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Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Titel: Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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war nahe daran, den Kampf aufzugeben. Er konnte einfach nicht mehr. Die Klauen der Gelben gruben sich schmerzhaft in sein Fleisch. Zwei magere Hände legten sich würgend um seinen Hals. Er bekam kaum noch Luft. Erschöpft rang er nach Atem. Gelbe und rote Sterne tanzten vor seinen Augen. Er machte eine verzweifelte Bewegung, drehte sich wie ein Kreisel um die eigene Achse, hieb mit beiden Armen wild um sich. Die zerrenden Hände ließen sekundenlang von ihm ab. Er gewann eine kurze Atempause. Und er nützte sie. Noch ehe die Chinesen wieder zupacken konnten, jagte er über das Vorderdeck auf die Reling zu. Zwanzig Schritte noch, fieberten seine Gedanken. Wenn du den Hafenplatz erreichst, liegt die größte Gefahr hinter dir. Sie sind nur auf ihrem Schiff so stark. Auf dem Kai werden sie kaum etwas riskieren.
    Vor dem Fallreep stand die Schiffswache. Sie vertrat ihm den Weg. „Stop!“ gellte es ihm entgegen. „Nimm die Arme hoch!“
    Ray Mortimer dachte nicht daran. Er versetzte dem Posten einen Hieb mit dem Pistolenschaft, daß er lautlos zu Boden ging. Der Weg war frei. Er brauchte nur noch die Holzplanken der Gangway hinter sich zu bringen. Mit fünf, sechs langen Sätzen erreichte er den gepflasterten Kai. Der Nebeldunst erhob sich wie eine graue Mauer vor ihm. Er wußte im ersten Moment nicht, wohin er laufen sollte. Wie dunkle Watte hüllte ihn der zähe, rußige Nebel ein.
    Hinter ihm pirschten sich schwarze Schatten heran, die Schatten der Gelben, die ihr Opfer um keinen Preis mehr freigeben wollten. Sie umringten ihn wie gierige Hyänen. In ihren schrägen Augen flackerte die Mordlust. In ihren Händen blitzten tödliche Waffen. Ray Mortimer tat ein paar mechanische Schritte. Aus, dachte er niedergeschlagen. Diesmal bleiben sie mir auf den Fersen. Ich habe keine Chance mehr, sie abzuschütteln. Wenn jetzt eine Polizeistreife käme, überlegte sein gequältes Gehirn weiter. Es wäre die einzige Rettung. Lieber eine unangenehme Auseinandersetzung mit den Cops, als in den Händen dieser blindwütigen Teufel!
    Fünfzig Yards hatte er etwa hinter sich gebracht, als er schweratmend stehen blieb. So hatte das keinen Sinn. Die schleichenden Schritte in seinem Rücken machten ihn irrsinnig. Da dünkte es ihm immer noch besser, wenn er sich offen zum Kampf stellte.
    Er krampfte die Finger um seine Pistole und legte den Sicherungshebel um. Kaltblütig nahm er den ersten Chinesen aufs Korn. Langsam krümmte sich sein Zeigefinger um den Abzug. Aber auch diesmal kam er zu spät. Die Gegner reagierten schneller als er. Die grauen Schwaden zerrissen unter einem stechenden Feuerblitz. Ein peitschender Knall rollte über den Kai.
    Die Kugel traf Ray Mortimer in die linke Schläfe, raste wie eine glühende Flamme durch sein Hirn und trat am Hinterkopf wieder aus. Sie zerstörte seine letzten Gedanken. Sie stürzte ihn in einen schauerlichen Abgrund. Er brach zusammen, ohne daß ihm überhaupt bewußt wurde, was mit ihm geschah. Er spürte weder Schmerz, noch hatte er sonst eine Empfindung. Er verlor das Bewußtsein. Zwanzig Minuten später fand ihn eine Polizeistreife. Zuerst hielt man ihn für tot. Aber als ein Sergeant bemerkte, daß doch noch Leben in ihm war, lud man ihn in einen Krankenwagen und schaffte ihn in das Charles Hospital.
     
    2
     
    Als Ray Mortimer wieder zu sich kam, glaubte er aus einer anderen Welt in dieses tragische Leben zurückzukehren. Er blinzelte verständnislos in das matte Licht des verdunkelten Krankenzimmers. Mit erstaunten Blicken musterte er den Arzt und die Krankenschwestern, die sein Bett umstanden. Es roch nach Karbol und Äther. Als er mit den Händen über den Kopf tastete, fühlte er einen dicken Verband. Was ist wohl mit mir geschehen, grübelte er. Warum bin ich hier unter diesen Leuten? Hatte ich einen Unfall? Bin ich vielleicht mit dem Wagen verunglückt? Oder bin ich selbst unter die Räder eines Fahrzeuges geraten?
    „Wie lange liege ich schon hier?“ fragte er mit matter Stimme. Die Worte lösten sich nur zögernd von seinen Lippen. Jede einzelne Silbe verursachte ihm ungeheure Anstrengung. Er stammelte wie ein Kind. Die anderen hatten ihn nicht verstanden.
    „Wie lange liege ich schon hier?“ wiederholte er noch einmal.
    „Vier Wochen“, sagte der Arzt.
    „Wie?“ fragte Ray Mortimer verblüfft. Er wollte sich aufrichten, doch ein stechender Schmerz im Hinterkopf warf ihn in die Kissen zurück. Trübe Schleier zogen an seinen Augen vorüber. In den Schläfen hämmerte

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