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Mein auf ewig

Mein auf ewig

Titel: Mein auf ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon K. Butcher
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zweifellos Ashleys Entwurf.
    Elise kippte das Gestell leicht zur Seite und leuchtete mit der Taschenlampe darunter. Kein Schlüssel. Sie suchte unter den Blumentöpfen, den Froschskulpturen, den Gartenzwergen. Nicht mal unter der Türmatte wurde sie fündig. Sie ließ den Strahl der Taschenlampe über die Veranda und die im Licht glitzernden Windspiele gleiten.
    Elise spürte, wie ihre Panik und ihr Frust wuchsen. Kalter Schweiß rann ihr über den Rücken, und sie begann in der kühlen Mailuft zu zittern.
    Sie würde doch ein Fenster einschlagen müssen. Eine andere Lösung gab es nicht; sie konnte schließlich nicht ewig hier draußen rumstehen. Möglicherweise befand sich die Antwort auf die Frage, wohin ihre Schwester verschwunden war, ja im Haus.
    Elise steckte sich die Taschenlampe wieder zwischen die Zähne und zog die Jacke aus. Wenn sie sich die um die Hand wickelte, dämpfte das vielleicht ein wenig das Geräusch. Ansonsten konnte sie nur hoffen, dass die Nachbarn alle im Tiefschlaf lagen.
    Während sie die Jacke auszog, legte sie den Kopf ein wenig zurück, und dabei fiel ihr Blick zufällig auf die Silhouette eines Schlüssels. Elise richtete den Lichtstrahl der Taschenlampe auf das Windspiel neben der Tür. Es war aus kleineren Haushaltsgegenständen gefertigt, einem stumpfen Messer, einem Dosenöffner, einem Schlüssel, mehreren bunten Glasscherben und Draht. Das Ganze war mit farbigen Spiralen bemalt, die Elise sofort als das Werk ihrer Schwester erkannte. Sogar der Schlüssel war angemalt.
    Ashley würde doch wohl kaum so blöd sein, den Haustürschlüssel gut sichtbar dort hinzuhängen? Nein, es musste sich um einen alten Schlüssel handeln.
    Andererseits – so war Ashley nun mal. Wenn der Schlüssel gerade herumgelegen hatte, als die Kreativität sie packte, würde sie keine Sekunde gezögert haben, ihn mit einzuarbeiten.
    Vorsichtig, um ja keinen Lärm zu verursachen, packte Elise das Windspiel und nahm es vom Haken. Sie löste den Schlüssel heraus und steckte ihn ins Schloss. Er glitt problemlos hinein und ließ sich genauso problemlos umdrehen.
    Elise öffnete die Haustür, zögerte dann aber, den ersten Schritt zu machen. Wenn es ihr nicht gelang, ihre Schwester zu finden, lag das jetzt nur noch an ihr – nicht mehr an einer verschlossenen Tür.
    Ein Teil von ihr fürchtete, es könne ihr nicht gelingen, Ashley zu finden. Der andere Teil fürchtete genau das Gegenteil: dass sie sie finden würde, aber zu spät.
    Stell dir einfach vor, du hättest keine Angst! So verfuhr sie immer, wenn es bei einer Reportage, an der sie arbeitete, gefährlich wurde. Dann drückte sie das Kreuz durch, tat so, als sei ihr nicht mulmig, als würde sie nicht vor Angst zittern, und machte einfach weiter. Als freiberufliche Journalistin hatte sie nur die Wahl zwischen Weitermachen oder Verhungern – also machte sie weiter. Nur dass diesmal deutlich mehr auf dem Spiel stand. Ihre niedliche, viel zu vertrauensselige Schwester brauchte sie, und sie konnte sie nicht im Stich lassen.
    Elise trat ein.
    Trent Bradys flatterhafte Nachbarin hatte offenbar mal wieder die Stadt verlassen, und dennoch schlich jemand in ihrem Haus herum. Um drei Uhr morgens.
    Sein Polizisteninstinkt, den er seit zwei Jahren abzutöten versucht hatte, erwachte mit aller Macht wieder zum Leben. Er griff nach seiner Waffe. Nur dass natürlich kein Holster mitsamt Waffe an seiner Hüfte hing – oder jemals wieder dort hängen würde. Aber den reflexartigen Griff an die Hüfte hatte er sich bisher einfach nicht abgewöhnen können.
    Trent legte die Schlaftablette zur Seite, die er gerade hatte nehmen wollen. Sie würde ihm sowieso nicht helfen. Das taten die Dinger nie.
    Durch sein Küchenfenster beobachtete er, wie der Einbrecher ungeschickt den Strahl der Taschenlampe mal hierhin und mal dorthin lenkte. Wer auch immer derjenige war, er war auf jeden Fall ein Anfänger. Der Statur nach zu urteilen, war er auch noch ziemlich jung – also gerade im richtigen Alter, um ihm eine Lektion zu erteilen.
    Trents Mund verzog sich zu einem Lächeln. Schon lange hatte er nicht mehr das Vergnügen gehabt, einem Jugendlichen eine Lektion zu erteilen. Er hatte beinahe schon vergessen, wie viel Spaß ihm das immer gemacht hatte. Beinahe.
    Innerhalb von Sekunden war er in seine Jeans und seine grasfleckigen Schuhe geschlüpft. Er war schon aus der Tür, als ihm einfiel, dass er gar nicht die Polizei angerufen hatte. In seiner Aufregung hatte er ganz vergessen,

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