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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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zu. »Nur ein weiterer Test.« Mit diesen Worten ließ sie den kopfschüttelnden Abdul zurück und ging zu den Zelten.
    Die beiden dünnwandigen Stoffgebilde schmiegten sich an den Fels unterhalb eines steilen Überhangs. Das kleinere diente zum Schlafen, im großen lagerten ihre Aufzeichnungen, die Computer, das Satellitennavigationsgerät sowie die übrige technische Ausstattung, darunter ein Diktiergerät und eine Digitalkamera, die ihr das Frobenius-Institut zur Verfügung gestellt hatte. Die Zelte stammten aus den Beständen der algerischen Armee und standen die meiste Zeit offen. Die Technik war gewissenhaft in Aluminiumkisten verstaut und gut geschützt gegen den allgegenwärtigen Sand. Da Hannah es vorzog, ihre Aufzeichnungen handschriftlich zu Papier zu bringen, und auch sonst nicht viel Wert auf die elektronischen Helfer legte, waren die Geräte noch so gut wie unbenutzt. Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass die Technik immer das Erste war, was bei den hohen Temperaturen ausfiel, und zwar umso schneller, je komplizierter sie war.
    Abdu hatte kein eigenes Zelt. Er liebte es, in Hannahs altem, soliden Toyota Landcruiser zu schlafen, dessen grüne Farbe über die Jahre zu einem stumpfen Gelb verblichen war. Die zerschlissenen Kunstledersitze waren mit fein gewebten Tuareg-Stoffen überzogen und sehr bequem. Der Wagen war fast schon zu einem dritten Mitglied ihres Teams geworden, hatte er ihnen doch mehr als einmal das Leben gerettet. Natürlich war er nicht zu vergleichen mit den drei chromblitzenden Ungeheuern, die im Schneckentempo auf ihr Lager zusteuerten. Hannah kannte sich in diesem Geschäft gut genug aus, um zu wissen, dass allein eines dieser Fahrzeuge gut und gern achtzigtausend Dollar kostete. Eine Summe, von der sie und Abdu bequem zwei Jahre lang hätten leben und forschen können.
    Während Hannah die Aufzeichnungen der letzten Tage durchblätterte, schlenderte Abdu heran. An der Art, wie er sich bewegte, erkannte sie, dass er etwas auf dem Herzen hatte.
    »Was gibt’s denn?«, fragte sie ungehalten.
    »Ich möchte dich nicht stören«, entgegnete er, während er beobachtete, wie sie einige lose Blätter in einen Ordner heftete. Sie seufzte. Wenn Abdu reden wollte, hatte es keinen Sinn, sich dagegen zu wehren. Er hatte das bei weitem dickere Fell.
    »Also gut, schieß los.«
    Mit ernstem Blick schnappte er sich einen Klappstuhl und setzte sich neben sie. »Es ist wegen vorhin. Ich habe das Gefühl, dass du irgendwie enttäuscht bist.«
    »Enttäuscht? Ich wüsste nicht, weshalb. Läuft doch alles bestens.«
    »Du solltest nicht versuchen, mich für dumm zu verkaufen«, sagte er, während er auf dem Stuhl vor und zurück wippte und an einem Grashalm herumknabberte. »Das funktioniert bei mir nicht.«
    Sie lächelte. »Du bist schrecklich, weißt du das?«
    Abdus Zähne schimmerten weiß, als er sie angrinste.
    Sie ließ ihre Hände in einer Geste gespielter Resignation auf die Schenkel fallen. »Also gut. Ich bin sauer. Warum? Überleg doch mal. So viele Jahre arbeiten wir nun schon hier. Wir haben wichtige Grundlagenforschung betrieben, doch noch nie hat jemand unsere Arbeit zur Kenntnis genommen. Abgesehen von einigen Kollegen, die meine Berichte in den Fachzeitschriften lesen. Aber nun, da wir etwas entdeckt haben, was nach Sensation riecht, kommen sie an. Allen voran die National Geographic Society , die angesehenste und vermögendste geografische Gesellschaft weltweit.«
    »Du übertreibst …«
    »Von wegen. Die NGS finanziert Hunderte von Forschungsprojekten rund um den Globus, besitzt einen eigenen Fernsehkanal und das National Geographic Magazine ist die weltweit erfolgreichste Zeitschrift in diesem Bereich. Ein oder zwei Artikel darin, und die ganze Welt kennt unseren Namen.«
    »Und warum kommt dir das so ungelegen? Ich dachte immer, du wolltest genau das.«
    »Schon, aber hat es unsere bisherige Arbeit etwa nicht verdient, veröffentlicht zu werden? Haben wir in den letzten Jahren etwa nur in den luftleeren Raum hinein gearbeitet?«
    »Aha!« Abdus Augen leuchteten. »Jetzt kommst du zum Kern der Sache. Da hat die verletzte Eitelkeit gesprochen. Du willst nicht, dass jemand anderer die Lorbeeren für unsere Arbeit erntet, das ist es.«
    »Genau das! Zufrieden?« Mit energischen Bewegungen klappte sie den Ordner zu und stellte ihn an seinen Platz hinter den Aluminiumkisten. Dann begann sie den Klapptisch abzustauben.
    Abdu ließ sich lange Zeit mit seiner Antwort, und als er

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