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Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry

Titel: Mein Freund, der Mörder Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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identifizieren?“
    „Eine größere Dummheit hätte ich sicher nicht machen können“, erwiderte Mara Revell von oben herab. „Du weißt scheinbar nicht mehr, was du alles auf dem Kerbholz hast. Es würde jedenfalls reichen, dich auf einige Jahre in den Käfig zu sperren. Wäre dir das angenehm gewesen?“
    Ihre Worte erschreckten Ray Mortimer über alle Maßen. So ist das also, dachte er erschüttert. Deshalb hat mich nie jemand besucht. Man wollte mich nicht der Polizei in die Hände spielen. Und wenn es so ist, dann werde ich mich auch in Zukunft verbergen müssen. Ich gehöre anscheinend zu den Heimatlosen, die sich in den Rattenlöchern am Hafen verkriechen.
    „Wohin gehen wir?“ forschste er unschlüssig.
    „Zu John Dallas“, entgegnete Mara rasch. „Er wartet schon auf dich. Glaube nicht, daß er dir Angenehmes zu sagen hat. Mit einem Zinker macht John im allgemeinen kurzen Prozeß.“
    Ray Mortimer verhielt jäh den Schritt. Es war zu viel, was da plötzlich auf ihn einscürmte. Er brauchte Zeit. Er mußte zu einer Atempause kommen. Vielleicht durfte er auch gar nicht alles glauben, was ihm das Mädchen erzählte.
    „Ich möchte etwas trinken“, sagte er müde. „Weißt du ein nettes Lokal in der Nähe?“
    Mara Revell zögerte. „John hat mir eingeschärft, dich sofort zu ihm zu bringen“, gestand sie unsicher. „Er kann verdammt gefährlich werden, wenn man seine Befehle mißachtet. Das weißt du ja selbst am besten. Nur aus diesem Grund hast du wochenlang im Hospital gelegen.“
    Nach kurzer Pause fügte sie leise hinzu: „Von mir aus können wir ruhig auf ein Stündchen einkehren. Ich sehne mich selbst nach einem Drink. Ist dir die Sodom Bar recht? Sie liegt keine fünf Minuten entfernt am Wenlock Basin in Hoxon. Du erinnerst dich doch?“
    Nein, Ray Mortimer erinnerte sich nicht. Aber er folgte ihr geduldig in die angegebene Richtung. Sie überquerten fremde Straßen und Plätze. Der Grand Union Canal tauchte vor ihnen auf. Graue Nebelschwaden folgten seinem Lauf. Ein paar Minuten später hatten sie die Sodom Bar erreicht. Das graue Gebäude lag in einer ärmlichen Straße. Die Fenster waren geschlossen. In den Rolläden verfing sich winselnd der Herbststurm.  
    „Das Lokal ist ja geschlossen“, murmelte Ray Mortimer verwundert. „Ist dir nichts Besseres eingefallen?“
    „Komm nur!“ drängte Mara Revell ungeduldig. „Du weißt doch, daß die Bar erst um neun Uhr abends ihre Pforten öffnet. Um diese Stunde ist nur die Austernstube geöffnet. Aber das wird uns genügen, denke ich.“
    Sie bekamen einen gemütlichen Eckplatz in dem altertümlichen Vorraum. An den Nachbartischen Himmelten Genießer und schlürften andächtig ihre Austern. Dazwischen drückten sich halbseidene Dämchen und Kupplerinnen herum. An der Theke zwitscherten zwei junge Dinger einen doppelten Whisky.
    „Du mußt für mich bezahlen“, erklärte Ray Mortimer verlegen. „Ich habe kein Geld bei mir. Aber hab keine Angst! Mit einem Bier bin ich zufrieden.“
    Er bekam ein schäumendes Glas serviert. Die Bedienung warf ihm einen raschen Blick zu. „Sie sind doch Mr. Mortimer?“ meinte sie dann ungläubig. „Sie sind aber verdammt blaß geworden, seit ich Sie das letzte Mal sah. Wo haben Sie denn gesteckt?“
    „Lesen Sie keine Zeitungen?“ fragte Ray Mortimer stirnrunzelnd. „Seltsam, jetzt auf einmal kennt mich jeder. Als der Aufruf in den Zeitungen erschien, wollte niemand etwas von mir wissen.“
    Das Mädchen erschrak über die rauen Worte. Jetzt erst erkannte sie Mara Revell, die stumm neben Ray Mortimer saß.
    „Oh, entschuldigen Sie“, murmelte die Kleine mit bleichen Lippen. „Ich wollte wirklich nicht... ich hatte keine Ahnung... ich möchte auf keinen Fall...“
    „Was hat sie denn?“ fragte Ray Mortimer verblüfft, als sich das Mädchen hastig entfernt hatte. „Was ist denn los mit ihr? Vor wem hat sie Angst?“
    „Trink dein Bier“, erwiderte Mara Revell unfreundlich. „Es wird gut sein, wenn du nicht viel redest. John hat seine Lauscher überall. Ein unbedachtes Wort verschlechtert nur deine Lage.“
    Ray Mortimer trank niedergeschlagen sein Bier aus. „Wir können gehen“, sagte er mürrisch. Aber dann trat er doch noch rasch zum Büffet, um sich Zigaretten mitzunehmen. Mara Revell drückte ihm das Geld in die Hand.
    „Mach rasch“, drängte sie nervös. „Und laß dich nicht ausfragen. Denk an meine Warnung!“
    Ray Mortimer drückte sich eine Weile an der Theke herum und

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