Mein ist dein Herz
weil ich derzeit total in der Klemme stecke ...
Noch bevor ich einen ›ich-bin-gerade-zufällig-vorbeigekommen-Abstand‹ zum Eingang erschaffen kann, kommt Tyler zusammen mit Blondchen und zwei Freunden heraus. Rob und Alex begrüßen mich, das Mädchen bedenkt meine ganze Erscheinung mit einem abfälligen Blick und tritt dann zur Seite, als Ty mit einem »Was zum Teufel suchst du hier?« auf mich losgeht.
Mit einem Mal sind meine vorherigen Sorgen vergessen, selbst die Kälte spüre ich nicht mehr, weil sein barscher Ton meine Sinne betäubt. Die Hände, welche sich vorhin an seinen Bauch nach oben tasteten, werden kurzerhand abgeschüttelt. Und das genießerische Auflachen des überschminkten Zwergs hinter ihm versetzt meinem Minimalego einen schmerzhaften Stich.
»Setz dich schon Mal ins Auto ...!«, schlägt Tyler der Tussi vor. Mit jener Samtstimme, wohlgemerkt, die unter die Haut geht und dort für einen angenehmen Schauder sorgt. Ein weiterer, emotionaler Tritt in meine Magengegend, weil er diese Injektion nicht an mich gerichtet hat ...
»Ich darf mich ja wohl noch frei bewegen!«, bemerke ich trocken, seinen eindringlichen und für meinen Geschmack etwas zu aufgebrachten Blick meidend.
»Solange du diese Gelegenheit nicht dazu ausnutzt, um mir hinterherzuspionieren, mag das ja auch stimmen. Diese Scheiße aber, wird Konsequenzen haben! Du weißt ganz genau, wie mich solche Aktionen von dir langweilen und wie es mich aufregt, wenn du mich dermaßen bloßstellst vor meinen Freunden.«
»Moment mal!« Abwehrend hebe ich die Arme. »Ich habe dich weder bloßgestellt, noch habe ich dir hinterherspioniert. Heute ist unser Jahrestag und ich denke, es ist nur verständlich, wenn ich dich an diesem Tag dabei haben will, oder?«
»Heute ist Freitag!«, blafft er mich an, als ob ich schwerhörig wäre. Oder aber nicht ganz dicht. Je nachdem, wie man das auffassen mag. »An diesem Tag habe ich frei von dir ...«
»Hörst du dir selbst noch zu, Tyler? Du nimmst frei von deiner Freundin? Weißt du, dass das nicht normal ist?«
»Mir ist es scheißegal, ob das normal ist oder nicht! Du bist so eine Klette, dass ich nicht anders kann und ich dachte eigentlich, dass wir das bereits geklärt hätten?«
»Vier Tage die Woche bist du woanders, vier Tage die Woche, die ich allein zuhause verbringe, vier Tage, die ich dir in der Regel ohne zu meckern gewähre! Aber nicht an UNSEREM Jahrestag!«, antworte ich und spüre Tränen meiner Wut und Verbitterung in mir aufsteigen. »Du bist gerade dabei diesen Tag mit einer anderen Tussi zu verbringen, dabei hast du mir damals gesagt, dass du dir vor allem von ›Weibern‹ frei nimmst ...«
»Nicht von allen, Jane! Nur vor solchen Dummen, wie du es bist!«, antwortet er zischend. Von seiner Schönheit bleibt nicht viel übrig, sobald ich ihn durch das Prisma meiner Verbitterung anschaue. Warum er mit diesen verletzenden Worten um sich wirft, kann ich mir einfach nicht erklären.
Ebenso wenig, wie meine fast schon intuitive Handlung ...
»Bitte, Schatz ...«, setze ich nochmals leise und sanft an, strecke meine Hand nach seiner aus, muss aber zusehen, wie er auch dieser Geste ausweicht.
»Nein Jane! Und nenn mich auch nicht mehr Schatz! Du, deine Ungeduld und die verflucht nervige Art, sich wie eine Zecke an mir festzusaugen, kotzt mich an. Ich fahre jetzt und will keinen Mucks von dir hören. Haben wir uns verstanden?«
Er wartet nicht auf eine Antwort, spaziert stattdessen seelenruhig an mir vorbei, rempelt mich im Vorbeigehen mit der Schulter an und steigt ins Auto. Den Blick in das Gesicht seiner Begleitung erspare ich mir, einen Nervenzusammenbruch, nachdem sein Wagen den Parkplatz verlassen hat, ebenfalls. Jähe Wut auf mich selbst, auf ihn und auf unsere Beziehung kocht in mir hoch.
Meine Finger ertasten die Zigarettenpackung, aus der ich mir eine Zigarette und das Feuerzeug herausziehe. Kurzerhand ist mein kleiner Retter in jeder Not angezündet und der entspannende Rauch innerhalb von zwei kräftigen Zügen eingesogen. Mehrere tiefe Züge später kann ich wieder so weit klar denken, dass ich die einzig möglichen Optionen für mich auftue.
Auswahlmöglichkeit Nummer eins: Ich krieche zuhause unter eine Decke, köpfe ein Desperados und gebe dem spätabendlichen Fernsehprogramm eine Chance.
Auswahlmöglichkeit Nummer zwei: Ich hole meine beste Freundin ab und stürme mit ihr die einzige Diskothek, die heute offen hat.
Meine treue Seite verlangt von mir, das
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