Mein Herz springt (German Edition)
noch kurz den Papa?«
Kalle nimmt den Hörer und geht damit ins Wohnzimmer. »Ich wünsche dir ganz viel Spaß in Wien, Betty. Mach dir eine schöne Zeit! Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch. Ich vermisse euch. Gute Nacht.«
»Gute Nacht, Betty.«
Am nächsten Morgen freue ich mich auf das Frühstücksbuffet mit den Kollegen aus Köln. Wir treffen uns um halb acht im Frühstücksraum. Uns bleibt genug Zeit, um genüsslich die vielen Leckereien auszuprobieren und zwei Tassen Kaffee zu trinken. Eine gute Einstimmung auf den Tag.
Um neun Uhr beginnt der offizielle Teil des Kongresses. Pünktlich finden wir uns in den Messehallen ein. Ich habe mir für den Vormittag zwei Vorträge von internationalen Herzspezialisten im Bereich der Herzklappendiagnostik vorgenommen. Abwartend sitze ich in einem der zahlreichen Vortragssäle und warte zusammen mit ca. 200 Messebesuchern auf Prof. Dr. Mohammed Lassi aus Indien. Ich versuche, bekannte Gesichter zu identifizieren. Ohne Erfolg. Direkt rechts neben mir fällt mir eine attraktive Frau mit langen, blonden Haaren, die mit einem Haargummi zusammengebunden sind, auf. Da das Publikum eher männerdominiert ist, sticht sie umso mehr aus der Menge. Als ich sie anschaue, treffen sich unsere Blicke. Die Blonde grüßt mich mit einem Lächeln. »Hallo. Ganz schön was los hier, oder?« Sie spricht mit einem leichten Akzent, der sympathisch wirkt.
»Das kann man laut sagen. Wir können von Glück sprechen, dass wir noch einen Sitzplatz ergattern konnten.«
Endlich, mit etwa 20-minütiger Verspätung betritt Lassi den Saal. Schnell kehrt Stille ein. Der eloquente, aus Indien stammende Professor zieht durch seine selbstbewusste Ausstrahlungund den heiteren Vortragsstil alle Zuhörer in seinen Bann. Zwei Stunden purer medizinischer Forschungsgenuss. Die Zeit verfliegt wie im Flug. Am Ende steht das Publikum auf und klatscht, um den fachlichen, aber auch persönlichen Respekt kundzutun.
An der Seite meiner blonden Sitznachbarin verlasse ich den Saal.
»Und, was haben Sie als Nächstes geplant?», fragt sie mich.
»›Neue Erkenntnisse in der Laboratoriumsmedizin‹. Scheint laut Lageplan am anderen Ende der Messe zu sein.«
»Und Sie?«
»Ich werde mich einmal in Richtung ›Wie wichtig ist heute noch die Bypass-OP?‹ machen. Ist wohl irgendwo in dieser Halle.«
»Viel Spaß noch! Und gute Erkenntnisse!«
»Das wünsche ich Ihnen auch! Einen guten Tag! Vielleicht laufen wir uns ja noch einmal über den Weg.«
»Ja, vielleicht. Wäre schön. Bis dann.«
Und »bis dann« lässt nicht lange auf sich warten. Als ich nach dem zweiten Vortrag in der Schlange des Messerestaurants auf meine Spaghetti Napoli warte, klopft mir plötzlich jemand von hinten auf die Schulter. »So schnell kann es gehen!« Wieder lächelt mich ein blonder Engel an. »Haben Sie Lust, mit mir zusammen zu essen?«
»Klar, gerne«, entgegne ich ohne zu zögern.
»Dann können wir noch einmal über unsere neuesten Erkenntnisse reflektieren«, scherzt meine neue Bekannte. Ich zwinkere ihr amüsiert zu.
Das Eis zwischen uns beiden war eigentlich schon heute Morgen gebrochen. Umso einfacher ist es, beim Mittagessen ein unterhaltsames Gespräch zu führen.
»Ich schlage vor, wir lassen das mit dem Sie. Ich bin Lisa.«
»Gerne. Ich bin Betty. Und wo spricht man so einen charmanten Akzent, Lisa?«
»In Bozen, in Südtirol. Ich kann und will ihn nicht verbergen. Obwohl das, was du hörst, schon mein Versuch ist, bestes Hochdeutsch zu sprechen.« Lisa lächelt wieder. »Und woher kommst du?«
»Aus Köln, der schönsten und vor allem närrischsten Stadt Deutschlands.« Wir lachen beide.
»Du sprichst den Fasching an, Betty, oder?«
»Indirekt. Zum einen heißt bei uns der Fasching Karneval und zum anderen ist er eine gefühlte ganzjährige Lebenseinstellung bei den Ur-Kölnern.«
»Ihr seid also das ganze Jahr ein bisschen verrückt?«
»Ja, so kann man es auch sagen.« Ich freue mich über unseren witzigen Dialog, den wir noch für die nächsten 45 Minuten fortsetzen.
»So, weiter geht’s!«, treibt mich Lisa an. »Meine Messereise geht zu den Herzchirurgen. Und deine?«
»Lass mich mal auf die Agenda schauen! Ach ja, bei mir geht’s zur Sportmedizin. War schön, dich kennenzulernen!«
»Ja, fand ich auch, Betty. Sag mal, hast du für heute Abend schon etwas geplant?«
»Nein, nicht so richtig. Es sind noch zwei Kollegen aus Köln vor Ort. Wir haben aber noch nichts vereinbart.«
»Wenn du Lust
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