Mehr von deinen Küssen
kommen, hatte sie ihn überstürzt und mit einer dürftigen Erklärung zurückgelassen. Nicht die feine Art, einen netten, zuvorkommenden Mann zu behandeln. Einen möglichen Geliebten.
Mühsam setzte Haley sich auf, ohne zu merken, dass ihr dabei das große Hemd, das sie anhatte, über die Schulter rutschte. “Ich hätte ihn längst anrufen sollen, um alles zu erklären.” Dabei wusste sie gar nicht, was sie Davis Cooper eigentlich erklären sollte. “Ich muss mich bei ihm entschuldigen.”
“Wofür, Hoheit? Dafür, dass Sie Ihren Job gemacht haben? Und das sehr eifrig und gut?”
Was er nicht von ihr erwartet hatte, obwohl sie Lincolns Partnerin war und sein Bruder niemanden in seine Praxis geholt hätte, der nicht den Anforderungen entsprach, die er an sich selbst stellte. Jackson wusste sehr gut, dass es idiotisch gewesen war, nur das Schlechteste von Haley anzunehmen.
“Es geht doch nicht darum, wie ich meine Arbeit mache. Cooper hat sich wie ein Gentleman verhalten. Da ist es doch das Mindeste, dass ich im Gegenzug höflich zu ihm bin.”
Touché, dachte er, obwohl ihm bewusst war, dass das keine Spitze gegen ihn sein sollte. Vermutlich hatte sie sein Benehmen im Stall längst als eine weitere Charakterschwäche von Jackson Cade abgehakt. Dass sie ihn einfach abtun könnte, gefiel ihm allerdings gar nicht.
Gleichgültigkeit. Das war das Letzte, was er von Haley Garrett wollte. Wie sie da in seinem Bett lag, und sein Hemd, das sie anhatte, dauernd verrutschte, hatte er zwar nicht die leiseste Ahnung, was er von ihr wollte, aber bestimmt keine Gleichgültigkeit.
“Sie können es später wieder gutmachen”, meinte er, während sein verflixtes Hemd noch ein faszinierendes Stückchen tiefer rutschte. “Aber ich kann Ihnen versichern, eine Entschuldigung ist weder notwendig noch wird sie erwartet. Glauben Sie bloß nicht, dass Coop im umgekehrten Fall Skrupel hätte, Sie stehen zu lassen. Sei es mitten in einem Konzert, einem Dinner oder bei …” Er konnte sich gerade noch bremsen. “Egal. Was ich sagen will, ist, dass Coop alles stehen und liegen lässt, wenn ein Patient ihn braucht. Und da er selbst so pflichtbewusst ist, wird er Ihr Verhalten gestern Abend verstehen.”
“Vielleicht. Wenn er die ganze Geschichte kennen würde und wie ernst Dancers Zustand war.”
“Er weiß es, Haley. Coop ist in der Nacht hergekommen.” Behutsam lehnte er sie an den Stapel Kissen zurück und richtete ihr das Hemd. Mehr um seinetwillen. Es verwirrte ihn sehr, wie er auf den Anblick ihrer nackten Schulter reagiert hatte. Verlangen war hier und jetzt wirklich nicht angebracht.
Auch zu keinem anderen Zeitpunkt, rief er sich ins Gedächtnis. Denn die Hoheit war genau der Typ Frau, den er nicht mochte.
“Cooper ist hier?”
Als sie erneut Cooper erwähnte, änderte sich ihr Gesichtsausdruck, selbst ihre Augenfarbe schien sich zu ändern. Jackson wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, doch es gefiel ihm nicht.
“Es ist Morgen. Zeit für alle netten kleinen Chirurgen, an ihre Operationstische zu eilen.”
“Morgen?” Sie hatte vergessen, dass es vorhin sechs Uhr geschlagen hatte.
“Sie waren bis weit nach Mitternacht im Stall. Seitdem sind ein paar Stunden vergangen.”
Vorsichtig wandte Haley den Kopf, um sich umzusehen. Sie befand sich in einem sehr maskulin eingerichteten Schlafzimmer. Offenbar Jacksons Zimmer, kein Gästezimmer. “Heißt das, ich habe den Rest der Nacht hier verbracht?”
“Ja, nachdem Cooper Sie untersucht hatte.”
“Cooper hat mich untersucht?” Weil sie sich langsam wie eine gesprungene Schallplatte anhörte, musste sie lachen, bereute das aber sofort.
“Auch wenn Sie glauben, sich bei Cooper entschuldigen zu müssen, er selbst findet es eher ungalant, dass er Sie hat allein nach River Trace fahren lassen. Er war zur Stelle, kurz nachdem Dancer Ihnen zu nahegetreten war.”
“Sie haben mich aus seiner Box herausgeholt.” Haley erinnerte sich zwar nicht daran, aber auch wenn Jackson sie nicht mochte und ihre Fähigkeiten als Tierärztin anzweifelte, wenn sie in Gefahr war, würde er ihr helfen.
“Mit Jesses Unterstützung.” Jackson sagte das ganz beiläufig, ohne anklingen zu lassen, welche Angst er um sie gehabt hatte, als sie ohnmächtig am Boden gelegen hatte und er nicht wusste, wie schwer verletzt sie war.
Wie ein Geschenk des Himmels war Cooper in dem Moment aufgetaucht. Er hatte dann gedroht, ihn aus seinem eigenen Stall zu verbannen, wenn er nicht
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