Mehr Sex weniger Abwasch
die Wand hängen, wer die verstopften Toiletten frei pumpen? Oder: Welches Land fertigt am besten die Bildschirme und welches die Festplatten für die iPods? Wenden wir uns dem britischen Ökonom David Ricardo zu, der vier Jahre nach Smiths Der Wohlstand der Nationen eine Theorie entwickelte, die er als die » Theorie der komparativen Kostenvorteile« bezeichnete.
Diese Theorie besagt, dass es für den Einzelnen nicht lohnend ist, sämtliche Aufgaben zu übernehmen, in denen er gut ist, sondern nur diejenigen, in denen er – verglichen mit anderen Aufgaben – besser ist. Oder, wie der Wirtschaftswissenschaftler sagen würde: Was zählt, ist nicht die absolute Fähigkeit, Güter zu produzieren, sondern die Fähigkeit, ein Gut in Relation zu einem anderen herzustellen. Diese Dinge sind es, in denen wir einen komparativen Vorteil, also einen Wettbewerbsvorteil, haben.
Der komparative Vorteil ist die Grundlage für freien Handel. Die Idee dahinter ist die, dass nicht jedes Land sämtliche Güter, die es für seine Bürger benötigt, selbst herstellt, sondern dass es sich auf diejenigen Güter (oder Dienstleistungen) spezialisiert, die es – im Vergleich zu anderen Ländern gesehen – besser produziert, um dann mit diesen Handel zu treiben. Länder entwickeln aus allen möglichen Gründen Spezialisierungen. Etwa, weil sie über knappe Ressourcen verfügen – über Öl beispielsweise, wie Saudi-Arabien. Oder weil es Millionen Menschen gibt, die bereit sind, für einen geringen Lohn Flachbildschirme zu fertigen, wie in China. Oder weil es einzigartige Klimamuster gibt, wie in Spanien, wo in den windreichen Ebenen große Windkraftanlagen entstehen. Oder weil sie am anderen Ende der Welt liegen, wie Neuseeland, das nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eine wahre Touristenflut erlebt hat, als Tausende nach Destinationen suchten, an denen sie sich vor Terroristen sicher wähnten.
Zugegeben, für David Ricardo, der 1817 auf seinem Gutshof im englischen Gloucestershire über die Idee des komparativen Vorteils sinnierte, waren Windkraftanlagen oder Flachbildschirme völlig undenkbar. Ricardo erklärt seine Theorie am Beispiel der Handelsnationen England und Portugal und der beiden damaligen Allerweltsgüter Tuch und Wein. In Portugal kann Wein und Tuch zwar schneller hergestellt werden als in England. Dennoch ist es Ricardos Meinung nach für Portugal lohnender, sich auf dasjenige Gut zu spezialisieren, das es in Relation besser erzeugen kann (den Wein), und diesen im Handel mit England gegen Tuch einzutauschen.
Sehen Sie sich zunächst den (hypothetischen) Zeitaufwand an, den die Menschen in England und Portugal jeweils aufbringen müssen, um eine Einheit Wein und eine Einheit Unterhemden (Tuch) zu produzieren, wenn sie alle Arbeitsschritte selbst vollführen und auf Handel verzichten.
Ohne Handelsbeziehung
Produkt
Portugal
England
1 Unterhemd
20 Minuten
30 Minuten
1 Flasche Wein
10 Minuten
60 Minuten
Zeit insgesamt
30 Minuten
90 Minuten
In Anbetracht der Tatsache, dass in Portugal beide Güter sehr viel schneller hergestellt werden können, möchte man doch meinen, die Portugiesen müssten beide auch selbst produzieren. Richtig? Falsch!
Im Alleingang braucht man in Portugal eine halbe Stunde, um eine Flasche Wein und ein Unterhemd herzustellen, in England benötigt man für selbiges 90 Minuten.
Angenommen, die beiden Länder entscheiden sich für einen Handel. In Portugal produziert man zwei Flaschen Wein, da man darin schneller ist als in der Herstellung von Unterhemden: Trauben wachsen in dem Land fast überall. In England fertigt man dagegen zwei Unterhemden, da es auf der Insel eindeutig mehr Schafe als Weinberge gibt. Dann treten beide Länder miteinander in eine Handelsbeziehung – ein Unterhemd wird gegen eine Flasche Wein eingetauscht … und plötzlich sieht die Sache dann ganz anders aus: Die Portugiesen kostet es nur 20 Minuten Arbeitszeit (statt 30) und die Engländer 60 Minuten (statt 90), um von beiden Gütern zu profitieren.
Mit Handelsbeziehung
Produkt
Portugal
England
2 Unterhemden
entfällt
60 Minuten
2 Flaschen Wein
20 Minuten
entfällt
Zeit insgesamt
20 Minuten
60 Minuten
Das ist Mathematik. Recht simple Mathematik, wohl wahr, denn all die anderen Dinge, die in den beiden Ländern produziert werden, oder die Preise, die sie für ihre Güter auf dem freien Markt verlangen könnten, kommen hier gar nicht vor. Wahr ist auch, dass die Engländer verglichen mit den Portugiesen für ihre
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