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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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insgesamt?«
    »Einundvierzig.«
    »Deine ganze Sippe ist also hier versammelt?«
    »Die Cullens sind hier. Die Tedders und die MacPhees sind auch mit uns verwandt. Die MacPhees leben einen halben Tagesritt von uns in den niedrigen Hügeln im Osten. Die Tedders leben einen Tagesritt im Norden von uns, jenseits der Schlucht und des großen Flusses.«
    »Wie viele Männer zählen die drei Familien?«
    »Vielleicht hundertfünfzig.«
    Er schob die Lippen vor. »Du hast eine eigene Armee.«
    »Ja. Das ist beruhigend.«
    Er hatte den Eindruck, daß es hier Schafe wie Sand am Meer gab. »Wir halten die Herden wegen der Wolle und der Häute. Das Fleisch verdirbt schnell, deshalb essen wir alles gleich auf. Du wirst bald genug vom Hammelfleisch haben.«
    An diesem Morgen wurde er in den Familienbetrieb eingeführt. »Die Frühjahrsgeburten haben schon begonnen«, erzählte Mary, »und jeder von uns muß Tag und Nacht den Mutterschafen helfen. Die Lämmer für die Häute müssen zwischen dem dritten und dem zehnten Lebenstag getötet werden, weil die Felle da am schönsten sind.«
    Sie überließ ihn Craig und verschwand. Nach einigen Stunden hatten ihn die Schäfer akzeptiert, denn er blieb auch bei den schwierigsten Geburten ruhig und wußte, wie man ein Messer schleift und damit umgeht.
    Entsetzt war er darüber, wie sie neugeborene männliche Lämmer kastrierten. Sie bissen einfach die zarten Geschlechtsdrüsen ab und spuckten sie in einen Eimer. »Warum tut ihr das?« fragte er. Craig grinste ihn mit blutverschmiertem Mund an. »Man muß die Eier entfernen. Wir können nicht so viele Böcke brauchen.«
    »Warum verwendet ihr kein Messer?«
    »Es wurde schon immer auf diese Weise gemacht. Es geht am schnellsten und bereitet den Lämmern die wenigsten Schmerzen.« Rob ging zu seinem Packen, nahm ein Skalpell aus gemustertem Stahl heraus, und bald gaben Craig und die anderen Schäfer widerwillig zu, daß diese Methode auch recht gut funktionierte. Er verschwieg ihnen jedoch, daß er vor allem deshalb gelernt hatte, schnell und geschickt zu arbeiten, um Männern, die zu Eunuchen bestimmt waren, unnötige Schmerzen zu ersparen.
    Er nahm schnell wahr, daß die Schäfer freie Männer waren, die über unentbehrliche Kenntnisse verfügten.
    »Kein Wunder, daß du mich genommen hast«, scherzte er später. »Jeder andere Mann in diesem verdammten Land ist dein Verwandter.«
    Sie lächelte müde, denn sie hatte den ganzen Tag Schafe abgehäutet. Der Raum stank nach Schafen, aber auch nach Blut und Fleisch, und das waren für ihn keine unangenehmen Gerüche, weil sie ihn an den maristan und die Krankenzelte in Indien erinnerten. »Jetzt bin ich hier, und du brauchst einen Schäfer weniger«, sagte er zu ihr, und ihr Lächeln verschwand. »Seht!« sagte sie scharf. »Bist du verrückt geworden?« Sie nahm ihn an der Hand und führte ihn aus dem Abdeckraum zu einem aus Steinen errichteten Nebengebäude. Darin befanden sich drei weißgetünchte Räume. Einer war ein Apothekenraum. Einer war sichtlich als Untersuchungsraum eingerichtet worden, mit Tischen und Schränken wie in seinem Behandlungsraum in Isfahan. Im dritten Raum standen Holzbänke, auf denen die Patienten sitzen würden, während sie darauf warteten, daß der Medicus sie hereinrief.

    Er fing an, die einzelnen Leute näher kennenzulernen. Ein Mann namens Ostric war Musiker. Ein Abdeckmesser war abgeglitten und hatte eine Arterie in Ostrics Unterarm durchschnitten. Rob brachte die Blutung zum Stillstand und schloß die Wunde. »Werde ich wieder den Dudelsack spielen können?« fragte Ostric besorgt. »Es ist der Arm, der das Gewicht der Pfeifen trägt.«
    »In ein paar Tagen merkt Ihr nichts mehr davon«, versicherte ihm Rob.
    Einige Tage später ging er durch den Gerbschuppen, in dem die Felle gebeizt wurden, und er sah Craig Cullens alten Vater Malcolm, einen Vetter Marys. Er blieb stehen, musterte die verdickten, geschwollenen Fingerspitzen des Mannes und sah, daß seine Fingernägel seltsam verkrümmt waren.
    »Ihr habt lange Zeit einen schlimmen Husten gehabt. Und häufig Fieber«, sagte er leise zu dem alten Mann.
    »Wer hat Euch das verraten?« fragte Malcolm Cullen.
    Es war ein Zustand, den Ibn Sina >hippokratische Finger< genannt hatte, und er deutete immer auf eine Erkrankung der Lunge hin. »Ich sehe es an Euren Händen. Eure Zehen sehen genauso aus, nicht wahr?« Der alte Mann nickte. »Könnt Ihr etwas für mich tun?«
    »Ich weiß es nicht.« Er legte das Ohr

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