Me(e)hr Mann fürs Herz
gegessen?“
„Auf dem Flug hierher, ein paar Pringles.“
„Ich weiß nicht, was ein Pringle ist, aber es hört sich widerlich an. Komm.“ Er streckte seine große Hand aus, und sie nahm sie. Sie ahnte seine ungeheure Körperkraft mehr, als dass sie sie spürte. Sie selbst war schon stark, aber Artur war ein rothaariger Supermann. „Wir werden zusammen essen.“
„Glaub ja nicht, ich merke nicht, wie ihr mich alle über dieses Pelagialdingsbums im Dunkeln lasst“, warnte sie ihn, als er sie aus dem Zimmer zog. „Ich frage und frage, und niemand antwortet mir wirklich.“
Artur strahlte sie an. „Es gibt Zackenbarsch.“
10
Artur führte sie am Pool vorbei zur größten Hütte der Anlage – mit anderen Worten: dem Haupthaus. Darin befand sich die größte Bar, die sie je gesehen hatte – so groß wie ihr Wohnzimmer. In mindestens zwanzig der Flaschen war Rum. Wie in ihrer Wohnung ging auch hier die Bar in eine Cocktail Lounge über, diese dann in das Esszimmer und dieses wiederum in die Küche. Alles war geschmackvoll mit Plastikpuppen in Fischnetzen dekoriert. Wie der Tatort von Alice im Wunderland meets CSI.
Fred machte sich, ohne zu zögern, über das Büffet her. Thomas hatte zwar gesagt, dass es keinen Koch gab, aber irgendjemand wusste offenbar, was in einer Küche zu tun war. Sie war so hungrig gewesen, dass sie den Hunger ganz vergessen hatte -komisch, manchmal passierte das tatsächlich. Aber als sie das köstliche gegrillte Gemüse roch, sabberte sie wie eine Hyäne.
Während sie ihren Teller mit Salat und Gemüse belud, hoben die einzigen anderen Gäste – Jonas und Thomas – die Hand zum Gruß. Jonas ließ den Zackenbarsch Zackenbarsch sein und lief zur Bar hinüber, um ihr einen Wodka Sour zu holen. Mit einem Knall stellte er das Glas vor ihr auf dem Tisch ab und schaufelte sich weiter den Fisch in den Mund.
„Danke. Wo sind die anderen?“, fragte sie, als sie und Artur ihnen gegenüber Platz nahmen. Sie warf einen Blick aus dem großen Fenster und sah, was sie bereits gesehen hatte, als sie aus dem Transporter gestiegen war: nichts und niemanden.
„Hmpf“, erwiderte Jonas.
„Oh, sie sind hier irgendwo“, sagte Thomas. Auf diese berechnend vage Antwort fiel Fred aber nicht herein. Es war sehr unwahrscheinlich, dass ein Meerjungfrauen-Groupie nicht wusste, wo wenigstens ein paar der Meermenschen zu finden waren.
„Iss deinen Salat“, war Arturs Antwort.
Wenn sie nicht so hungrig gewesen wäre, hätte sie jetzt mit einer dramatischen und Aufmerksamkeit heischenden Geste die Gabel fallen gelassen und sich so lange geweigert, sie wieder in die Hand zu nehmen, bis man ihr endlich sagte, was sie wissen wollte. Aber so hatte sie zwischen zwei Gabelladungen gerade genug Zeit zu brummeln: „Was ist hier los? Was verschweigt ihr mir?“
„Iss deinen Spargel“, sagte Jonas.
„Wer verschweigt denn hier etwas?“, fragte Thomas und blickte schuldbewusst drein.
Artur räusperte sich geräuschvoll, was sich so anhörte, als würde ein Zementlaster im ersten Gang einen Schotterabhang hochfahren. „Wie nennen die Zweibeiner so etwas?“
„Wir nennen es Erdbeerkuchen“, antwortete Fred. „Und ihr müsst wirklich noch mal üben, wie man unauffällig das Thema wechselt.“
„Mein neues Buch ist gleich auf Platz sechsundzwanzig der USA-Today-Bestsellerliste eingestiegen“, bemerkte Thomas und kratzte die letzten Reste auf seinem Teller zusammen.
„Ich nehme an, das sagst du, um Lob zu ernten?“, fragte Artur.
„Ja, er will gelobt werden.“ Jonas leerte seine Rum-Cola. „Das bedeutet, dass sein Buch, für das Bäume haben sterben müssen, von ein paar Menschen gekauft wurde.“
„Na ja, wenn du es so ausdrückst“, murmelte Thomas niedergeschlagen. Fred prustete in ihren Drink.
„Das ist eine gute Sache“, sagte Jonas und zitierte damit eines seiner Idole, Martha Stewart. Er hielt an der Überzeugung fest, dass sie von den Enron-Bossen hereingelegt worden war, die sich selber aus der Schusslinie hatten nehmen wollen. „Das ist einer der Gründe, warum wir die gesamte Anlage für uns haben.“
„Ja. Und obwohl mein Herr Vater ihm bereits seinen Dank ausgesprochen hat, habe ich selber das noch nicht getan“, stellte Artur fest. „Wir sind recht vermögend – und wenn du nichts dagegen hast, mit Gold entschädigt zu werden, können wir …“
Thomas wollte gerade ablehnen, als Fred ihn unterbrach. „Du hast den König kennengelernt?“ Ihr verschlug es
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