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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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wieder an die Wunden der Frau, als ein großer, knurrender Köter seinem Pferd den Weg versperrte. Er hatte schon halb sein Schwert gezogen, als das Tier zurückgerufen wurde.. Der Schäfer sagte auf gälisch etwas Unfreundliches zu Rob. »Ich verstehe Eure Sprache nicht.«
    »Ihr seid auf dem Besitz der Cullens.«
    »Hierher wollte ich.«
    »Ja? Warum denn?«
    »Das werde ich Mary Cullen sagen.« Rob blickte ihn abschätzend an. Der Schäfer war noch jung, aber wettergegerbt, hatte graues Haar und war wachsam wie ein Hund. »Wer seid Ihr?«
    Der Schotte erwiderte seinen Blick und wußte anscheinend nicht, ob er antworten solle. »Craig Cullen«, sagte er schließlich. »Ich heiße Cole. Robert Cole.«
    Der Schäfer nickte und wirkte weder überrascht noch freundlich. »Am besten, Ihr folgt mir«, sagte er und setzte sich in Bewegung. Rob hatte nicht gesehen, ob der Schäfer dem Hund ein Zeichen gegeben hatte, aber das Tier blieb zurück und hielt sich dicht hinter dem Pferd, so daß er zwischen dem Mann und dem Hund ritt, wie ein Landstreicher, den sie in den Hügeln aufgestöbert hatten und ablieferten. Haus und Scheune waren aus Stein, vor langer Zeit fest gebaut. Kinder starrten ihn an und flüsterten, als er in den Hof ritt, und er brauchte einen Augenblick, bis er merkte, daß seine Söhne unter ihnen waren. Tarn sagte leise auf gälisch etwas zu seinem Bruder. »Was hat er gesagt?«
    »Er hat gefragt: >Ist das unser Pa?< Und ich habe geantwortet: >Ja.<« Rob lächelte und wollte sie in die Höhe heben, doch sie kreischten und liefen mit den anderen Kindern davon, als er sich aus dem Sattel schwang. Tarn hinkte noch, konnte aber ohne Schwierigkeiten laufen. »Sie sind nur schüchtern. Sie werden zurückkommen«, sagte Mary von der Tür her. Sie hielt das Gesicht abgewendet und wollte seinem Blick nicht begegnen. Er dachte zuerst, sie freue sich nicht, ihn wiederzusehen. Dann aber flog sie in seine Arme, in denen sie sich so wohl fühlte. Hätte sie einen anderen Mann gehabt, hätte er schon im Scheunenhof merken müssen, woran er war.
    Rob küßte sie und entdeckte, daß ihr ein Zahn fehlte, vorne rechts im Oberkiefer.
    »Ich habe eine Kuh in den Stall bringen wollen und bin ausgeglitten und auf ihre Hörner gefallen.« Sie weinte.
    »Ich bin alt und häßlich.«
    »Ich habe keinen verdammten Zahn geheiratet.« Sein Ton war rauh, aber er berührte die Zahnlücke sanft mit der Fingerspitze, und er spürte die feuchte, warme Geschmeidigkeit ihres Mundes, als sie an seinem Finger saugte. »Ich habe keinen verdammten Zahn in mein Bett genommen«, ergänzte er, und obwohl ihre Augen noch feucht schimmerten, lächelte sie.
    »Komm in dein Weizenfeld!« forderte sie ihn auf. »Hinunter auf die Erde zu Mäusen und allerlei kriechendem Gewürm wie ein Bock, der ein Schaf bespringt.« Sie wischte sich die Augen ab. »Du wirst müde und hungrig sein«, lenkte sie ab und führte ihn in das Küchenhaus. Es war merkwürdig für ihn, daß sie hier so daheim waren.
    Sie brachte ihm Haferkuchen und Milch, und er erzählte ihr von seinem Bruder, den er gefunden und verloren hatte, und von seiner Flucht aus London.
    »Wie seltsam und traurig für dich... Wenn das nicht geschehen wäre, wärst du dann zu mir gekommen?«
    »Früher oder später.« Sie lächelten einander immer noch an. »Es ist ein schönes Land«, stellte er fest. »Aber rauh.«
    »Bei warmem Wetter ist es freundlicher. Ehe wir es merken, wird es Zeit zum Pflügen sein.«
    Er konnte den Haferkuchen nicht mehr schlucken. »Es ist schon jetzt Zeit zum Pflügen.«
    Sie errötete noch immer leicht, eine Eigenart, die sie nie ablegen würde. Während sie ihn zum Hauptgebäude führte, versuchten sie, einander umschlungen zu halten, aber das Ergebnis war, daß jeder über die Beine des anderen stolperte. Bald lachten sie so heftig, daß er befürchtete, es würde sie beim Lieben stören, doch es stellte sich schnell heraus, daß es kein Hindernis war.

Lammzeit
    Am nächsten Morgen zeigte sie ihm den riesigen, hügeligen Besitz, wobei jeder ein Kind vor sich im Sattel sitzen hatte. Überall gab es Schafe, die schwarze Gesichter, weiße Gesichter und braune Gesichter vom frischen Gras hoben, wenn die Pferde vorbeitrabten. Sie führte ihn weit herum und zeigte ihm alles voll Stolz. In der näheren Umgebung des großen Besitzes befanden sich siebenundzwanzig kleine Anwesen. »Alle Kleinbauern sind meine Verwandten.«
    »Wie viele Männer gibt es

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