Mein bestes Stuck
als ein, zwei Wochen dauern.«
»Was ist los?«, fragte Julia verständnislos, während ihr Onkel ihren Unterarm griff und sie in Richtung Gate zerrte.
»Oh, der wunderbare Kevin hier hat seine Beziehungen spielen lassen, um uns noch zwei Plätze in dem Flieger
nach London zu sichern. Als Dank sozusagen, weil ich ihm eine Prada-Tasche besorgen werde.«
Julia lachte. »Onkel Quinn, du bist einfach unmöglich!«
»Und denken Sie dran«, Kevins Stimme hallte ihnen noch eine Weile nach, »schwarz wäre mir am liebsten, aber dunkelgrau ist fast ebenso gut. Nur bitte keine beige. Beige kann ich nicht ausstehen …«
Der Flug nach London war bis auf den letzten Platz ausgebucht. Julia fand sich eingeklemmt zwischen ihrem Onkel – der obwohl sicher nicht fett, dennoch durchaus breit gebaut war -, und einem Geschäftsmann im Anzug, der gleich nach dem Take-off sein Laptop herauszog, auf dem Klapptisch abstellte und sehr geräuschvoll zu tippen begann.
In Julias Kopf hämmerte und pochte es. Die Anstrengung durch den Stress, die Tränen, die Flüge und nicht zuletzt der ungewohnte Konsum von Cognac ließen ihren Kopf an die Schulter ihres Onkels sacken und innerhalb weniger Minuten war sie eingeschlafen.
Die Ankündigung des Piloten, dass der Anflug auf London Heathrow soeben begonnen habe, weckte Julia auf, und sie musste zweimal hinschauen, ehe sie erkannte, womit sich ihr Onkel auf dem Sitz neben ihr beschäftigte. Während sie tief und fest geschlafen hatte, hatte Quinn Eleonore Deschanels Tagebuch aus der Tasche gefischt und darin zu lesen begonnen.
»Was um Himmels willen tust du da?« Julia war außer sich vor Zorn.
»Ach Schätzchen, du hörst dich genauso an wie deine Mutter! Und wie deine Großmutter, wenn ich es mir genau überlege.«
»Onkel Quinn!«, fauchte sie ihn an. »Gib das her! Du kannst nicht einfach das Tagebuch einer vollkommen fremden Frau lesen!«
»Schau, Liebes, ich weiß, ich sollte das nicht tun, aber es geht hier um mehr als um gutes Benehmen, meinst du nicht? Ich meine, immerhin fliegen wir den ganzen Weg nach Nizza, um dieser Madame Deschanel ihre Habseligkeiten zurückzugeben, oder?«
»Stimmt«, sagte Julia. »Aber es gibt zwei, nein, drei gute Argumente, warum deine Entschuldigung nichts taugt. Zum einen wissen wir ja, wem die Tasche gehört, weshalb es nicht nötig ist, darin zu schnüffeln.« Sie schlug mit der flachen Hand auf das Tagebuch. »Zweitens fahren wir nicht einfach nach Südfrankreich, weil wir so unendlich gute Menschen sind. Wir wollen meine Ringe zurückholen! Und drittens …«
»Oh, die Juristerei hat einen leuchtenden Stern verloren, als sie dich aus ihren Fängen ließ, Julia Douglas!«
»Und drittens geht es uns einfach nichts an. Ende der Debatte. Entschuldige, Onkel Quinn, ich bin gerade ein bisschen … dünnhäutig.« Julia verschränkte die Arme vor der Brust und setzte eine beängstigend harte Miene auf. Instinktiv zuckte der Geschäftsmann neben ihr zusammen und rückte ein wenig von ihr ab.
»Ist mir noch gar nicht aufgefallen«, sagte Onkel Quinn und seufzte. »Es ist ja nicht so, als hätte ich das Testament gelesen. Nenn mich Miss Marple, wenn du willst, aber ich
habe das Tagebuch nur durchgeblättert, um nach Hinweisen zu suchen. Ich wollte es ja nicht im Internet veröffentlichen oder so etwas.«
Schließlich musste Julia schmunzeln. »Ich weiß. Es tut mir leid. Und es ist wirklich wahnsinnig lieb von dir, mich zu begleiten.«
»Ich, dich begleiten? Wessen Idee war denn das bitte, s’il vous plaît ?«
»Wenn wir alles hinter uns haben, werde ich dir gebührend Dank zollen und am Samstag bekommst du ein extra Stück Hochzeitstorte.« Sie küsste ihn auf die Wange.
»Julia?«
»Ja, Onkel Marple?«
»Bist du denn kein klitzekleines bisschen neugierig, was ich in dem Tagebuch gefunden habe?«
»Nein!«, gab sie entschieden zurück.
»Weil wenn du hoffst, Schätzchen, deine Ringe zurückzubekommen …«
»Hoffst?«, wiederholte sie ungläubig. »Was meinst du damit? Natürlich werde ich meine Ringe zurückbekommen!«
Sie sah ihn durchdringend an. Er schlug die Augenlider nieder und wartete darauf, dass sie ihn fragte. Julia zögerte nun nicht länger.
»Was ist los?«, fragte sie, ihre Stimme war plötzlich ganz leise. »Was steht in dem Tagebuch, Onkel Quinn?«
Seine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen, und Julia war zu geschockt, um ihm Einhalt zu gebieten.
»Die Namen von Casinos überall in Frankreich, Monte Carlo
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