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Mein ist dein Tod

Mein ist dein Tod

Titel: Mein ist dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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gurgelte. Blut strömte aus der Wunde, aus dem Gesicht, dem Hals, er zuckte mit den Armen und spuckte Zähne aus.
    »Schluss damit!«, brüllte der Polizist und versuchte, ihr die Schaufel aus der Hand zu reißen, doch Lena war schneller, war wie eine Raubkatze, ihre Sinne loderte, denn niemand würde sie von ihrem Ziel abbringen.
    Max war die größte Enttäuschung ihres Lebens.
    Sie würde den Rest ihres Lebens leiden.
    Sie war verloren.
    Lenas Blick fand den des Polizisten.
    Er schüttelte ganz langsam den Kopf. »Nein, tun Sie das nicht. Sie sind keine Mörderin.«
    » Jeder kann ein Mörder sein«, stöhnte sie, hob die Schaufel, so hoch es ging und donnerte sie Max mitten auf den Kopf. Es gab ein knirschendes Geräusch, als bräche ein trockener Ast, Max spie Blut, dann fiel er zur Seite und regte sich nicht mehr.
    Lena heulte auf wie ein waidwundes Tier und warf die Schaufel weg.
    Sie fiel in die Arme des Polzisten, rutschte an ihm zu Boden, die Schaufel kippte weg, voller Blut, kippte auf den sauber gefegten Boden, und aus dem Augenwinkel nahm Lena den Besen wahr, der in einer Ecke stand, als warte er darauf, alles Übel der Welt wegzufegen.
    » Er sollte Sie nicht töten. Sollte er nicht. Das hat er doch schon mit mir getan!«, schluchzte sie.
    Dann schrie und schrie und schrie sie mit spitzen Lauten.
     
     

55
     
    Drei Tage später
     
    Der Mann und die Frau blickten durch das Fenster.
    Die Frau weinte.
    Hinter dem Fenster befand sich ein Raum, in dem Patienten in einfacher Privatkleidung an Tischen saßen, irgendwo im Raum standen oder auf dem Boden kauerten. Nicht wenige starrten vor sich hin, einige redeten mit sich selbst, andere gestikulierten mit den Armen.
    Zwei Männer spielten Schach.
    Ein anderer las in einer Zeitung, die er falsch herum hielt.
    Lena saß in einem einfachen Sessel. Ihr Blick wirkte verhangen. Sie lächelte und war ganz still.
    Eine Pflegerin war bei ihr und gab ihr Medikamente.
    Der Mann und die Frau blickten durch das Fenster.
    »Wir werden sie nicht wieder im Stich lassen«, sagte der Mann, dann rannen auch bei ihm die Tränen.
    »Wie konnten wir nur?«, schluchzte die Frau.
    »Ich werde alles wiedergutmachen«, gab der Mann erstickt zurück.
    »Können wir das jemals?«, fragte die Frau und zupfte ein Taschentuch aus ihrer Handtasche.
    »Es kommen auch wieder bessere Zeiten«, sagte der Mann und tätschelte den Arm der Frau.
    Die Pflegerin entfernte sich und Lena hob den Kopf. Ahnte sie, dass sie beobachtet wurde? Ihr Blick wanderte durch das Zimmer zum Fenster.
    »Sie erkennt uns«, sagte die Frau.
    »Ja, das tut sie. Schließlich ist sie unsere geliebte Tochter«, sagte der Mann.
    Lena lächelte nach wie vor. Etwas in ihren Augen blitzte erkennend auf.
    Dann sah sie wieder weg und ihr Kopf sank auf die Brust, als schlafe sie.

56
     
    Donald kam aus der Küche, in der Hand eine Kanne Kaffee.
    Sein Haar war strubbelig.
    Er trug einen Bademantel.
    » Du bist und bleibst ein Verrückter«, sagte Elvira Kreidler, die zur frühen Stunde bei ihm geklingelt hatte. »Er hätte dich um ein Haar getötet.«
    » Aber nur um ein Haar. Und du weißt ja wohl, dass Narben einen Mann interessanter machen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Keiner weiß, was er mit dir machen soll. Entweder du kriegst ein Disziplinarverfahren oder einen Orden. Und ich werde mich nicht dazu äußern.«
    » Das brauchst du auch nicht«, sagte Donald. Sie setzten sich und er rückte näher zu ihr. Er legte einen Arm um ihre Schulter.
    Sie schob ihn ein Stück von sich weg. »Hättest du den Mord nicht verhindern können?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Die Frau ist klein, zart. Ein Handgriff, und du hättest ihr die Schaufel wegnehmen können.«
    »Sie war schnell, blitzschnell. Wie ein wildes Tier. So etwas habe ich noch nie erlebt. Sagt man nicht, dass Irrsinn einem Menschen ungeahnte Fähigkeiten verleihen kann? Oder Angst? Sie fürchtete sich vor Fielding, aber auch vor sich selbst. Sie war wie das Unfallopfer, dem es gelingt, eine blockierte Fahrertür nur mit Leibeskraft aus den Angeln zu sprengen.«
    Elvira runzelte die Stirn. »Klingt ganz gut, aber irgendwie auch seltsam, oder?«
    »Nicht, wenn du dabei gewesen wärst.«
    »Nun sitzt sie in einer Heilanstalt, die arme Frau. Ich könnte heulen, wenn ich daran denke. Sie suchte nichts als Liebe und nun das ...«
    »Ja, es ist tragisch.«
    »Und es ist eine schwierige Situation. Einerseits hast du den Mörder gestellt, und zwar in einer verbotenen

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