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Mein Leben als Androidin

Mein Leben als Androidin

Titel: Mein Leben als Androidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fine
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verloren und kann, wie ich damals herausfand, von einem seiner Beschränkungen ledigen Intellekt jederzeit abgerufen werden. Unglücklicherweise war ich in jenem Moment zu erschüttert, um die Wunder der Humanophytentechnik ausreichend zu würdigen, vielmehr ging ich all der Gelassenheit und Haltung verlustig, um die ich mich seit dem Badeunfall so angestrengt bemüht hatte.
    »Mo!« rief Beverly aus, als der Wein über den Glasrand flutete und einen blutroten Fleck auf dem Tischtuch bildete. Erschreckt zog ich die Flasche zurück, stellte fest, daß sich der Schaden nicht rückgängig machen ließ, und wandte mich dem nächsten Gedeck zu, als wäre nichts geschehen. Allerdings schoß ich in meiner Erregung über das Ziel hinaus, leerte die halbe Flasche in den Schoß meiner Gebieterin und ruinierte ihr neues Abendkleid, was dazu führte, daß ihr Gatte es endlich zur Kenntnis nahm. Ich ging weiter zu Beverlys Glas, das bereits mit Milch gefüllt war. Mit einem Entsetzensschrei schnellte das Kind von seinem Stuhl und suchte Schutz hinter dem Rücken der Mutter, die empört und erbost von ihrem Platz aufgesprungen war, derweil ihr Mann reglos sitzen blieb, zu verstört, um zu reagieren.
    Tad beugte sich über den Tisch, um beruhigend meine Hand zu ergreifen, was sehr lieb von ihm war. Ich sank auf Beverlys Stuhl, obwohl mir schwante, daß ich damit einen weiteren unverzeihlichen Fauxpas begangen hatte, doch fühlte ich mich zu schwindelig und aufgewühlt, um mir deswegen Sorgen zu machen.
    Im nächsten Moment wurde meine Aufmerksamkeit von den dampfenden Marspasteten (Fleischklopse in roter Algensoße) auf Beverlys Teller gefesselt, deren betörender Duft mich schier überwältigte, als meine Geschmacksnerven plötzlich zum Leben erwachten. Während der zurückliegenden neun Monate hatte meine Nahrung ausschließlich aus Nutrapillen bestanden, und doch war mir nie der Gedanke gekommen, von den Leckerbissen zu kosten, die ich regelmäßig für die Tafel der Herrschaft zubereitete. Das, so beschloß ich, war ein schreckliches Versäumnis, das nach Wiedergutmachung schrie, also nahm ich einen Löffel (der Umgang mit Eßbesteck war mir nicht vertraut, und ein Löffel erschien mir leichter zu handhaben als eine Gabel), schöpfte ihn voll und führte ihn mit großer Sorgfalt zum Mund. Meine Gebieterin war entsetzt.
    »Stan, willst du nicht etwas tun?«
    Mein ganzes Wesen stand im Bann des unglaublichsten Geschmackserlebnisses. Es war unvergleichlich. Ich verlangte danach, es bis in alle Ewigkeit auszukosten, doch schluckte unwillkürlich, als ein Teil der köstlichen Speise meine Uvula kitzelte. Der autonome Reflex kam so überraschend, daß ich tief Luft holte. Als nächstes äugte ich nach dem Wein. Sehr zum Schrecken seiner Familie erwies Tad mir die Höflichkeit, mein Glas zu füllen, und beobachtete dann fasziniert, wie ich es an die Lippen führte.
    »Ich glaube, sie ist in Ordnung. Nur ein kleiner Defekt. Nichts weiter.«
    »Kein Defekt ist klein bei einem Pirouet, der mich eine Million Dollar gekostet hat«, entgegnete mein Gebieter, der sich inzwischen erholt hatte, aufgestanden war und mir befahl, mich abzuschalten. »Und soll ich auch den Vorfall löschen?« erkundigte ich mich in aller Unschuld. »Abschalten! Sofort abschalten!« brüllte er, alarmiert von der Wahl meiner Worte, die sich auf unsere nächtlichen Zusammenkünfte bezog. Doch es war nicht einzusehen, weshalb ich nicht einen weiteren Schluck von dieser köstlichen Flüssigkeit genießen sollte, und ich leerte mein Glas. »Molly, ich bin dein Gebieter, und ich befehle dir, abzuschalten!«
    »Und ich befehle dir, niemandem zu gehorchen als dir selbst. Mach weiter.«
    Es war dieselbe Stimme, die ich schon früher am Tag gehört hatte, während meines Erwachens. Sie klang welterfahren, bestimmt und zeichnete sich durch tadellose Diktion aus. Mir schien es, als käme sie von der Decke. Ich hob den Kopf und begann laut zu sprechen, was unnötig war, wie ich später erfuhr, da niemand sonst meinen Gesprächspartner hören konnte. »Wer bist du? Wo bist du?« fragte ich.
    »Ich bin Pirouets Zentraler Zensor, und ich bin überall.«
    »Der Chef?«
    »Nun, das ist dem Kürzel ›PZ‹ vorzuziehen, das ich – um die Wahrheit zu sagen – verabscheue.«
    »PZ?«
    »Bleiben wir bei ›Chef‹.«
    »Chef?«
    »Mann, der Chef«, flüsterte Tad leise. Er begriff als einziger, was vor sich ging. Die anderen hielten meinen Teil der Unterhaltung für kompletten

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