Meditation für Skeptiker: Ein Neurowissenschaftler erklärt den Weg zum Selbst (German Edition)
zu einer Verschiebung der EEG-Aktivität zugunsten der linken Hirnhälfte, was ebenfalls mit einer positiveren Gefühlslage in Verbindung gebracht wird. Bei den Personen, bei denen die linksseitige EEG-Aktivität am stärksten zunahm, war auch die Immunantwort stärker. Effekte von Meditation bei Krankheiten mit Beteiligung des Immunsystems könnten auf dem Abbau von Stress und vermehrten positiven Gefühlen beruhen, die sich auch in Veränderungen der elektrischen Hirnaktivität widerspiegeln.
Die ausgewählten Beispiele sollen illustrieren, wie sich Wirkungen von Meditationsübungen auf Aufmerksamkeit und Emotionen anhand bestimmter EEG-Maße objektivieren lassen. Im nächsten Abschnitt wenden wir uns nun der Forschung mit bildgebenden Verfahren zu, deren Ergebnisse es – wie der Name schon sagt – im wörtlichen Sinne erlauben, sich ein Bild davon zu machen, wo Auswirkungen von Meditationsübungen im Gehirn zu beobachten sind.
Bildgebende Verfahren
Einige der frühen Studien setzten die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und die Einzelphotonen-Emissions-Tomographie (SPECT, Single Photon Emission Computed Tomography ) ein, um Veränderungen des Hirnstoffwechsels während der Meditation zu bestimmen (Übersicht in Cahn & Polich, 2006). Bei diesen bildgebenden Verfahren wird eine schwach radioaktive Substanz injiziert, um deren Verteilung zu erfassen und daraus Rückschlüsse auf Aktivierungsprozesse zu ziehen.
Die Herstellung der benötigten Markierungssubstanzen ist aufwendig und teuer. Die Einleitung in den Blutkreislauf und die radioaktive Strahlung sind mit einem Gesundheitsrisiko verbunden, was bei medizinisch nicht erforderlichen Untersuchungen ethisch bedenklich ist und auch die Akzeptanz von Seiten der Probanden reduziert. Nicht jeder ist dazu bereit, sich eine radioaktive Substanz injizieren zu lassen, um die Neugier der wissenschaftlichen Grundlagenforschung zu befriedigen.
Die Verteilung und Anreicherung der Substanz vollzieht sich über einen längeren Zeitraum (ca. eine Stunde). Die Messdaten geben also lediglich Auskunft über die Summe der stattgefundenen Aktivitäten. Außerdem benötigt eine Aufnahme selbst einige Minuten, so dass nur je ein Bild für einen entsprechend langen Zeitabschnitt vorliegt, und das Abklingen der Strahlung begrenzt die mögliche Gesamtmessdauer. Wenn die Messung einer Kontrollbedingung an einem anderen Tag durchgeführt wird, erschwert dies jedoch die Vergleichbarkeit und kann für die teilweise widersprüchlichen Ergebnisse verantwortlich sein (Cahn & Polich, 2006).
Neben diesen methodischen Beschränkungen waren bei den vier vorliegenden PET-Studien auch die untersuchten Bedingungen eher untypisch für Meditation. Bei drei der Studien handelte es sich um »meditative Entspannung«, die in zwei Fällen mit einer gesprochenen Anleitung praktiziert wurde (Yoga nidra) . Dadurch ist es schwer zu unterscheiden, ob hier tatsächlich von einem selbstgesteuerten Zustand der Meditation gesprochen werden kann oder nicht vielmehr ein hypnotischer Zustand von außen induziert wurde. Bei der vierten Studie rezitierten religiöse und nicht-religiöse Personen einen Psalm, ein Gedicht und Einträge aus dem Telefonbuch. Hier stand also eher die Frage religiöser Gefühle beim Lesen von Texten im Vordergrund.
Die beiden vorliegenden Studien, in denen die SPECT-Methode eingesetzt wurde, stammen aus der Arbeitsgruppe von Newberg (2001, 2003) und waren bereits im ersten Teil des Buches erwähnt worden. Sowohl bei tibetischen Mönchen, die sich in Vorstellungen versenkten, als auch bei betenden Franziskaner-Nonnen zeigte sich eine Reduzierung des Stoffwechsels in einer Hirnregion im parietalen Cortex, in der die eigene Position im dreidimensionalen Raum repräsentiert wird.
Die beschriebenen Risiken und methodischen Begrenzungen bei PET- und SPECT-Untersuchungen haben dazu geführt, dass inzwischen ein anderes bildgebendes Verfahren am weitaus häufigsten bei Meditationsstudien eingesetzt wird: die Magnetresonanztomographie (MRT). Die Probanden befinden sich hier in einem sehr starken Magnetfeld (»Magnetröhre«). Die Wasserstoffatome im Körper sind selbst kleine Magnete, die sich in diesem Feld ausrichten. Mit Hilfe von Funkwellen einer bestimmten Frequenz können die Wasserstoffatome zum »Umklappen« gebracht werden, sich also genau entgegengesetzt zum Magnetfeld ausrichten. Wenn sie nach kurzer Zeit zurückklappen, geben sie die zuvor aufgenommene Energie wieder ab, was
Weitere Kostenlose Bücher