Mehr als nur Traeume
Frau gebeugt - Euch.« Er sah zu ihr hoch.
Dougless dachte, daß es so viel leichter wäre, diesen Mann hier sitzen zu lassen, wenn er nicht so unglaublich gut ausgesehen hätte. »Vielleicht hatten Sie einen geistigen Aussetzer und können sich jetzt nicht mehr daran erinnern, wie Sie sich dieses Kostüm angezogen haben und zur Kirche gegangen sind. Warum verraten Sie mir nicht, wo Sie wohnen? Ich werde Sie nach Hause bringen.«
»Als ich in diesem Zimmer am Tisch saß, war das im Jahre des Herrn 1564.«
Ein Wahnsinniger, dachte Dougless. Schön; aber verrückt. Mein sprichwörtliches Glück.
»Kommen Sie mit«, sagte sie leise, als redete sie zu einem Kind, das sich von einer Klippe stürzen will. »Wir werden schon irgendwo Hilfe für Sie finden.«
Der Mann schoß diesmal förmlich von der Bank hoch, und seine blauen Augen blitzten. Seine Größe, die Wut, die ihm aus den Augen leuchtete, ganz zu schweigen von dem Harnisch und dem Schwert, das rasiermesserscharf zu sein schien, veranlaßten Dougless, zwei Schritte vor ihm zurückzuweichen.
»Ich bin noch nicht so weit, daß man mich ins Tollhaus stecken könnte, Mistress. Ich weiß nicht, warum ich hier bin oder wie ich hierhergekommen bin; aber ich weiß genau, wer ich bin und woher ich stamme.«
Plötzlich perlte ein Lachen in Dougless hoch. »Und Sie kamen aus dem sechzehnten Jahrhundert. Ein Zeitgenosse von Königin Elizabeth, richtig? Dies scheint sich mir zu der besten Dougless-Anekdote aller Zeiten zu entwickeln. Ich werde am Morgen in einer Kirche ausgesetzt, und eine Stunde später drücken mir Geister eine Schwertspitze an die Kehle.« Sie machte noch einen Schritt rückwärts. »Vielen Dank, Mister. Sie haben mir wieder Mut gemacht. Ich werde jetzt meine Schwester anrufen und sie bitten, mir telegraphisch zehn Pfund zu überweisen - nicht mehr und nicht weniger -, und dann nehme ich mir einen Zug zu Roberts Hotel, wo ich mir mein Geld für einen Rückflugschein nach Hause besorge. Nach diesem Tag wird mir der Rest meines Lebens wohl ziemlich eintönig Vorkommen.«
Sie wandte sich von ihm ab; aber er ging rasch um sie herum und verstellte ihr den Weg. Er holte aus seiner Ballonhose einen Lederbeutel hervor, blickte hinein, holte einige Münzen heraus, drückte sie Dougless in die Hand und schloß ihre Finger darüber.
»Nehmt diese zehn Pfund, Frau, und verschwindet. Es ist mir diese Summe wert - oder sogar noch mehr -, um mich von Eurer lästerlichen Zunge befreien zu können. Ich werde Gott bitten, Euren bösen Fluch von mir zu nehmen.«
Sie war nun versucht, ihm das Geld wieder ins Gesicht zu schleudern; aber die Alternative dazu wäre ein zweites Telefongespräch mit ihrer Schwester gewesen. »Ja, das bin ich -die böse Hexe Dougless. Ich weiß gar nicht, warum ich einen Zug nehmen soll, wo ich doch ein perfektes Fluggerät in Ge-stalt meines Besenstiels besitze. Ich werde Ihnen das Geld zurückgeben. Ich schicke es an die Adresse des Vikars. Leben Sie wohl, und ich hoffe, wir werden uns nie mehr begegnen.«
Sie machte auf den Absätzen kehrt und verließ in dem Moment den Kirchhof, wo der Vikar mit dem Wasser für den geharnischten Mann zurückkam. Soll sich doch ein anderer mit dessen Wahnvorstellungen beschäftigen, dachte sie. Der Mann hatte sicherlich einen Schrankkoffer voller Kostüme zu Hause. Heute mimt er einen elizabethanischen Ritter und morgen Abraham Lincoln - oder Horatio Nelson, da er ja Engländer ist.
Es war nicht schwer, in diesem Dorf die Eisenbahnstation zu finden, und sie trat an das Fenster des Fahrkartenschalters, um ihr Billett zu kaufen.
»Das macht drei Pfund sechs«, sagte der Mann hinter dem Fenster.
Für Dougless war das englische monetäre System ein Buch mit sieben Siegeln. Es schien da so viele verschiedene Münzen zu geben, die alle den gleichen Wert hatten. Sie schob das Geld, das der Mann ihr gegeben hatte, unter dem Schalterfenster durch. »Ist das genug?«
Der Mann betrachtete der Reihe nach die drei Münzen, drehte sie vorsichtig um und entschuldigte sich dann.
Nun werde ich gewiß noch verhaftet, weil ich Falschgeld verbreite, dachte Dougless. Das wäre der passende Abschluß für diesen großartigen Tag.
Einige Minuten später kam ein Mann mit einer amtlich aussehenden Schirmmütze zum Schalterfenster. »Wir können diese Münzen nicht annehmen, Miss. Ich denke, Sie sollten sie zu Oliver Samuelson bringen. Er wohnt gleich rechts von hier hinter der nächsten Ecke.
»Er wird mir für diese
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