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Medusa

Medusa

Titel: Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Hitze jetzt mörderisch. Hannah stellte sich neben Abdu. »Die scheinen festzuhängen.«
    Abdu nickte. »Haben wohl das Warnschild nicht ernst genommen und sind in die Sandwanne gefahren.«
    Hannah blickte auf den Konvoi hinab und stimmte ihm zu.
    »Ich habe ihnen geraten, besser bis zum Herbst zu warten. Aber sie wollten ja nicht hören. Von der National Geographic Society hätte ich eigentlich mehr Professionalität erwartet. Erst lassen sie Monate verstreichen mit ihren langwierigen Verhandlungen über Budgets, und dann kann es auf einmal nicht schnell genug gehen. Sie haben es noch nicht einmal für nötig befunden, uns darüber zu informieren, wer das Team leitet. Ich kann nur hoffen, dass sie uns keine Amateure geschickt haben.«
    Hannah lebte lange genug in der Wüste, um zu wissen, dass eine Expedition in dieser Region während des Hochsommers selbst für Menschen mit langjähriger Erfahrung in der Sahara eine ungeheure Strapaze war. Abgesehen von den gnadenlosen Temperaturen war jetzt die Zeit der Sandstürme. Davon überrascht zu werden – ungeschützt und auf freier Ebene, wie es die Fahrzeuge dort unten waren – konnte den Tod bedeuten.
    Der Sand würde sich in Minutenschnelle um sie herum anhäufen. Sie hatte es selbst erlebt. Schon nach einer Stunde wären die Autos ein Teil der Wüste geworden.
    Hannah kniff die Augen zusammen. Nur jemand wie sie, der seit vielen Jahren hier lebte, konnte das Risiko abschätzen, das von dem unberechenbaren Wind ausging. Die Insassen hatten ein Riesenglück, dass er sich zurzeit ruhig verhielt. Verdammter Leichtsinn.
    »Soll ich runter und ihnen helfen?«, fragte Abdu.
    Hannah schüttelte den Kopf. »Nein. Sie sollen versuchen, allein klarzukommen. Betrachten wir es einfach als einen ersten Test. Wenn sie die kurze Strecke von Djanet bis hierher nicht bewältigen, wie wollen sie es dann tiefer in die Wüste hinein schaffen?«
    »Du gehst also immer noch davon aus, dass die Suche weitergeht?«
    »Darauf wette ich eine Flasche Pernod mit dir. Die Frage ist nur, ob die das durchstehen.«
    Abdus Augen zwinkerten belustigt. »Du bist heute wieder besonders liebenswürdig. Freust du dich denn gar nicht?«
    »Doch schon. Ich möchte es ihnen nur nicht zu leicht machen, verstehst du? Immerhin habe ich hier Jahre mit mühseliger Kleinarbeit verbracht. Sie sollen ruhig mal etwas von den Strapazen erleben, die wir auf uns genommen haben.«
    Abdu schüttelte den Kopf. »Seltsame Denkweise. Ich bin immer davon ausgegangen, dass du dir genau diese Aufmerksamkeit immer gewünscht hast. Und anstatt das Glück mit offenen Armen willkommen zu heißen, legst du ihm Steine in den Weg.«
    Hannah seufzte. »Ich frage mich manchmal, ob ich das Richtige getan habe. Vielleicht hätte ein einfacher Artikel in der Archaeology Today auch seine Funktion erfüllt. Jetzt haben wir hier ein Filmteam, das alles auf den Kopf stellen wird – für einen einstündigen Beitrag im Discovery Channel. Eingequetscht zwischen zwei Werbepausen, versteht sich. Und wenn sich herausstellt, dass meine Vermutungen falsch sind? Dann stehe ich vor der gesamten Welt wie ein Trottel da. Ich glaube, es ist einfach die Angst vor der eigenen Courage.«
    Abdu nickte. »Das wäre möglich. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass das nicht der wirkliche Grund für deine Verstimmung ist. Könnte es sein, dass du einfach ein schlechtes Gewissen hast, weil du etwas versprochen hast, was du nicht gehalten hast?«
    Sie hob den Kopf. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Und ob du das weißt. Ich rede von deinem Versprechen, das du Kore gegeben hast – nämlich diesen Ort geheim zu halten.«
    Sie lächelte. Abdu kannte sie inzwischen besser als sie sich selbst. »Ich gebe ja zu, dass ich die Unwahrheit gesagt habe, und auch wenn Kore deswegen enttäuscht ist, hielt ich es doch für richtig, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich spüre, dass hier etwas von enormer kultureller Bedeutung verborgen liegt, und habe mir diese Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht. Aber manchmal muss man einfach Prioritäten setzen.« Damit war das Thema für sie beendet.
    Ihr Begleiter nickte in der für ihn so typischen knappen Art, dann blickte er wieder auf die Ebene hinab. »Scheint so, als hätten sie das Fahrzeug freibekommen. Soll ich ihnen nicht doch entgegenfahren?«
    »Du bleibst, wo du bist! Ich habe ihnen die genauen GPS-Daten gegeben. Die müssen allein in der Lage sein, uns hier zu finden.« Sie zwinkerte ihrem Begleiter

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