Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst (German Edition)
mit speziellen Spulen registriert wird. Durch die Überlagerung mit weiteren Magnetfeldern können die angeregten Bereiche recht genau örtlich eingegrenzt werden, so dass sich aus den aufgenommenen Daten die jeweilige Verteilung der Wasserstoffatome im Körper berechnen lässt.
Die nachfolgende Abbildung zeigt eine typische strukturelle MRT-Aufnahme. Die Schnittebene wurde so gewählt, dass einige markante anatomische Strukturen des Gehirns gut zu erkennen sind. Wichtige Bestandteile des Zentralnervensystems und einige Cortexbereiche sind beschriftet. Der Balken ist ein Bündel von Nervenleitungen, die die rechte und linke Hirnhälfte miteinander verbinden. Die Aufnahme des gesamten Kopfes mit einer hohen räumlichen Auflösung (1 mm³) beanspruchte im vorliegenden Fall sechs Minuten.
Anhand solcher strukturellen MRT-Bilder ist es möglich, zwischen den grauen Nervenzellen der Hirnrinde und den weißen Faserverbindungen zu unterscheiden. Unten stehende Abbildung zeigt Schnittbilder entlang der drei Raumachsen, auf denen der Unterschied zwischen der weißen Substanz (innen) und grauen Substanz (Saum am Rand) deutlich zu erkennen ist. Mit Hilfe spezieller Auswertungsprogramme ist es möglich, die Dicke der grauen Randschichten zu vermessen sowie deren Volumen und Dichte zu quantifizieren. Diese Daten ermöglichen es, die Hirnstrukturen verschiedener Personengruppen miteinander zu vergleichen und bei wiederholten Messungen derselben Personen Veränderungen über die Zeit festzustellen.
Wir wissen heute, dass sich das Gehirn auch im Erwachsenenalter noch entwickelt und Lernprozesse, intensives Üben, aber auch erhöhter Stress mit Veränderungen in spezifischen Hirnstrukturen einhergehen (Stichwort Neuroplastizität ). Wenn Sie beispielweise ein Musikinstrument erlernen, dann benötigen Sie je nach Instrument bestimmte Fingerfertigkeiten. Die sensorischen und motorischen Areale, in denen die betreffenden Empfindungen und Bewegungen neuronal repräsentiert und koordiniert werden, differenzieren sich stärker aus, d.h., es bilden sich neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen. Es kommt dabei zu einer Verdichtung und Vergrößerung der entsprechenden Cortexgebiete. Umgekehrt kommt es auch zu einem allmählichen Abbau grauer Substanz, wenn Funktionen über längere Zeiträume nicht benötigt werden. So konnte man in Tierversuchen zeigen, dass Repräsentationen von Fingern, die mechanisch stillgelegt wurden, schrumpften und sich die Repräsentation der benachbarten, weiterhin aktiven Finger ausdehnten.
Die geistigen Tätigkeiten spiegeln sich also auf neuronaler Ebene wider. Ein bekanntes Beispiel sind die Taxifahrer in London, deren räumliche Gedächtnisareale deutlich größer waren als die von Kontrollpersonen. Es liegt nahe, dies als eine Auswirkung der Leistung zu interpretieren, sich das weitverzweigte Straßennetz zu merken und sich fortwährend darin zu orientieren. Allerdings lagen keine Messungen aus der Zeit vor Aufnahme der Tätigkeit als Taxifahrer vor. Es muss sich also nicht unbedingt um eine Auswirkung gehandelt haben, sondern es könnte auch sein, dass nur Personen mit besonders gutem Orientierungsvermögen und einer entsprechenden neuronalen Ausstattung in diesem Beruf erfolgreich sein können. Es kann vermutet werden, dass aufgrund des zunehmenden Einsatzes von Navigationssystemen die Speicherung und der Abruf von Straßenkarten inzwischen kaum noch intern vorgenommen werden und sich daher die entsprechenden Hirnareale auf lange Sicht zurückbilden.
Die Vermessung der grauen Substanz im Gehirn wird auch vielfach angewandt, um zu untersuchen, inwiefern sich psychische Störungen in der Hirnstruktur niederschlagen oder strukturelle Defizite mit einem erhöhten Risiko einhergehen, eine bestimmte Störung zu entwickeln. So ist beispielsweise aus Tierversuchen bekannt, dass starker Stress zu einem Abbau grauer Substanz im Hippocampus führen kann und umgekehrt ein verkleinerter Hippocampus bei Menschen das Risiko erhöht, eine extrem stressvolle Erfahrung nicht verarbeiten zu können und eine posttraumatische Belastungsstörung davonzutragen.
Alle bisher vorliegenden Studien, in denen Meditierende mit Kontrollpersonen verglichen wurden, ergaben ein größeres Volumen bzw. eine größere Dichte grauer Substanz bei den Meditierenden (Übersicht in Ott et al., 2009). Die entsprechenden Hirnregionen und Funktionen, die im ersten Teil des Buches bereits an verschiedenen Stellen erwähnt wurden, sind
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