den ja nicht reiten, weil er nicht bei mir steht. Christel hat mir zwar angeboten, dass ich Ben mitnehmen darf, aber ...“ Leon brach ab und sah betreten von einem zum anderen. Nur den Blick zu Kai vermied er. „Mein Vater ...“, fügte er viel leiser hinzu. „Ich weiß nicht, ob er es gut finden würde. Der hat nicht viel für solche Pferde übrig. Ben ist halt kein ... Dressur- oder Springpferd. Der hält das Ganze eh nur für … unsinnige Zeitverschwendung.“
    Kai unterdrückte ein abfälliges Schnauben. Jedes Mal, wenn das Gespräch auf Burghardt kam, spürte er diese leise, köchelnde Wut in sich. Wann würde Leon endlich begreifen, dass er sein eigenes Leben leben musste, unabhängig von seinem Vater und dessen Befindlichkeiten? Es wurde Zeit, dass er sich das einmal wirklich bewusst machte.
    „Du bist erwachsen. Deinen Vater hat es nicht zu interessieren, was du machst. Er hat dir doch dein Pferd weggenommen. Warum sollst du dir da nicht ein anderes in den Stall stellen dürfen?“ Leon senkte augenblicklich den Kopf, kaute hastiger an seinem Essen herum. Seine Haare fielen ihm in die Stirn und verdeckten seine Augen.
    Die anderen schauten Kai ein wenig überrascht an und er begriff, dass sein Tonfall viel zu scharf ausgefallen war. Ist doch wahr, dachte Kai. Leon kann sich doch nicht jeden Spaß im Leben von diesem homophoben Mistkerl verderben lassen. Irgendwann muss er sich mal wehren. Aber er hielt seine Klappe und schluckte die restlichen Bemerkungen hinunter. Wie immer.
    „Ist bestimmt nicht so einfach daheim. Dein Vater scheint ziemlich streng zu sein.“ Susanne kam Leon entgegen und lächelte ihn verständnisvoll an. „Aber wenn er sieht, wie viel Spaß es dir macht, mit dem Ben zu trainieren, wird er es dir

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