Mehr Sex weniger Abwasch
Gegenleistung länger arbeiten. Trotzdem brauchen sie unterm Strich in Relation weniger Zeit, als sie einsetzen müssten, um den Wein selbst zu erzeugen.
Ricardos Modell veranschaulicht: Intelligente Handelsbeziehungen bringen große Vorteile für alle Beteiligten. Versucht man hingegen, alles im Alleingang zu machen, bringt das enorme Zeit- und Energieverluste mit sich – und das sogar im Falle einer Arbeitsteilung.
Und das führt uns zu dem Thema, auf das Sie wahrscheinlich gewartet haben – zu Ihrer Partnerschaft. Stellen Sie sich Ihre Liebes- als eine geschäftliche Beziehung vor, an der zwei Partner beteiligt sind. Sie sind nicht nur Geschäftspartner in dem Sinne, dass Sie zum Wohle Ihres Unternehmens zusammenarbeiten. Sie sind auch Handelspartner, die Dienstleistungen austauschen – oft in Form von Hausarbeiten. Wer soll was erledigen? Wer geht einkaufen? Wer putzt die Fenster? Wer erledigt die Wäsche? Wer kocht? Es wäre schön, wenn es auf all diese Fragen einfache Antworten gäbe. Doch Fragen rund um die Hausarbeit sind oft der Streitpunkt Nummer eins. Das muss nicht sein. Die Ökonomie bietet dafür klare Lösungen. Sie lernen in der Folge drei Paare kennen, die sich mit Hausarbeiten, die sie in jeder Hinsicht falsch verteilten, fast völlig aufrieben.
Das erste Paar, das sich die Hausarbeit halbe-halbe teilte, machte den Fehler, keinerlei Spezialisierungen zu haben. Das zweite Paar verkannte, welcher Partner welchen komparativen Vorteil hatte. Und das dritte Paar stellte fest, dass Spezialisierungen sich bisweilen ändern, so wie auch die Partnerschaft sich verändert.
Fallstudie 1
Die Akteure: Eric und Nancy
Als Eric und Nancy sich ineinander verliebten und beschlossen, eine Partnerschaft einzugehen, hatten sie noch nie etwas von David Ricardo gehört. Die Theorie des komparativen Vorteils sagte ihnen rein gar nichts, und wäre sie auf einer Party zufällig zur Sprache gekommen, hätten die beiden wohl nur mit den Augen gerollt. Eric arbeitete als Fotograf, Nancy war Modedesignerin. Die beiden waren also eher künstlerisch als ökonomisch orientiert.
Nichtsdestotrotz dominierte die Ökonomie – eine schlechte Ökonomie – ihr Leben. Ohne es zu wissen, wurden sie zu einem Paradebeispiel dafür, wie eine schlechte Arbeitsteilung einem ansonsten gut zusammenpassenden Paar schaden kann. Und das nur, weil Eric und Nancy die Arbeit nicht danach aufteilten, wer welche Aufgabe am besten macht, sondern danach, was ihnen gerecht erschien. Gerecht war es ihrer Ansicht nach, alle anfallenden Hausarbeiten strikt halbe-halbe aufzuteilen.
Sie hatten ein gemeinsames Girokonto, auf das ihre in etwa gleich hohen Gehälter eingingen, wovon sie sich jeden Monat einen jeweils gleich großen Betrag zur freien Verfügung auf ein eigenes Girokonto überwiesen. Sie hatten einen Hund, den sie jeden Morgen abwechselnd ausführten. Wenn Eric kochte, räumte Nancy auf. Wenn Nancy kochte, räumte Eric auf. Auch Tätigkeiten wie Wäsche machen, Rechnungen bezahlen, Verwandte anrufen oder Müll rausbringen erledigten sie immer abwechselnd.
Von außen betrachtet wirkten Eric und Nancy wie das perfekte moderne Paar. Ihre Freunde bewunderten sie dafür, wie sie den Klischees trotzten: Eric schwingt das Staubtuch! Und Nancy macht ohne Eric den Großeinkauf!
Es gab nur einen Haken: Eric und Nancy waren nicht glücklich.
Das Problem : Das Halbe-halbe-Prinzip
Stellen Sie sich ein erfolgreiches Unternehmen vor, dessen Mitarbeiter die exakt gleichen Arbeitszeiten haben, die exakt gleiche Arbeitsmenge leisten und exakt die gleiche Bezahlung bekommen.
Gar nicht so einfach, stimmt’s? Außer einem Unternehmen, in dem ausschließlich Fließbandarbeiter tätig sind, mag einem keine auf diese Weise strukturierte Firma einfallen.
Das liegt daran, dass es nicht viele solchermaßen organisierte Unternehmen gibt.
Angefangen beim Supermarkt über eine Steuerkanzlei bis hin zur Internet-Suchmaschine sind Unternehmen auf Spezialisierung ausgerichtet. Die Mitarbeiter haben verschiedene Aufgaben, die verschiedene Kompetenzen erfordern und höhere oder niedrigere Löhne bedingen. Anlageexperten kennen den Aktienmarkt in- und auswendig, Börsenhändler kennen sich an der Börse aus. Manche Menschen verkaufen Werbeanzeigen, die auf der Website des Wall Street Journals erscheinen, andere schreiben Artikel, und beide wissen nicht viel vom Arbeitsalltag des jeweils anderen.
Stellen Sie sich vor, was passieren würde, wenn die Werbeleute
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