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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss
Autoren: Virginia Kantra
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schlug die Decke zurück. »In den Hof.«
    »Hey!« Lachend und fröstelnd grabschte sie nach dem Bettzeug. »Ich bin nackt.«
    »Das ist mir auch schon aufgefallen.« Das Glitzern in seinen Augen wurde noch ausgeprägter. Sie fröstelte erneut, diesmal vor Lust. »Sehr hübsch. Und jetzt komm.«
    Lucy machte große Augen. Sie hatte schon früher Geschenke bekommen. Cal hatte sich immer darum gekümmert. An Heiligabend, wenn die Bar schloss, hatte sich die Familie vor dem Fernseher versammelt und die Geschenke ausgepackt: einen Ball, ein Brettspiel, ein Paar Handschuhe. Aber sie hatte es nie erlebt, wie es war, am Weihnachtsmorgen zu erwachen und die Treppe nach unten ins Wohnzimmer zu laufen.
    Während ihr Herz vor ungewohnter Aufregung klopfte, warf sie sich etwas zum Anziehen über und folgte Conn die Wendeltreppe hinunter.
    »Es ist doch kein Pony, oder?«, witzelte sie.
    Er blieb unten an der Treppe stehen, so dass sie fast in seine breiten Schultern gelaufen wäre.
    Er drehte sich um. »Du wünschst dir ein Pony?«
    Sie stand auf der Stufe über ihm, so dass sich ihre Gesichter fast auf gleicher Höhe befanden. Sie lächelte geradewegs in seine Augen. »Nicht mehr, seitdem ich ungefähr acht war.«
    »Ich bin erleichtert, das zu hören«, erwiderte er trocken.
    Vor Liebe zu ihm wurde ihr ganz eng in der Brust. In der Kehle.
    »Conn.«
    Mit fragend erhobenen Augenbrauen wartete er.
    Er war ein Selkie. Wie sollte sie ihm verständlich machen, wie viel es ihr bedeutete, wenn ihre Wünsche berücksichtigt, ihre Bedürfnisse erfüllt wurden? Von ihm. Mehr als von jedem anderen Mann, jedem Menschen, den sie kannte.
    »Ich … Danke«, sagte sie leise. »Du hast mir doch schon alles geschenkt, was ich mir jemals gewünscht habe.«
    Sein Blick wurde noch tiefer vor Gefühl. Sein Mund verzog sich, zärtlich und belustigt. »Das hättest du früher sagen sollen«, beschwerte er sich, und seine Stimme troff vor Ironie. »Ich hätte schon vor Stunden zurück sein können.«
    Sie lachte und sprang von der letzten Stufe in seine Arme.
     
    »Ein Rosenstock«, sagte Lucy.
    Ihre Stimme klang tonlos. Erstaunt.
    Conns Blick wanderte von ihrem nach unten geneigten Kopf zu dem nassen Leinensack auf dem Kopfsteinpflaster des Burghofs. Vier dornige Stöcke ragten aus der Öffnung. Es war teuflisch schwer gewesen, den verdammten Strauch zu transportieren.
    Trotz seiner eigenen Enttäuschung über ihre Reaktion konnte er ihr die mangelnde Begeisterung nicht übelnehmen.
    »Oder das, was davon übrig ist.« Es war schließlich schon fast Winter. »Ich habe ihn aus Schottland mitgebracht. Für deinen Garten.«
    »Du … hast ihn ausgegraben?«
    Ihm fiel wieder ein – zu spät –, dass sie ein Problem damit hatte, wenn er sich Dinge einfach nahm. Er legte die Hände hinter dem Rücken zusammen. »Ja.«
    »Wie hast du ihn hierhergebracht?«
    Er hatte ihn hinter sich durchs Meer gezerrt. »Es war ein bisschen Magie im Spiel«, gestand er.
    Lucy betrachtete das jämmerliche Bündel aus Ästen mit den scharfen, gemeinen Dornen. Etwas, das noch weniger nach Rosenstock aussah, war schwer vorstellbar.
    »Ich habe auch Saatgut«, ergänzte er und kam sich wie ein Trottel dabei vor.
    Folge niemals einem Impuls.
    Er hätte ihr Perlen oder Gold schenken sollen, kostbare Schätze, um ihr zu zeigen, dass sie ein Schatz für ihn war. Aber Griff hatte ihm geraten, ihre Persönlichkeit und ihre Gewohnheiten zu studieren, um etwas zu finden, das sie sich wünschte, aber um das sie nicht bitten konnte.
    Er sollte Griff erwürgen.
    Sie hob den Kopf. Ihre Augen waren riesig und glasig vor Tränen. Es traf ihn wie ein gut plazierter Schlag in den Magen.
    »Du hast mir einen Garten geschenkt«, flüsterte sie.
    Er zuckte unbehaglich die Achseln.
Gib niemals Gefühle zu. Zeige niemals Schwäche.
Aber bei ihr bröckelte seine Abwehr wie der Mörtel in seinem Turm. »Nur den Grundstock dazu. Damit er dich an zu Hause erinnert.«
    »Ach, Conn.« Zu seinem Schrecken gab es kein Halten mehr, und die Tränen begannen zu fließen.
    Sie kam hoch und warf sich an seine Brust.
    Er war gerade noch geistesgegenwärtig genug, sie aufzufangen. Weiches Haar, weiche Brüste, leise, törichte, weibliche Geräusche wie das Gurgeln des Brunnens, die jenseits seines Fassungsvermögens lagen. Er entnahm ihnen immerhin, dass sie erfreut war, dass er sie erfreut hatte, und der Knoten in seinem Bauch löste sich.
    Er strich ihr über den Rücken und drückte einen Kuss auf ihr
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