Mein Blut für den Teufel
angewählt werden konnte. Costello nahm den Hörer aus der Mulde.
»Wie haben ihn!«
Drei Worte sagte der Anrufer nur. Sie reichten, um in Costello ein Gefühl der Hochspannung zu erzeugen. Seinen Männern war etwas gelungen, von dem er lange geträumt hatte. Sie besaßen John Sinclair, den Geisterjäger. So einfach war das im Prinzip. Und was hatte er sich immer für Gedanken gemacht und Pläne gewälzt. Das konnte Costello kaum fassen.
»Sie sind noch da?«
»Ja«, sagte Costello. Es ärgerte ihn, dass seine Stimme heiser klang. Während der Antwort schaute er auf das Bild. Seine schmalen Lippen im grauen Granitgesicht verzogen sich zu einem kalten Lächeln. Aus den Augen wurden Schlitze. Er sah das Bild des Geisterjägers jetzt freiwillig an und dachte darüber auch anders.
Seine Leute hatten Sinclair und würden ihn herbeischaffen. Das war unwahrscheinlich. »Wo seid ihr jetzt?«
»In der Nähe. Sollen wir den Gefangenen in den Keller bringen?«
»Natürlich.«
»Und dann?«
»Wartet ihr, bis ich komme.«
»Bene, Capo.«
»War es schwer?«
Der andere lachte. »Nein. Wir wunderten uns, wie leicht er in die Falle ging. Wir hatten ihm die Reifen zerstochen, da hätte er misstrauisch werden müssen. Vielleicht wurde er es auch, nur rechnete er nicht mit unserer Raffinesse.«
»Ja, man unterschätzt uns oft.« Mit diesen Worten unterbrach der Capo die Verbindung. Für einen Moment blieb er zurückgelehnt auf seinem wertvollen Ledersessel sitzen. Er spürte in seinem Innern ein Gefühl der Genugtuung. Dieses Gefühl machte all die Niederlagen wieder wett, die er in der letzten Zeit erlebt hatte. Er dachte auch an die schlechten Nachrichten aus Italien. Dort war es seinen Freunden an den Kragen gegangen. Jemand hatte ausgepackt, und Costellos Angst wuchs. Auch er hatte gute Verbindungen zu seinen italienischen Brüdern unterhalten. Die London-Connection führte von England nach Neapel. Wenn einige Leute nicht dichthielten, war er dran, und er hatte auch schon Killer abgestellt, um sie bei Bedarf nach Italien zu schicken. Desgleichen standen in den Staaten ebenfalls die Mörder Gewehr bei Fuß.
Dies alles verblasste nun nach dem großen Erfolg. Er hatte Sinclair, und er wusste wieder den Satan auf seiner Seite. Das war sehr gut, denn Asmodis würde ihm Schutz geben, solange er für ihn arbeitete und keinen gravierenden Fehler beging.
Im Hochgefühl des Sieges konnte Costello nicht anders, öffnete eine Lade seines Schreibtischs und holte eine Flasche Rotwein nebst Glas hervor. Er schenkte ein und hielt das Glas gegen den Lampenschein. Reflexe fielen auf die Flüssigkeit, die wie Blut wirkte. Costello dachte an das Blut seines Feindes Sinclair, das sehr bald fließen würde. Er hatte den ersten Schluck kaum genommen, als ihm etwas auffiel. Die Luft in seinem Arbeitszimmer war eine andere geworden. Sie roch unnatürlich scharf, und Costello nahm auch den Gestank von Schwefel wahr.
Er stellte das Glas weg. Nervös wurde er nicht, denn er wusste Bescheid. Im Sessel hockend drehte er sich um.
Der Teufel schaute ihn an!
Costello hatte ihn weder kommen sehen noch gehört. Asmodis stand dort und hatte sein dreieckiges Gesicht mit den roten Augen zu einem scharfen Grinsen verzogen.
Normalerweise trat Costello Asmodis stets mit einer gewissen Befangenheit entgegen. Die hatte er nun abgelegt, als er das Weinglas hob, dem Teufel zuprostete und sagte: »Wir haben ihn!«
Asmodis nickte. Ansonsten reagierte er nicht. Nach einer Weile kam er vor. Wieder wurde Costello daran erinnert, wer ihn besucht hatte. Er spürte den Hauch der Hölle.
Es war wie immer, wenn der Teufel kam. Und er würde sich nie an dieses dunkle Flair gewöhnen können. Costello selbst war gnadenlos, war brutal und abgebrüht, kannte kein Pardon, wenn es um seine Interessen ging, doch Asmodis war ihm überlegen.
Er dokumentierte das Böse schlechthin.
Langsam kam er näher. Schwarz war er gekleidet. Der Umhang bauschte sich bei jedem Schritt auf, als würde der Wind ihn hochheben. Feuerrot glänzte sein Gesicht. Zum Kinn hin lief es spitz zu. Die Stirn war sehr breit und glänzte wie eine glühende Metallplatte. Hinzu kamen die feurigen Augen und das breite Maul. So zeigte sich Asmodis gern. Er konnte auch anders auftreten, als schöner Jüngling, als Verführer, als Beau oder als Monstrum.
Costello war sitzen geblieben, als Asmodis seinen Schreibtischsessel passierte. An der Seite blieb er stehen, beugte sich nach vorn und umfasste mit
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