mein buch vom leben und sterben (German Edition)

ihr. und dann immer wieder durchdringt ein moment all das gewonnene, und ich muss doch sitzen und gewissen gedanken raum verschaffen, die sonst im nichts kauernd nicht lebensfähig wären. ich weiß, dass es schicksale gibt, die viele von uns teilen. trauer, einsamkeit, krankheit. ich selbst habe in diesem leben einen so robusten körper bekommen, dass ich mich jeden tag bei mir selbst für dieses leben bedanken mag und dies auch tue. vielen von euch oder euren lieben geht es nicht so.
     
    wenn nun eine diagnose eintritt, die im allgemeinen als lebensbedrohlich angesehen wird, verändert sich sehr schnell die perspektive, die sicht der dinge. in den vordergrund rückt einzig zu überleben. dieses leben ein wenig länger zu teilen mit all jenen, die zurückbleiben würden.
     
    um dieses primäre ziel zu erreichen, wenden wir uns suchend und hoffend an all jene, von denen wir glauben, dass sie uns helfen können. das ist gut so. hilfe zu erbitten und hilfe zu spenden ist eine ganz wunderbare angelegenheit, ein ganz freudiges unterfangen. und so hat sich im laufe
der zeit die sich auf den körper beziehende, manchmal aber auch beschränkende hilfe professionalisiert. und genau in dieser professionalität stoßen auch jene, die helfen wollen, an ihre grenzen. all jene, die da auch nur mensch sind, mit nöten, sorgen, freuden, lastern und begierden stoßen an einen punkt, an dem sie nur noch nach hause wollen, fußball gucken, zur geliebten, zum elternsprechtag.
     
    dann bekommt man ärztliche hinweise wie »gehen sie noch einmal ins kino«, wenn man nach alternativen behandlungsmethoden fragt. dann steht man mit sich selbst, mit dem eigenen schicksal in der stadt, umgeben von dingen, die belanglos und alltäglich sind, in einem meer von hoffen und angst.
     
    und doch gibt es wege, die hinausführen aufs land, in die weite, in eine zukunft, zurück ins leben. fernab von religionen und wunderheilern.
     
    das eigene gefühl, das eigene selbst, das eigene ich, der eigene körper! du selbst weißt, was zu tun ist, was am besten für dich ist. im verhältnis zu der eigenen kreativen macht, der eigenen kraft neu zu schaffen, zu erschaffen, zu kreieren, ist alles, was dir von außen an medizin und gutem getan wird, nichts. es ist nichts. du entscheidest an einem jeden morgen, wie dein leben verlaufen wird, bewusst oder unbewusst. du entscheidest immer. und du kannst dich jederzeit entscheiden zu sterben oder zu leben, ob du krank bist oder gesund, ob du hier bist oder dort. es gibt tage, jahre, an denen
ich gar nicht entscheiden mag, an denen ich einfach fließen möchte, aus einem glas hinaus in die stadt bis hin ans meer. und dann gibt es doch wieder tage, an denen du und auch ich einfach entscheiden müssen. tage, an denen sonst andere über die richtung unseres lebens entscheiden. durch eine diagnose, durch ein urteil, indem sie dir die macht und kraft über das eigene leben absprechen. nicht aus boshaftigkeit oder eigennutz, einfach nur, weil sie es nicht besser wissen.
     
    wir besitzen von geburt an alle weisheit und alles wissen dieser welt. »kein molekül geht jemals verloren«, wie es helmut schmidt nach dem tod seiner frau loki sagte. und dies ist aus biologischer sicht genauso richtig wie aus geistiger. unser aller leben ist eins, verbunden durch die gezeiten, durch naturgesetze, durch geburt und tod.
     
    solltest du nun also in deinem leben an einer weggabelung angekommen sein, an der du nicht weißt, welchen der beiden wege du gehen sollst, da dir deinem gefühl nach keiner der beiden zusagt, so baue eine neue straße.
     
    du bist nicht allein. du bist nicht der erste. du bist nicht der letzte.
     
    was ich hier gerne möchte, ist, dir die macht und verantwortung über das eigene schicksal, über das eigene leben wieder dort hinzulegen, wo sie hingehören, in deine eigenen
hände. denn es kommt immer ein neuer tag. hier, aber auch dort drüben.
     
    stehst du nun vor einer diagnose, vor einem urteil, so entscheide selbst, was du damit zu tun vermagst.
     
    hab mut, wenn du mut haben magst. geh aufrecht, wenn du aufrecht gehen magst. blick nach vorn, wenn dir danach ist. esse, saufe, rauche, glaube, hoffe, liebe, lebe, wenn du fühlst, dass du dies tun sollst, tun möchtest, noch nicht fertig bist.
     
    und wenn du ganz bei dir, ganz ohne hadern, einfach nur bei dir und in einem garten in den himmel blicken magst, auf das vergangene zurückblickend und auf nichts mehr wartend, wenn dir danach ist, so tue