Meditation für Einsteiger. (Wege zu innerem Frieden) (German Edition)
Menschen, die möglichst unauffällig durchs Leben schleichen wollen. Ein Mensch, der sein wahres Wesen erkannt hat, wird zu einer starken Persönlichkeit. Aber er verwechselt nicht die Farbe seines Haares, die Wahl seiner Kleidung, die Marke seiner Zigarette oder die Anzahl seiner Sexpartner mit Individualität, Lebensgenuss und Persönlichkeit. Er wird im Gegenteil frei von dem Zwang, sich ständig von anderen unterscheiden zu müssen, nur um sich lebendig zu fühlen.
Wachstum im Alltag
Unser Alltag bietet uns Möglichkeiten des spirituellen Wachstums in Hülle und Fülle. Die kosten uns keinen Pfennig, erfordern keine esoterischen oder gesundheitsschädlichen Praktiken und auch nicht die Unterwerfung unter einen Guru. Nur sind wir meistens zu blind, um diese Möglichkeiten zu erkennen, denn so wie der Fisch nicht weiß, dass er sich im Wasser befindet, weil er nichts anderes kennt, so wissen auch wir nicht, dass unser ganzes Leben eine immerwährende spirituelle Praxis und damit Gelegenheit zur Meditation ist.
Wer glaubt, er sei spirituell, weil er eine Stunde am Tag meditiert oder Yoga oder Taijiquan übt, der verwechselt etwas, denn formelle Meditation ist eigentlich Erholung von der spirituellen Praxis. Diese findet nämlich in jeder Sekunde unseres Lebens statt und beginnt schon bei unserer Geburt und endet erst im Augenblick unseres Todes. Meditation ist Hinführung zur Freude am Alltag, nicht der Ersatz für den Sinn, den wir in ihm nicht erkennen können.
Was wir in der sitzenden oder gehenden Meditation lernen, müssen wir im Alltag anwenden, wenn wir ein erfülltes Leben führen wollen. Es ist gut, dass wir dem Alltag nicht entfliehen können, auch wenn wir es uns oft noch so sehr wünschen. Denn auch in diesen anderen dreiundzwanzig Stunden kann aus dem Tier Mensch ein Gott werden.
Meditation beginnt mit Achtsamkeit. Achtsamkeit ist die Fähigkeit, im Hier und Jetzt zu sein, zu wissen, was geschieht. Wir vergessen oft, im gegenwärtigen Moment zu verweilen. Deshalb erinnert uns ein Gong von Zeit zu Zeit daran, zu uns selbst zurückzukehren. ... In jedem Moment, wo du deine Freude und deinen Frieden zeigst, wirst du selbst zu einer Glocke der Achtsamkeit. Die Menschen werden dich anschauen und von deiner Anwesenheit angerührt sein und selbst friedvoll, achtsam und froh werden.
Thich Nhât Hanh
Epilog
Parabel über die
Unsicherheiten des Lebens
Vor langer, langer Zeit saß der weise Magister Mario inmitten einer Menge trauriger Menschen und sprach zu ihnen so: "Es war einmal ein kleiner Junge, der schrie: 'Ich will nicht essen, ich will nicht essen.' Seine Mutter fragte ihn, warum, und er stampfte mit dem Fuß auf und brüllte: 'Weil ich später ja doch wieder Hunger haben werde.'"
Er sah die Frauen unter den Zuschauern an und fuhr fort: "Es war auch einmal ein sehr schönes Mädchen, das sich selbst dieses Versprechen gab: 'Ich werde meinen Körper niemals lieben.' Ihr Spiegel fragte sie, warum, und sie antwortete: 'Weil er irgendwann alt und hässlich sein wird.'"
Magister Mario blickte zu den Männern hinüber und sprach zu ihnen: "Es war einmal ein Mann, der sagte zu seiner Liebsten: 'Es tut mir leid, aber ich kann dich nicht mehr lieben.' Als sie ihn fragte, warum, flüsterte er: 'Weil ich Angst habe, dass du mich eines Tages nicht mehr lieben wirst.'"
Und zu allen gewandt, fuhr er fort: "Es war einmal eine alte Frau, die sagte zu ihren Kindern: 'Ich mag nicht mehr leben.' Und als sie sie fragten, warum, da sagte sie: 'Weil ich schreckliche Angst vor dem Sterben habe.'"
Magister Mario sah in die verständnislosen Gesichter: "Geboren werden heißt, in das Unbekannte hinaus gestoßen zu werden. Leben heißt, sich in das Unbekannte hineinfallen zu lassen. Sterben heißt, in das Unbekannte hinein gesogen zu werden."
Er stand auf und breitete seine Arme aus: "Es steht euch nicht zu, mit Gott zu feilschen und seine Liebe anzunehmen wie es euch beliebt. Denn Liebe ist die Macht, mit der er den Himmel und die Erde erschuf, und wen er ruft, der tut gut daran, sich nicht vor ihm zu verstecken; wen er zu sich befiehlt, der tut gut daran, sich ihm ganz hinzugeben. Menschen kommen und gehen, aber die Liebe Gottes, die dauert ewiglich."
Er sah über die schweigende Menge, und seine Stimme wurde sanft wie das Rauschen eines kleinen Windes: "Es gibt keine Sicherheit unter dem Himmel, es sei denn, ihr findet sie in eurer Seele. Es gibt auch
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