Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)
bestand darauf, dass außerdem noch mehrere Bogenschützen den beiden folgten, um sie im Notfall beschützen zu können. Unter ihnen war auch Pentafer. Diese Bewacher folgten ihnen auf zweispännigen Kampfwagen, so wie sie es sonst auch gewohnt waren, wenn sie in die Schlacht zogen.
Trotz aller Sicherheitsbedenken, ließ es sich Tutenchamun nicht nehmen, die kleine Wagenkolonne anzuführen. Die Pferde wirbelten mit ihren Hufen den rötlichen Staub auf, den die nahe Wüste auch in das schwarze Land am Fluss und am Kanal hineintrug. Die Wege waren zumeist fast völlig davon bedeckt.
Anchesenamun hatte darauf verzichtet, ihren Bruder zu begleiten, was wohl in erster Linie daran lag, dass ihr die Art und Weise, in der der junge Pharao den Wagen lenkte, wohl einfach zu halsbrecherisch war. Immerhin konnte Tjesem auf diese Weise bei ihr im Palast bleiben. Der Windhund hatte sich offenbar in der Zwischenzeit auch an Anchesenamun gewöhnt und etwas Zutrauen zur Schwester des Pharaos gefasst. Ihn bei der rasanten Fahrt mit dem Wagen mitzunehmen, wäre jedenfalls ganz sicher nicht das Richtige für ihn gewesen. Herkos klammerte sich mit beiden Händen an der Haltestange fest, während die Räder über den ausgetrockneten, staubigen Weg rumpelten, sodass man jeden Augenblick damit rechnete, dass vielleicht beim ersten etwas tieferen Schlagloch die Achse brechen könnte.
Vor dem Haus des Ahmose kam die Kolonne zu stehen. Herkos und Tutenchamun stiegen von ihrem Wagen herab.
Pentafer sprang von seinem eigenen Wagen herunter und kümmerte sich um die Pferde.
Ein weiterer Bogenschütze klopfte an die Tür, um den Pharao anzumelden.
Wenig später wurden Herkos und Tutenchamun durch die Tür geleitet und gelangten schließlich in einen Innenhof, in dem ein Springbrunnen plätscherte und Palmen wuchsen. Ahmoses Witwe und sein Sohn – ein junger Mann von vielleicht zwanzig Jahren – empfingen sie. Herkos erkannte sie wieder, auch wenn er bisher nicht mit ihnen gesprochen hatte. Schließlich waren sie auch während der Begräbnisfeier zu Ehren des Ahmose anwesend gewesen.
Tutenchamun überreichte ihnen das Amulett und das Papyrus. „Ich weiß, dass dies den Schmerz, um den Verlust nicht nicht schmälern kann, den ihr erlitten habt. Aber Ahmose hat mir immer treu gedient, darum will ich mit diesem Dokument und diesem Zauber verfügen, dass jedes weitere Unglück von seiner Familie ferngehalten wird und sie für alle Zeiten aus der Schatzkammer des Pharaos versorgt wird.“
„Wir danken Euch, Herr“, sagten nacheinander die Witwe und der Sohn des Ahmose. Dann aber trat die Witwe einen Schritt vor und meinte: „Der Tod meines Mannes war allerdings kein Unglück. Er starb während eines Gastmahls, zu den ihm der Mann einlud, der am meisten von seinem Tod profitiert.“
„Mutter!“, fuhr der Sohn dazwischen.
„Lass nur, dass soll der Pharao ruhig hören! Ich spreche von Chep-meket, der schon lange gerne Wesir von Abydos gewesen wäre und sich deswegen immer zurückgesetzt gefühlt hat!“
„Mutter! Wir können diese Anschuldigungen nicht beweisen!“, meinte der Sohn.
„Sprecht weiter!“, forderte Tutenchamun jedoch. „Ich will alles hören, was es darüber zu erzählen gibt.“
Die Witwe des Wesirs hob den Blick. „Auch die Dinge, die sich nicht beweisen lassen und mit denen man kein Gericht der beiden Länder überzeugen könnte?“
„Wollt Ihr vor dem lebendigen Horus etwas verbergen?“, fragte Tutenchamun. „Auch Horus konnte das Gericht der Götter lange Zeit nicht überzeugen, weil es sich immer nach dem letzten Zeugen richtete.“
De Witwe atmete tief durch. „Mein Mann ahnte, dass Chep-meket, der jetzt sein Nachfolger ist und vorher sein Stellvertreter war, viele dunkle Geschäfte gedeckt hat und daran sogar beteiligt war. Aber er konnte nichts tun, denn noch fehlten die Beweise...“
„Er hat mit Euch darüber gesprochen?“
„Ja. Aber leider kann ich Euch nur das berichten, was er mir sagte. Aber ich kann Euch versichern: Ahmose war entschlossen, Chep-meket vor Gericht zu bringen! Das wäre nur noch eine Frage der Zeit gewesen! Aber bevor es dazu kommen konnte, hat man ihm ein Gift in seinen Trank gemischt.“
„Woher wollt Ihr das so genau wissen?“, entfuhr es Herkos.
„Verzeiht die Ungeduld meines Begleiters“, erklärte Tutenchamun. „Aber die Antwort auf seine Frage interessiert auch mich.“
Die Witwe legte die Stirn in Falten und nickte schließlich sehr langsam.
„Die
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