Mehr von deinen Küssen
unverhohlene Neugier brachte Haley nicht einmal ins Stolpern. Ganz ruhig rief sie zurück: “Todd ist jemand, der Sie nicht zu kümmern braucht. Er ist ein Niemand. Und das seit Langem.”
3. KAPITEL
Fünf Tage. Fünf unendlich lange Tage.
Stirnrunzelnd schob Jackson den unwillkommenen Gedanken beiseite und warf Jesse einen kurzen Blick zu. Sie hatten den Tag eher schweigend verbracht und waren jetzt auf dem Weg zur westlichen Weide. Der Weide, die vom Eingang des Hauses aus am besten einzusehen war und auf der Dancer seinen ersten Tag im Freien verbrachte. Allerdings unter den wachsamen Augen von Jericho Rivers, dem Sheriff von Belle Terre, und strategisch verteilten Wachposten.
Es passte Jackson gar nicht, dass sich bewaffnete Männer auf seinem Gestüt aufhielten, doch Jericho bestand darauf. Als Freund, aber auch als Hüter des Gesetzes fürchtete er, dass mehr hinter dem Anschlag auf Dancer steckte, vielleicht sogar ein Wiederaufleben des Vandalismus, durch den Jacksons erstes neues Stallgebäude abgebrannt war. Ein ungelöster Fall, der Jericho nach wie vor beunruhigte.
Auch wenn er einsah, dass Vorsichtsmaßnahmen erforderlich waren, bedauerte Jackson, dass die friedliche Atmosphäre, die seit dem Brand auf seinem Anwesen herrschte, dahin war. Dass er die Atmosphäre als friedlich empfunden hatte, überraschte ihn selbst. Denn solche Gefühle wie Zufriedenheit und Ausgeglichenheit waren ihm eigentlich fremd.
Was auch immer er empfand, ob zu Recht oder Unrecht, es war ein heftiges Gefühl.
“Ja”, murmelte er vor sich hin. “Heftig. Im Recht und besonders im Unrecht.”
“Führst du Selbstgespräche, Junge?”
“Sieht ganz so aus, oder?”
“Na, hoffentlich bist du ein bisschen freundlicher zu dir selbst als in letzter Zeit zu so manchen anderen Leuten.”
“Ist es so schlimm?”
“Das kann man wohl sagen.”
“Aber du bist immer noch hier. Warum, Jesse?”
“Aus zwei Gründen. Erstens brauchst du mich. Zweitens wird dein Ärger ja wohl verrauchen, zumindest, was mich betrifft.”
“Hab ich mich schon bei dir bedankt? Für deine Hilfe mit Dancer? Und dafür, dass du noch bleibst?”
“Nein. Aber ich nehme an, das wirst du noch. Gelegentlich.”
Jackson nickte nur und wandte sich ab. Er schuldete Jesse weit mehr als ein paar Dankesworte. Der alte Cowboy war ein wandelndes Lexikon in Sachen Pferdehaltung. Seit Dancers seltsamen Anfällen hatte er die meiste Zeit in River Trace verbracht und Jefferson zu Hilfe gerufen, damit der sich um die Pferde in Belle Rêve kümmerte. Jetzt lehnte er in der Spätnachmittagssonne am Zaun der Weide und ließ Dancer nicht aus den Augen.
“Er sieht gut aus, Jesse.”
“Ja.” Jesse sah dem über die Weide galoppierenden Pferd nach. “Munterer als ein junges Fohlen.” Nach einem kurzen Seitenblick auf Jackson brummte er: “Von dir kann man das nicht gerade sagen. Nicht nur, dass du knurriger bist als ein Kettenhund, du siehst auch noch fürchterlich aus.”
Jesse kam richtig in Fahrt. “Einen Mann, der gerade seinen Traum von einer hübschen jungen Dame zurückbekommen hat, hätte ich mir glücklicher vorgestellt. Statt zu strahlen, hast du in letzter Zeit vom ewigen Stirnrunzeln mehr Furchen auf der Stirn bekommen, als dieser Zaunpfosten Kerben hat.”
Jackson versteifte sich. “Damit ich dich richtig verstehe, Jesse. Wie bin ich denn nun, bösartig wie ein Kettenhund oder gefühllos wie ein Zaunpfahl? Von beidem etwas? Oder kannst du dich nicht entscheiden?”
“Oh doch, ich hab mir längst eine Meinung gebildet.” Jesse ließ sich nicht ärgern. “Im Übrigen hast du ‘störrisch wie ein Maulesel’ vergessen.” Dann klopfte er Jackson freundschaftlich auf die Schulter. “Was ist los, Junge? Schläfst du neuerdings nicht so gut?”
“Ich bekomme genug Schlaf”, antwortete Jackson, was eine gelinde Übertreibung war, aber er klang nicht mehr ganz so gereizt. Jesse war neugierig, mischte sich überall ein, klatschte, aber seit er Jefferson, der in jungen Jahren mit ihm auf einer Ranch in Arizona gearbeitet hatte, in die Küstenregion gefolgt war, galt seine ganze Loyalität der Familie Cade. Dafür durfte er gern ein wenig neugierig sein und sich einmischen.
“Genug Schlaf? Ha!” Jesse riss einen Splitter vom Holzzaun und besah ihn eingehend. “Kommt mir nicht so vor. Noch eine Woche, und die Ringe unter deinen Augen werden so dunkel sein, dass du aussiehst, als hättest du dich geprügelt.” Nach einem unschuldigen
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