Mein Freund Tutenchamun, Band 2: Grabräuber (German Edition)
Schlimmer, als alle Krankheiten und Plagen, schlimmer als der Tod selbst. Die Aussicht, nicht im Totenreich weiterleben zu können, erschrak die Träger zutiefst. Für Augenblicke sagte keiner von ihnen ein Wort. Aber als dann der Erste zum Ausgang der Grabkammer rannte, war auch für die anderen kein Halten mehr.
„Bleibt hier!“, rief Perchuf.
Aber das war sinnlos. Selbst einer der Wächter wurde, ehe er sich versah, grob zur Seite gestoßen. Einer der Krüge ging zu Bruch. Auch ein Wächter schien es mit der Angst zu bekommen und schloss sich den Trägern an.
Innerhalb weniger Augenblicke waren von den Männern, die für Perchuf arbeiteten nur noch drei bewaffnete Wächter in der Grabkammer. Herkos hatte einen Schritt nach vorn gemacht, aber einer der Wächter richtete den Speer auf ihn. „Schön ruhig bleiben!“, knurrte er. Dann holte er aus um zuzustoßen.
„Warte!“, schritt Perchuf nun ein.
„Aber wir haben keine andere Wahl! Wenn wir die beiden am Leben lassen, kommt alles heraus!“, wandte der Wächter ein.
„Wir können das nicht allein entscheiden!“, erklärte Perchuf. „Nicht, wenn es um den Pharao geht...“
„Und was schlägst du vor?“
„Mauert sie hier ein und verschließt den Eingang von außen! Es gibt keine Möglichkeit für sie zu entfliehen und niemand wird sie hier suchen!“, schlug Perchuf vor. „Und falls unser Herr doch noch etwas anderes mit dem Pharao vor hat, dann wäre es immer noch möglich, die Grabkammer wieder zu öffnen und ihn herauszuholen!“
„Allzu lange darf sich unser Herr dann aber mit seiner Entscheidung nicht Zeit lassen“, meinte einer der Wächter.
„Dann sollten wir jetzt keine Zeit verlieren!“, meinte Perchuf. Er wandte sich an Tutenchamun und Herkos. „So werdet ihr den Wesir Ahmose vermutlich auf seiner Reise zu den Westliche begleiten!“
„Aber den lebendige Horus wird man nicht dazu bringen, dass er im Totenreich schweigt!“, rief Tutenchamun.
Perchuf lächelte schief. „Ich bin kein Priester und habe nicht so viel Ahnung von diesen Dingen. Aber es gibt sicherlich Mittel und Wege, um das zu verhindern.“ Er zuckte mit den Schultern. „Wer weiß, vielleicht werden eure Seelen ja auch für alle Ewigkeit in diesem düsteren Gewölbe umher irren und nie den Weg ins Reich des Osiris finden...“
Der Eingang wurde verschlossen. Eine Fackel brannte jetzt noch im Inneren der Grabkammer. Als der Eingang noch offen gewesen war, hatte sie geflackert, doch jetzt brannte sie vollkommen ruhig. Herkos steckte sie in eine der Halterungen an der Wand, sodass nahezu die gesamte Kammer beleuchtet wurde.
Von draußen war zu hören, wie Perchufs Männer damit begannen, den Eingang zu schließen.
Die beiden Jungen im Inneren der Grabkammer waren für eine Weile wie erstarrt.
„Wie lange brauchen die, um uns völlig einzumauern?“, fragte Herkos fast tonlos.
„Vor dem Morgengrauen werden sie spätestens fertig sein müssen!“, vermutete Tutenchamun. „Bei Tag würde es immerhin sehr auffällig wirken, wenn Wachsoldaten ein Grab verschließen!“
„Du nimmst das sehr ruhig hin!“, stellte Herkos etwas verwundert fest. „Diese Schurken mauern uns immerhin gerade lebendig ein! Wenn uns hier niemand herausholt, werden wir elendig umkommen! Nicht einmal den getrockneten Fisch und die Weinfässer, die eigentlich für Ahmoses Reise zu den Westlichen bestimmt waren, haben sie uns hier gelassen. Wir haben nichts zu essen und zu trinken!“
„Aber Anchesenamun weiß, was wir vorhatten“, gab Tutenchamun überraschend ruhig zu bedenken. „Sie wird Haremhab und Eje Bescheid sagen und dann wird man dieses Grab wieder öffnen.“
„Und was, wenn...“
Herkos sprach nicht weiter. Tutenchamun wandte den Kopf in seine Richtung. „Wenn was?“, hakte er junge Pharao nach.
„Du hast mir mal gesagt, dass du viele Feinde hättest und eigentlich niemandem trauen könntest!“
„Das ist richtig. Selbst bei Haremhab und Eje kann ich mir nicht sicher sein, ob sie nicht ihre eigenen Pläne verfolgen!“
„Und woher weißt du dann, dass die beiden nicht diese günstige Gelegenheit ausnutzen und dich hier in diesem Grab verschwinden lassen, anstatt uns zu helfen? Sie könnten dann die Macht ergreifen und einer von beiden würde sich zum Pharao aufschwingen. Die eigentliche Herrschaft habe die beiden ja sowieso schon...“
Tutenchamun schien über Herkos' Gedanken tatsächlich einige Augenblicke lang ernsthaft nachzudenken. Dann
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