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mein buch vom leben und sterben (German Edition)

mein buch vom leben und sterben (German Edition)

Titel: mein buch vom leben und sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dada Peng
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wieder in den sinn.
     
    und so fuhr ich eines morgens in meinem schicken fiat cabrio einfach vor das ilse maria wuttke-haus, klingelte und sagte zu der schwester, die die tür öffnete: »ich würde mich gerne ehrenamtlich betätigen und dachte, dass sie vielleicht noch bedarf an mitarbeitern haben!?«
    »öhm, ja ... dann kommen sie mal rein«, sagte sie etwas ungläubig, und dann begann eine sehr schöne zeit für mich. und ja! man kann eine schöne zeit im hospiz haben.
     
    natürlich war es anfangs nicht einfach. die erste bewohnerin, zu der ich kontakt hatte, war 30 und lag mit einem gehirntumor im sterben.
    ich habe dort auch eine frau gesehen, in deren zimmer man nie das fenster öffnen durfte, damit keine fliegen hinein konnten, weil diese in ihrer offenen wunde im gesicht eier hätten legen können. ich kann dir natürlich nicht sagen, wie sich diese frau gefühlt haben mag. ich stand neben ihr, und doch weiß ich es nicht. wenn ein mensch so entstellt ist, fällt es einem sehr schwer, nicht hinzustarren.
und so habe ich auch versucht, an ihr vorbeizusehen, als ich ihr ein glas wasser reichte. doch es gelang mir nicht.
     
    und als ich sie dann wirklich ansah, da fand ich sie schön. ganz ehrlich, scheiß was auf heidi klumm, auf gemachte titten und auf n sixpack. ich meine, auch ich drehe mich so oft um äußerlichkeiten. wie oft ich mir schon am liebsten das fett hätte absaugen lassen.
     
    aber dieses gesicht mit dieser offenen wunde und dem fliegenschutz über die haut gespannt, es hatte wirklich eine schönheit, die das alltägliche übersteigt. ich kann auch dir nur wünschen, so etwas schönes einmal selbst anzusehen, es wahrzunehmen.
     
    ich erlebe noch heute, dass, sobald ich das wort hospiz erwähne, die köpfe nach unten gehen, die stimmen leiser werden und die menschen die schultern hängen lassen. und genau dazu habe ich eine riesenbitte: lasst das sein!!
     
    hospize rocken nämlich. ganz ehrlich. dagegen kann jedes madonna-konzert einpacken. da sitzt diese verängstigte, alte dame mit ihrer offenen wunde und den geschlossenen fenstern
einfach nur da und strahlt all das aus, was sich madonna ihr leben lang gewünscht hat und es womöglich nie erreichen wird.
     
    ein hospiz ist ein hospiz ist ein hospiz, und im rewe kannst du ganz genau so umfallen und einfach sterben. und trotzdem rennen alle hin und kaufen sich ihr kölsch, ihr astra bier oder ihren martini.
     
    ein bewohner des hospizes wurde einmal in meinem beisein gefragt: »wie fühlt es sich eigentlich an, wenn man weiß, dass jeder tag der letzte sein kann?« daraufhin antwortete er nur: »und wie fühlt es sich an, wenn man so tut, als könne er es nicht?«
     
    auch heute ist es noch so: immer wenn ich »mein« hospiz in schwerte besuche, empfinde ich diesen ort als einen ganz lebendigen platz, an dem der tod zum alltag gehört. es gibt dort so schöne rituale, so z. b.: immer wenn ein bewohner stirbt, wird im hausflur eine duftkerze angezündet, und das ganze haus riecht nach limone. ich finde das sehr schön. hinzu kommt, dass jeder sterbeprozess eine solche bandbreite an gefühlen vermittelt, wie sonst nirgends im leben. das finde ich toll.

    by marina and the diamonds

    ich weiß noch, wie ich einmal einkäufe zu erledigen hatte. als ich wieder zurück ins hospiz kam, war eine bewohnerin gestorben, und der bestatter bereits da. der sarg stand im hausflur direkt vor dem hauseingang. als ich nun ins haus eintreten wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als über den sarg hinüberzusteigen. meine etwas zu enge jeans machte dies zu einem nicht einfachen unterfangen. da sie jedoch zu 50 % aus stretch-material bestand  – das war damals total in –, dachte ich, ich schaffe diesen »spagat«. als ich jedoch mit dem rechten bein schön herübergefunden hatte, ging es irgendwie nicht weiter. und noch immer hielt ich drei schwere einkaufstaschen in den händen. ich musste die hospizleiterin um hilfe bitten. sie blickte mich an und fragte grinsend: »und? alles bekommen?« meine antwort: »es gab keine wassermelone!« plötzlich dann erkannten wir, in welch skurriler situation wir waren und begannen einfach zu lachen. und ich meine gespürt zu haben, wie es auch in dem sarg unter mir schmunzelte. ja, im hospiz wird gelacht. es wird dort auch geweint, ja. es wird halt gelebt und gestorben.
     
    mein lustigstes, aber mich auch nachdenklich machendes erlebnis verdanke ich einem mitte-80 jährigen
bewohner des hauses, dem ich etwa

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