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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Händen. Alex ist auf und davon, ganz aus dem Häuschen war er. Hat sich die Flinte geschnappt und ist auf Vicky in die Stadt geritten.« Er verzog, Entschuldigung heischend, das Gesicht. »Hab’ noch versucht, es ihm auszureden, aber...« Er hob die Schultern.
    Trude bekam keine Gelegenheit zum Ausruhen, denn Rob J. warf ihr gleich den Sattel wieder über und ritt selbst zur Stadt. Auf der Hauptstraße standen Männer in kleinen Gruppen beisammen. Lautes Gelächter drang von der Veranda der Gemischtwarenhandlung zu Rob J. herüber, denn Nick und der Sheriff schwangen große Reden. Doch er achtete nicht auf sie. Alex stand bei Mal Howard und zwei anderen Jugendlichen. Sie trugen alle vier Schusswaffen, und ihre Augen funkelten wichtigtuerisch. Doch als Alex Rob J. sah, machte er ein langes Gesicht.
    »Ich möchte mit dir reden, Alex«, sagte Rob J. und führte ihn von den anderen weg. »Ich will, dass du nach Hause kommst«, fuhr er fort, sobald sie außer Hörweite waren. »Nein, Pa.«
    Alex war achtzehn Jahre alt und jähzornig. Wenn er sich in die Enge getrieben fühlte, konnte es gut sein, dass er seine Sachen packte und für immer von zu Hause wegging. »Ich will nicht, dass du gehst. Es gibt gute Gründe.« »Mit deinen guten Gründen liegst du mir in den Ohren, seit ich denken kann«, erwiderte Alex aufgebracht. »Ich habe Ma einmal direkt gefragt, ob Frank Mosby mein Onkel ist. Und sie hat nein gesagt.«
    »Du bist ein Narr, deiner Mutter so etwas anzutun! Es ändert sich nichts, auch wenn du diesen Mosby höchstpersönlich erschießt, weißt du denn das nicht? Einige Leute werden trotzdem reden, auch wenn das, was sie reden, keine Bedeutung hat. Ich könnte dir befehlen, nach Hause zu kommen, weil das Gewehr und das arme blinde Pferd mir gehören. Aber der eigentliche Grund, weshalb du nicht mitgehen darfst, ist, du bist mein Sohn, und ich lasse nicht zu, dass der etwas tut, was er sein ganzes Leben lang bereut.«
    Alex warf Mal und den anderen, die neugierig herübersahen, einen verzweifelten Blick zu. »Sag’ ihnen, ich hätte gesagt, dass daheim zuviel Arbeit auf dich wartet. Und dann hol Vicky und komm nach Hause!«
    Rob drehte sich um, stieg auf Bess und ritt die Main Street entlang. Vor der Kirche machten einige Männer Radau, und er merkte, dass sie bereits getrunken hatten.
    Eine halbe Meile ritt er, ohne sich umzudrehen, doch als er es tat, sah er ein Pferd, das den zögerlichen, unsicheren Schritt seiner blinden Stute hatte, und darauf eine Gestalt, vornübergebeugt wie ein Mann, der gegen starken Wind anreitet, die kleine Flinte gen Himmel gerichtet, wie er es seinen Söhnen beigebracht hatte. Während der nächsten Wochen ging Alex Rob aus dem Weg, nicht so sehr, weil er wütend auf seinen Vater war, sondern weil er seine Autorität nicht spüren wollte. Der Freiwilligentrupp war zwei Tage unterwegs. Sie fanden ihr Opfer in einer verfallenen Sodenhütte und trafen umständliche Vorkehrungen, bevor sie sich über es hermachten, doch der Mann schlief und leistete keinen Widerstand. Er war auch nicht Frank Mosby, sondern ein Mann namens Buren Harrison, der in Geneseo einen Ladenbesitzer überfallen und ihm vierzehn Dollar geraubt hatte. Ihn führten Nick Holden und seine Gesetzeshüter triumphierend und betrunken der Gerechtigkeit zu. Später stellte sich heraus, dass Frank Mosby schon zwei Jahre zuvor in Iowa ertrunken war, als er versucht hatte, bei Hochwasser einen Fluss zu durchreiten. Im November wählte Rob J. John Kurland für den Kongress und Steven A. Douglas für den Senat. Am Abend darauf wartete er mit anderen Männern vor Haskins Laden auf die Wahlergebnisse. Dabei fiel sein Blick auf zwei Taschenmesser in der Auslage - jedes mit einer großen Klinge, zwei kleineren und einer kleinen Schere, alles aus gehärtetem Stahl; die Griffschalen waren aus poliertem Schildpatt und die Kappen aus glänzendem Silber - Messer für Männer, die sich ihr Leben entschlossen zurechtschnitzten. Rob kaufte sie als Weihnachtsgeschenke für seine Söhne.
    Kurz nach Einbruch der Dunkelheit kam Harold Ames mit den Wahlergebnissen aus Rock Island. Es war ein Tag der Amtsinhaber gewesen. Nick Holden, der Indianerkämpfer und Verteidiger von Recht und Ordnung, hatte John Kurland knapp geschlagen, und auch Senator Douglas würde wieder in Washington einziehen. »Das wird Abraham Lincoln lehren, den Leuten das Sklavenhalten zu verbieten!« gluckste Julian Howard und schüttelte triumphierend die Faust. »Das

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