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Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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Erntezeit arbeitet er bestimmt auch mal die Nächte durch.
    Ich beuge mich zu ihm nach vorn und schaue auf die Straße. Auf dem breiten Beifahrersitz hat Lena sich zusammengerollt wie ein kleiner Igel. Das Licht der Armaturen fällt auf ihre Haare und lässt sie grünlich schimmern.
    Ich frage mich, wie lange wir wohl schon gefahren sind. Leider kann ich die Uhr nicht erkennen, aber vielleicht ist es besser so, damit ich nicht sehe, wie wenig Zeit wir noch haben. Mir ist ein bisschen kalt. Bestimmt ist das der Schlafmangel. Wieso hab ich keinen Pulli mitgenommen?
    An der Ausfahrt zu einem Rastplatz setzt Krischan den Blinker und biegt ab.
    „Ich brauch einen Kaffee“, sagt er leise und zwinkert mir im Rückspiegel zu.
    An meiner Seite rappelt Phillip sich hoch und guckt sich verwirrt um. Seine Haare sind total verstrubbelt. Er ist so niedlich!
    „Hab ich was verpasst?“, gähnt er.
    „Nee, nur die Autobahn“, grinse ich.
    Direkt vor der Raststätte ist ein Parkplatz frei. Ich war noch nie um diese Uhrzeit in einer Autobahnraststätte und finde es total spannend. Es fühlt sich fast so an, als wären wir zu viert auf dem Weg in den Urlaub. Schön wär’s …
    Lena ist nicht wach zu bekommen, weshalb wir beschließen, sie schlafen zu lassen.
    „Hoffentlich klaut sie keiner“, meint Krischan.
    „Lena kann sich wehren“, sage ich überzeugt.
    Wir setzen uns an einen Fenstertisch. Phillip holt Kaffee, Cola, ein paar Sandwiches und Schokoriegel.
    „In einer halben Stunde sind wir da.“ Krischan fährt sich mit beiden Händen übers Gesicht. „Weißt du, wo du hinmusst?“
    „Terminal C“, nickt Phillip und wirft mir über seinen Kaffeebecher hinweg einen Blick zu.
    Eine halbe Stunde. Dreißig Minuten. Terminal C, bohrt es sich in meinen Kopf.
    „Wenn mein Vater vor uns da ist, checkt er das Gepäck schon ein“, höre ich Phillips Stimme.
    „Und … und wie lange hast du dann noch Zeit, bevor du abfliegst?“, frage ich.
    „Keine Ahnung.“ Er rührt Zucker in seinen Kaffee. „Eine Stunde vielleicht oder zwei. Wenn das Gepäck aufgegeben ist und wir unsere Boardingpässe haben, müssen wir durch die Sicherheitskontrolle. Da könnt ihr dann nicht mehr mit.“
    „Okay“, sage ich und schlucke.
    Krischan schaut aus dem Fenster, als wolle er unser Gespräch nicht belauschen und uns nicht stören. Er ist wirklich süß.
    An den anderen Tischen sitzen fast nur Trucker und ein paar übernächtigte Typen in dunklen Anzügen. Ich komme mir vor wie in einem Roadmovie. Wir trinken unseren Kaffee aus, mümmeln unsere Sandwiches und nehmen die Schokoriegel für unterwegs und einen Coffee-to-go für Lena mit, dann geht’s weiter.
    Die letzte halbe Stunde der Fahrt verläuft in komplettem Schweigen. Wir schauen links und rechts aus den Fenstern und hängen unseren eigenen Gedanken nach. Ich wünschte, ich hätte nichts gegessen. Das Sandwich liegt wie ein Stein in meinem Magen und von dem Kaffee hab ich einen bitteren Geschmack im Mund. Ich bin fast froh, als wir endlich da sind. Ich reiße die Tür auf und atme die frische Nachtluft ein.
    Lena wird wach.
    „Wo sind wir?“, fragt sie.
    „Flughafen“, antwortet Krischan knapp.
    Phillip nimmt mich in den Arm.
    „Du musst nicht mitkommen“, sagt er leise zu mir. „Wir können uns auch hier verabschieden. Vielleicht ist es leichter.“
    Ich schüttele schnell den Kopf, bevor ich es mir anders überlege. „Ich komm mit!“
    Hand in Hand schieben wir uns durch eine gläserne Drehtür und betreten das hell erleuchtete Flughafengebäude. Lena und Krischan stapfen mit einem Meter Diskretionsabstand hinter uns her.
    Ich sehe Phillips Vater schon von weitem. Er steht unter einem Leuchtschild am Meetingpoint, winkt mit einer Zeitung und kommt uns schließlich mit großen Schritten entgegen.
    „Da seid ihr ja!“ Er nimmt Phillip in den Arm und begrüßt uns mit einem Lächeln und einem Händedruck. Meine Hand hält er ein bisschen länger fest. „Hoffentlich bist du nicht böse auf mich, dass ich meinen Sohn entführe.“
    Ich fühle mich ein bisschen überrumpelt und kann nur stumm den Kopf schütteln.
    „Du bekommst ihn wieder“, verspricht Herr Graf.
    Und dann geht plötzlich alles ganz schnell. Viel zu schnell, wenn man mich fragt. Aber mich fragt keiner.
    Herr Graf reicht Phillip seinen Rucksack und erzählt ihm, dass er das restliche Gepäck schon eingecheckt hätte. „Die Sicherheitskontrolle ist im Obergeschoss. Kommst du? Wir können in der Lounge

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