Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
konnte. Da war ein Geräusch zu seiner Linken gewesen - ein lautes, sich rasch bewegendes Geräusch -, wie er es bisher noch nie gehört hatte, und zu seiner Rechten kam diese Hexe auf ihn zugerannt und sprang ihn an. Er war schwächer, als er das geglaubt hatte, weil das Gewicht dieses schmächtigen Mädchens ihn zu Boden warf.
    Dicht neben ihm knatterte ein obszönes, pferdeloses Gefährt vorbei. Noch immer schwach in den Beinen, ließ er es zu, daß diese Hexe ihn auf den Friedhof zurückführte. War das sein Schicksal, allein an diesem fremden Ort zu sterben ... in einer ihm fremden Zeit?
    Er hatte versucht, dieser Hexe zu erklären, daß er zurückkehren müsse; aber sie verharrte in ihrer schnöden Haltung, indem sie so tat, als wisse sie nicht, wie und warum er an diesen Ort gekommen war. Er hatte seine liebe Not damit, ihre Sprache zu verstehen, und dies und auch ihre gewöhnliche Kleidung - keine Juwelen, kein Gold, kein Silber - bestärkten ihn in der Annahme, daß sie dem Bauernstand angehören müsse. Es dauerte eine Weile, ehe er begriff, daß sie ihn um Geld anbettelte. Sie verlangte von ihm die ungeheure Summe von zehn Pfund. Er wagte nicht, ihr die Bitte abzuschlagen, aus Angst vor ihren Zauberkräften.
    Sie nahm das Geld und entfernte sich damit, während er in die Kirche zurückging. Er hatte die Marmorplatte berührt, war mit den Fingern das Datum seines Todes nachgefahren, das in den Stein gemeißelt war. War er gestorben, als er durch das Nichts reiste? Als die Hexe ihn in diese Zeit versetzte - der Kirchenmann hatte gesagt 1988, also vierhundertundvierundzwanzig Jahre später -, hatte sie ihn da im Jahre 1564 umgebracht?
    Er mußte zurückkehren. Wenn er am 6. September 1564 gestorben war, hatte er nichts beweisen können. Zu viel war da noch unerledigt. Was mochte noch alles den Leuten zustoßen, die er zurückgelassen hatte?
    Er fiel auf dem kalten Steinboden auf die Knie und begann zu beten. Wenn seine Gebete so stark waren wie die Magie der Hexe, konnte er vielleicht ihren Bann brechen und sich selbst in seine Zeit zurückversetzen.
    Doch während er betete, rasten ihm die Gedanken nur so durch den Kopf. Sie formten sich zu dem Spruch: Die Frau ist der Schlüssel. Du mußt wissen.
    Nach einer Weile hörte er auf, Gebete zu rezitieren, und öffnete seinen Geist seinen Gedanken. Hexe oder nicht -diese Frau hatte ihn hierhergebracht, und sie war die einzige, die die Macht besaß, ihn wieder in seine Zeit zurückzuversetzen.
    Warum war er hier? Sollte er etwas lernen? Sollte die Hexe ihm etwas beibringen? Konnte es möglich sein, daß sie so unschuldig war, wie sie behauptete? Hatte sie geweint, weil sie von einem unwürdigen Liebhaber schnöde behandelt worden war und hatte ihn dabei aus einem Grund, den sie beide nicht kannten, in diese gefährliche Zeit gerufen, wo Streitwagen mit einer unglaublichen Geschwindigkeit dahinterbrausten? Wenn er erfuhr, was er wissen mußte, würde er dann in seine ihm gemäße Zeit zurückkehren?
    Die Hexe war der Schlüssel. Dieser Satz wollte ihm nicht mehr aus dem Sinn. Ob sie ihn nun aus böswilliger Absicht oder durch einen unglücklichen Zufall in diese Zeit geholt hatte: Sie besaß die Macht, ihn auch wieder in seine eingestammte Epoche zurückzuversetzen - und konnte ihm zweifellos beibringen, was er aus dieser Epoche, in der er sich gegenwärtig befand, lernen sollte.
    Er mußte sie an sich binden. Gleichgültig, wieviel es ihn von seinem Seelenfrieden kosten würde - gleichgültig, ob er sie belügen, verleumden und sogar Gott lästern mußte: Es war notwendig, daß er diese Frau an sich fesselte, und dafür sorgte, daß sie ihn nicht verließ, bis die ihm mitgeteilt hatte, was er nur von ihr erfahren konnte.
    Er verharrte auf den Knien, bat Gott um Erleuchtung, erflehte sich seinen Rat und seinen Beistand für den Auftrag, den er offenbar erfüllen mußte.
    Die Frau kam zu ihm zurück, während er noch betete, und während sie sich über das Geld beschwerte, das Nicholas ihr gegeben hatte, sprach er ein Dankgebet.
    »Wer sind Sie?« fragte Dougless den Mann in diesem lächerlichen Kostüm »Und woher haben Sie diese Münzen?« Sie beobachtete ihn, wie er sich von den Knien erhob, und aus der Mühelosigkeit, mit der er in dieser schweren Rüstung vom Boden aufstand, schloß sie, daß er lange und oft in diesem Kostüm geprobt haben mußte. »Sind sie gestohlen?«
    Sie sah, wie es zornig in seinen Augen aufblitzte. Doch dann beruhigte er sich

Weitere Kostenlose Bücher