mein buch vom leben und sterben (German Edition)
ist, werden wir alle einfach gehen.
so erging es meiner tante minna, meinen großvätern, meiner großmutter, meiner cousine, meinem vater, meiner mutter, meinem hund paula,
und so erging es auch whitney houston. denn auf einmal war auch sie einfach nicht mehr dada.
was bleibt, das sind bäume, städte, winde, meere und der himmel. was bleibt, ist unsere welt. wir sind zu gast in dieser welt. sie gehört uns nicht, und wir können sie im moment des todes nicht festhalten. wir werden gehen.
wenn ich mir in köln die eigelstein-torburg ansehe und darüber nachdenke, wer schon zu welchen zeiten genau an dieser stelle vorbeiflaniert ist, vielleicht vertrieben oder besiegt wurde, dann erkenne ich meinen platz in dieser welt und auch, wie klein er ist. und ich erkenne, dass ich nichts tun und erreichen kann, um diesen platz aufzuwerten, ihn größer oder bedeutsamer zu machen. und genau in dieser unbedeutsamkeit sind wir alle gleich. und darum sollten wir uns einfach darüber freuen, dass wir gemeinsam gerade jetzt in dieser welt leben.
wenn du dir dein direktes umfeld, deinen umkreis ansiehst, in dem du lebst, dann sind es doch sehr wenige menschen, die dir wirklich nah sind. von allen menschen, allen zeiten,
allen orten auf der welt bist du gerade nur dort, wo du bist und teilst deine zeit mit diesen wenigen.
das zu begreifen, war für mich ein großes geschenk und das vorangehen von vielen mir am herzen liegenden menschen hat mir sehr geholfen, genau dieses zu fühlen.
und wenn du mich jetzt fragen möchtest, ob ich gläubig bin: ich habe in meinem leben so ziemlich jede religionsgemeinschaft zumindest einmal besucht. und ich habe in keiner religion die weisheit, liebe und verbundenheit gefunden, wie ich sie in musik, gutem essen oder einem glas wein, frisch gebrühtem tee oder in einer schale pommes fand. und es gibt einen satz, der in fast allen religionen sehr gerne gesagt wird: wenn du erkennst, dass du bedingungslos geliebt wirst, dann bist du frei. und genau das ist der satz, den ich nicht laut genug in alle kirchen und moscheen, in alle länder und familien hineinrufen und singen kann.
gott, lothar matthäus, oder wie auch immer du denjenigen nennen magst, liebt dich bedingungslos, auch wenn du sex vor der ehe hast,
arm bist, verlierst, frau bist oder schweinefleisch isst. soweit ich es nach meiner erfahrung mit dem leben sagen kann, interessiert all das weder lothar matthäus noch gott noch denjenigen, der dich liebt. es interessiert ihn nicht einmal, ob du mordest, ob du ein dieb bist oder ein held, ob du fett bist oder dünn.
er interessiert sich nur für dich. egal, wer du bist, was du arbeitest, ob du alten menschen den hintern abputzt oder drogen von mexiko in die usa schmuggelst. er liebt dich halt, egal wie gut oder scheiße du auch bist. er hatte hitler genau so lieb wie ghandi, den mann, der meinen hund überfahren hat, genauso lieb wie marilyn monroe und dich ganz so wie mich.
es gibt nichts, das ich tun oder lassen kann, das den wert meines lebens in irgendeiner weise verändert, weder in die eine noch in die andere richtung. das heißt: ich bin frei. absolut frei, genau das zu tun, was mir am herzen liegt, das zu tun, was immer mich ganz persönlich glücklich macht.
in diesem buch möchte ich dir erklären, warum ich glaube, dass wir eine neue einstellung
zum tod finden sollten. warum wir ihn gesellschaftlich nicht an den rand, sondern genau in die mitte stellen sollten. denn es gibt nur zwei dinge, die wir alle gemeinsam haben: geburt und tod – anfang und ende unserer zeit.
was dazwischen liegt, das ist leben. für jeden menschen anders. die geburt wird als wunderschönes erlebnis dargestellt, als freudiges ereignis gefeiert. beim tod ist das ganz anders. er wird als sensenmann porträtiert, als dunkel und schlecht beschrieben. meiner persönlichen erfahrung nach und der von erika ist aber diese darstellung nicht korrekt.
der tod ist eine sehr existenzielle und dabei sehr emotionale erfahrung, ganz wie die geburt. er kann nach meiner Überzeugung nicht dunkel sein, denn während des sterbens gibt es ganz bestimmt auch helle, unendlich lebendige momente, wie es sie zu anderen zeiten des lebens selten, vielleicht auch nie gegeben haben mag.
wenn wir die angst vor dem tod verlieren, wenn wir genau hingucken und -fühlen, dann erfahren wir ihn vielleicht auf einmal als
frau und mutter, als adonis oder zumindest als einen guten freund. wir
Weitere Kostenlose Bücher